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dpa-AFX: ROUNDUP: Ersatzteilgeschäft beflügelt Triebwerksbauer MTU - Aktie auf Rekordhoch

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Lieferprobleme der großen Flugzeugbauer Airbus
und Boeing beflügeln die Gewinnaussichten des
Münchner Triebwerksbauers MTU . "Weniger ausgelieferte Flugzeuge
bedeutet weniger neue Triebwerke", sagte MTU-Chef Lars Wagner am Donnerstag in
München. Dadurch bräuchten die Airlines mehr Ersatzteile für Antriebe älterer
Flugzeuge - an denen der Triebwerkshersteller besonders gut verdient. Deshalb
soll MTUs Gewinn im Tagesgeschäft 2024 erstmals die Milliardenmarke knacken. Der
teure Rückruf von Triebwerken für Airbus-Jets läuft derweil besser als gedacht.

An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an: Die MTU-Aktie stieg am Vormittag
zeitweise um gut zwei Prozent und erreichte bei 314,80 Euro ein Rekordhoch.
Zuletzt lag sie noch mit 0,75 Prozent im Plus und lag damit im Mittelfeld des
Dax . Dabei hatte der Dax-Konzern erste Eckdaten zum Quartal schon
vergangene Woche veröffentlicht und in diesem Zuge auch seine Gewinnprognose
angehoben.

An Turbinen für neue Jets verdient MTU eher wenig - an Ersatzteilen um so
mehr. "Wir nutzen alle Chancen, die uns der Markt bietet", sagte Wagner. Der
Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) soll in diesem
Jahr statt 960 bis 980 Millionen Euro jetzt mehr als eine Milliarde Euro
erreichen. Ursprünglich hatte sich der Vorstand diese Marke erst für 2025
vorgenommen.

Fortschritte meldete Wagner beim Rückruf von rund 3000 Triebwerken von
Airbus-Jets, der den Münchner Triebwerkshersteller und seinen größeren
US-Partner Pratt & Whitney ebenso wie viele Fluggesellschaften seit mehr als
einem Jahr in Atem hält. Derzeit befänden sich weltweit etwa 450
Airbus-Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo am Boden. Diese Zahl
dürfte jetzt nach und nach sinken. Zudem kämen die betroffenen Antriebe
inzwischen schneller durch die Werkstätten als anfangs geschätzt.

So dauere es im Schnitt nur noch etwa 100 Tage, ein betroffenes Triebwerk
auseinanderzubauen, zu reparieren und wieder zusammenzubauen. Anfangs war die
MTU-Spitze noch von etwa 150 Tagen ausgegangen. Dennoch dürfte jedes betroffene
Flugzeug vorerst weiterhin insgesamt etwa 250 bis 300 Tage am Boden bleiben,
sagte Wagner. Zwar habe sich die Versorgung mit Ersatzteilen verbessert, doch
die Wartezeiten sind ihm zufolge immer noch lang.

Der zum US-Konzern RTX gehörende Triebwerksbauer Pratt &
Whitney hatte bei der Fertigung der Turbinenscheiben für den Getriebefan-Antrieb
ein mangelhaftes Pulvermetall verwendet. Alle betroffenen Turbinen müssen
deshalb auseinandergebaut, untersucht und repariert werden. Bis alle
abgearbeitet sind, dauert es mehrere Jahre.

Der Triebwerkstyp kommt vor allem bei den Mittelstreckenjets aus Airbus'
Modellfamilie A320neo zum Einsatz. Die A320neo und ihre Langversion A321neo sind
die meistgefragten Flugzeugtypen der Welt. Allerdings haben viele Betreiber des
Modells den Konkurrenzantrieb von CFM gewählt, einem Gemeinschaftsunternehmen
von Safran aus Frankreich und GE Aerospace aus den
USA.

Im vergangenen Jahr war MTU wegen des Rückrufs in die roten Zahlen geraten.
Es war der erste Jahresverlust in der 90-jährigen Unternehmensgeschichte. Die
finanziellen Belastungen hat der Konzern in Form einer Rückstellung von knapp
einer Milliarde Euro verdaut. Faktisch fließt das Geld vor allem in den Jahren
2024 und 2025 ab, was sich beim freien Mittelzufluss negativ bemerkbar macht.
Das Unternehmen hat deshalb auch schon seine Dividendenpläne gekürzt.

Der Vorstand ließ am Donnerstag offen, ob er die Rückstellung für den
Triebwerksrückruf möglicherweise teilweise wieder auflösen kann. So hatte der
Hersteller schon im Februar berichtet, dass er mit Pratt & Whitney über eine
mögliche Kompensation spricht. Denn MTU treffe an dem Rückruf keine Schuld.

MTU liefert Teile des Antriebs und betreibt eine der weltweit drei
Endmontagelinien. Allerdings hatten beide Partner vereinbart, sich Umsatz und
Risiken aus der Zusammenarbeit beim Getriebefan zu teilen.
Pratt & Whitneys Mutterkonzern RTX beziffert die gesamten Kosten
des Rückrufs auf 6 bis 7 Milliarden US-Dollar (5,6 bis 6,5 Mrd Euro).

In den ersten neun Monaten 2024 erzielte MTU einen Umsatz von knapp 5,3
Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis waren dies 14 Prozent mehr als im
Vorjahreszeitraum.

Der bereinigte operative Gewinn legte um ein Viertel auf 744 Millionen Euro
zu und erreichte damit knapp drei Viertel des neuen Jahresziels. Unter dem
Strich verdiente MTU 499 Millionen Euro, nachdem hier ein Jahr zuvor wegen der
Rückstellungen für den Triebwerk-Rückruf ein Verlust von 312 Millionen Euro
gestanden hatte./stw/mis/stk

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