dpa-AFX: ROUNDUP: Fresenius legt Messlatte für 2024 erneut höher - Erfolgreiches Quartal
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Fresenius hat dank Einsparungen und guter Geschäfte
beim Generikahersteller Kabi abermals ein unerwartet starkes Quartal hinter
sich. Das Management des Medizin- und Klinikkonzerns hob nun erneut die
Jahresziele an. Mit dem im Wesentlichen abgeschlossenen Konzernumbau habe
Fresenius die richtigen Weichen gestellt und sich "wetterfest" gemacht,
resümierte Chef Michael Sen auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Nun gehe es
darum, sich auch zukunftsfähig zu machen. Dabei schloss er auch Zukäufe nicht
mehr generell aus. Mit ihrem Sparprogramm kommen die Bad Homburger unterdessen
schneller voran als geplant, und auch der hohe Schuldenberg schrumpft weiter.
Am Mittwochvormittag ging es für die Fresenius-Aktie um mehr als fünf
Prozent hoch, Analysten äußerten sich anerkennend zu den Zahlen.
Bei Kabi florierte im dritten Quartal insbesondere das Geschäft mit
biopharmazeutisch hergestellten Nachahmerarzneien. Und in seinen Krankenhäusern
profitierte Deutschlands größter Klinikbetreiber von gestiegenen
Behandlungszahlen und höheren Preisen. In den Kliniken in Spanien hingegen
musste Fresenius trotz eines Umsatzanstiegs im Tagesgeschäft einen leichten
Ergebniseinbruch hinnehmen, da dort aufgrund der Sommerferien oft planbare
Behandlungen verschoben werden.
Konzernweit legte der Umsatz im Jahresvergleich um 7 Prozent auf gut 5,3
Milliarden Euro zu, währungsbereinigt waren es 9 Prozent. Aufs Gesamtjahr
gesehen soll der Erlös nun organisch um 6 bis 8 Prozent wachsen, statt wie
bisher angepeilt um 4 bis 7 Prozent. Fresenius hatte bereits im Mai seine Ziele
angehoben.
Für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern (Ebit) zu
konstanten Wechselkursen rechnet sich das Management jetzt ein Plus von 8 bis 11
Prozent aus. Zuvor war noch die obere Hälfte der Spanne von plus 6 bis 10
Prozent angepeilt worden. Im dritten Quartal war der bereinigte Betriebsgewinn
um nominal 8 und währungsbereinigt um 9 Prozent auf 552 Millionen Euro
geklettert. Damit übertraf Fresenius erneut die Analystenerwartungen.
Der frühere Siemens- und Eon-Manager Sen war vor rund zwei Jahren im
Fresenius-Konzern angetreten, nachdem dieser nach schwierigen Corona-Jahren ins
Trudeln geraten war. Der Manager stieß einen radikalen Umbau im Konzern an:
Fresenius spaltete seine Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) ab und
trennte sich größtenteils von seiner Dienstleistungstochter Vamed. Zudem
forcierte Sen das bereits angestoßene Sparprogramm und setzte konsequent auf
eine Senkung der Verschuldung.
Diese Maßnahmen tragen sichtbare Früchte: Neben dem weiter sinkenden
Schuldenberg wurde das ursprünglich für das Gesamtjahr geplante Ziel von 400
Millionen Euro jährlich nachhaltiger Einsparungen auf Ebit-Ebene bereits in den
ersten neun Monaten um 8 Millionen Euro übertroffen. Der Großteil der Ersparnis
sei bislang auf Kabi entfallen, hieß es. Nun soll auch ein Effizienzprogramm bei
Helios greifen. Dort sollen beispielsweise Abläufe digitalisiert und
Synergiepotenziale in der Logistik und Beschaffung gehoben werden. Ein Update
dazu will Fresenius zur Jahresbilanz im Februar 2025 verkünden.
Dann dürfte Sen auch noch mehr zu seinen Zukunftsplänen verraten. Um den
Konzern nach dem Umbau in die künftige Wachstumsphase zu bringen, setzt
Fresenius auf innovative Technologien. Dazu zählen etwa Künstliche Intelligenz
(KI) und Robotik-Anwendungen im Krankenhaus. Auch Übernahmen kommen laut Sen
infrage, wenn auch nicht absehbar in den nächsten Quartalen. Zunächst liege der
Fokus noch auf dem organischen Wachstum und der Stärkung der strukturellen
Produktivität der beiden Sparten, um sich in Zukunft "Freiräume" für etwaige
Zukäufe zu schaffen, betonte der Manager. "Wenn wir uns aber auf diesem Weg
weiter bewegen, ist das eine Option."
Auch den möglichen Verkauf seiner Beteiligung an Fresenius Medical Care von
knapp einem Drittel, über den viel spekuliert wird, lässt der Fresenius-Chef
weiterhin offen. "Wir bleiben Ankerinvestor und freuen uns, dass es noch
Wertsteigerungspotenzial gibt."
Der Beitrag des Dialysekonzerns fließt in Fresenius' Finanzergebnis ein, was
im vergangenen Quartal für einen kräftigen Gewinnanstieg beim Dax-Konzern
sorgte: Unter dem Strich kam der auf die Aktionäre entfallende Gewinn bei 326
Millionen Euro heraus. Im Vorjahresquartal war noch ein Fehlbetrag von 406
Millionen Euro angefallen. Dieser ging vor allem auf einen Bewertungseffekt im
Zusammenhang mit der damaligen FMC-Abspaltung vom Fresenius-Konzern
zurück./tav/mne/stk