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dpa-AFX: ROUNDUP: Airbus holt MTU-Chef und verdient mehr - Aktie an Dax-Spitze

TOULOUSE/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus
steuert trotz eines überraschend guten Sommers auf ein
turbulentes Jahresende zu. Das Ziel von 770 Flugzeug-Auslieferungen in diesem
Jahr bleibe eine schwierige Aufgabe, sagte Vorstandschef Guillaume Faury am
Mittwochabend in Toulouse. Unterdessen luchst der Flugzeugbauer dem Münchner
Triebwerkshersteller MTU den Chef ab: Lars Wagner soll künftig
die größte Airbus-Sparte leiten und auf diesem Posten Christian Scherer ablösen.
An der Börse kamen die Neuigkeiten am Donnerstag gut an.

Kurz nach Handelsbeginn legte die Airbus-Aktie um gut drei Prozent auf 144
Euro zu und war damit klarer Spitzenreiter im Dax . Für die
ebenfalls im Dax gelistete Aktie von MTU ging es hingegen um ein Prozent auf
302,90 Euro abwärts. Beide Papiere hatten in diesem Jahr bereits Rekordkurse
erreicht - Airbus Anfang März bei fast 173 Euro und MTU erst in der vergangenen
Woche bei 314,80 Euro.

Die Airbus-Aktie ist derzeit deutlich von ihrem Spitzenniveau ein gutes
Stück entfernt. Im bisherigen Jahresverlauf steht trotz der Aufschläge nach den
Zahlen zum dritten Quartal nur ein kleiner Gewinn auf der Kurstafel. Damit hinkt
das Papier dem Dax deutlich hinterher, der seit Ende 2023 rund 14 Prozent
zulegte.

Wagners Wechsel zu dem Flugzeughersteller ist eine Überraschung. Sein
Vertrag bei dem Triebwerksbauer läuft noch bis Ende kommenden Jahres. Erst 2026
soll er zu Airbus wechseln. Wann genau er dort Scherers Aufgaben übernimmt, ließ
Faury offen. Es sei eine Übergangsphase geplant.

Bei dem Flugzeughersteller ist Wagner kein Unbekannter. Nicht nur baut MTU
an Antrieben für viele Airbus-Typen mit - darunter der stark gefragte
Mittelstreckenjet A320neo und der Kampfjet Eurofighter. Vielmehr hatte Wagner
vor seinem Antritt bei MTU im Jahr 2015 in mehreren Führungsfunktionen bei
Airbus gearbeitet - zuletzt in Hamburg.

Bei MTU war er Anfang 2023 nach mehreren Jahren als Technik-Vorstand an die
Spitze aufgerückt und hatte dort den langjährigen Chef Reiner Winkler abgelöst.
"Seine Entscheidung, das Unternehmen nach Erfüllung des aktuellen Vertrags
verlassen zu wollen, habe ich mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen", sagte
Aufsichtsratschef Gordon Riske. Der Aufsichtsrat werde sich nun kurzfristig mit
der Klärung der Nachfolge befassen.

Anders als Wagner bei MTU will Faury den Chefposten bei Airbus behalten: Die
Aktionäre des Flugzeugbauers sollen den Manager auf der Hauptversammlung im
kommenden Jahr in seiner Funktion bestätigen. Unterdessen arbeitet die
Airbus-Spitze daran, ihre Produktions- und Gewinnziele in diesem Jahr zu
erreichen und den immer weiter wachsenden Berg an Flugzeugbestellungen
abzuarbeiten. Das erweist sich alles andere als einfach.

So hatte sich Faury Ende Juni wegen der anhaltenden Engpässe bei Zulieferern
von seinem Plan verabschiedet, in diesem Jahr 800 Passagierjets auszuliefern.
Selbst die jetzt geplanten 770 Jets erweisen sich als Herausforderung. "Wir
hoffen, dass wir am Ende des Jahres keine Segelflugzeuge bauen müssen", sagte
Faury mit Blick auf die Lieferprobleme der Triebwerkshersteller.

An Aufträgen mangelt es dem Konzern nicht: Ende September saß Airbus auf
Bestellungen über fast 8750 Passagier- und Frachtjets. Bei den
Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo ist der Hersteller bis Ende des
Jahrzehnts ausgebucht.

Nach etlichen Verzögerungen lieferte er Ende Oktober zudem das erste
Exemplar der A321XLR aus. Die neue Variante des Mittelstreckenjets A321neo ist
der kleinste Langstreckenjet der Welt. Erste Abnehmerin ist die zum IAG-Konzern
gehörende spanische Fluggesellschaft Iberia.

Den Ausbau der gesamten A320neo-Produktion hatte Airbus im Juni ein weiteres
Mal verschoben. Wegen der Engpässe bei Zulieferern soll die angepeilte
Produktionsrate von 75 Maschinen pro Monat erst 2027 erreicht werden. Auch beim
Ausbau der Produktion des Großraumjets A350 könnte es Probleme geben, ließ Faury
am Mittwoch wissen. Im Jahr 2028 will Airbus monatlich zwölf Maschinen der Reihe
bauen.

Gar nicht rund lief es zuletzt in der Raumfahrtsparte. Wegen enormer
Verluste im Satellitengeschäft will der Konzern bis zu 2.500 Stellen streichen,
wie Mitte Oktober bekannt wurde. Weil die Kosten des Bereichs explodierten,
hatte Faury im Juni auch sein Gewinnziel für den Gesamtkonzern
zusammengestrichen: Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern
(bereinigtes Ebit) soll statt der ursprünglich angepeilten 6,5 bis 7 Milliarden
Euro seither nur noch 5,5 Milliarden Euro erreichen.

An seinen gekappten Zielen hält Faury auch jetzt noch fest - auch wenn
Airbus nach neun Monaten erst 497 Passagierjets an seine Kunden übergeben hat.
Die Zahlen vom Oktober liegen noch nicht vor. Doch für November und Dezember
erwartet Faury bereits ähnliche Herausforderungen wie in den vergangenen Jahren.
Da hatte das Unternehmen innerhalb eines Monats wiederholt mehr als 100
Flugzeuge ausgeliefert.

Finanziell lief es für Airbus im dritten Quartal jedenfalls wieder deutlich
besser. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 15,7 Milliarden
Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern 983 Millionen Euro und damit 22
Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Gewinn im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit)
wuchs sogar um 39 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und übertraf die
durchschnittlichen Erwartungen von Analysten klar./stw/zb/Stk

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