dpa-AFX: ROUNDUP: Hurrikan 'Milton' schreckt Munich Re nicht - Aktie legt zu
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re fürchtet nach den hohen Schäden durch Hurrikan "Helene" keine ganz so große
Belastung durch Hurrikan "Milton". Der Wirbelsturm von Anfang Oktober werde die
Munich Re nicht so viel kosten wie "Helene", sagte Finanzvorstand Christoph
Jurecka am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Wegen der Zerstörungen durch
"Helene" hat der Dax-Konzern rund eine halbe Milliarde Euro
zurückgelegt. Jurecka sieht die Munich Re weiterhin auf Kurs, in diesem Jahr
einen Gewinn von mehr als fünf Milliarden Euro zu erzielen.
An der Börse wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen. Nachdem der Konzern
seine Eckdaten zum dritten Quartal bereits im Oktober veröffentlicht hatte,
gewann die Munich-Re-Aktie nach Vorlage der endgültigen Zahlen am
Donnerstagvormittag rund 0,7 Prozent auf 473,70 Euro. Das Rekordniveau von
512,80 Euro von Mitte Oktober ist aber noch ein Stück entfernt.
Die Schäden durch Hurrikan "Milton" dürften die private Versicherungsbranche
insgesamt teuer zu stehen kommen. Die Risikoanalysten von Moody's RMS schätzen
die versicherten Schäden bisher auf 22 bis 36 Milliarden US-Dollar (20,5 bis
33,5 Mrd Euro). Zusammen mit "Helene" dürften es sogar 30 bis 50 Milliarden
Dollar werden.
Im dritten Quartal kosteten Wirbelstürme und andere Katastrophen die Munich
Re mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Die Großschäden in der
Rückversicherung summierten sich auf 1,6 Milliarden Euro.
Am teuersten schlugen die Zerstörungen durch Hurrikan "Helene" zu Buche.
Aber auch drei Schadenereignisse in Kanada kosteten den Rückversicherer zusammen
etwa eine halbe Milliarde Euro. Hinzu kamen hohe Schäden durch Sturmtief "Boris"
mit Überflutungen in Zentral- und Osteuropa sowie Hurrikan "Beryl" in den USA
und der Karibik. Unter dem Strich verdiente die Munich Re im dritten Quartal
unter dem Strich 930 Millionen Euro und damit ein Fünftel weniger als ein Jahr
zuvor.
Die Konzernspitze geht nun jetzt davon aus, dass die Aufwendungen für
Schäden, Verwaltung und Vertrieb in diesem Jahr einen größeren Teil der
Einnahmen aufzehren als zuvor gedacht. Demnach dürfte die wichtige
Schaden-Kosten-Quote im Rückversicherungsgeschäft statt 82 Prozent nun 83
Prozent erreichen. Bei der Erstversicherungstochter Ergo soll sie im
Deutschland-Geschäft statt bei 87 Prozent bei 89 Prozent liegen. Im
Auslandsgeschäft der Ergo erwartet der Vorstand statt 90 Prozent jetzt 92
Prozent.
Andererseits erwartet die Munich Re höhere Einnahmen - in der
Rückversicherung ebenso wie in der Erstversicherung. So rechnet der Vorstand für
das Gesamtjahr jetzt mit einem Versicherungsumsatz von 61 Milliarden Euro - das
sind 2 Milliarden mehr als bisher gedacht. Die Rückversicherungssparte soll
dadurch einen Gewinn von mehr als 4,2 Milliarden Euro erreichen. Von Ergo
erwartet der Vorstand einen Überschuss von rund 800 Millionen Euro.
Anders als die Schweizer Konkurrentin Swiss Re macht sich die
Munich Re wenig Sorgen, dass ihre Schadenreserven im Haftpflichtgeschäft nicht
ausreichen könnten. Der Münchner Konzern habe seine Reserven seit 2017
wiederholt aufgestockt, sagte Finanzchef Jurecka. Er fühle sich mit den
derzeitigen Schadenreserven insgesamt wohl.
Die Swiss Re hatte am Morgen mitgeteilt, dass sie ihre Reserven im
US-Haftpflichtgeschäft wegen Schäden aus früheren Jahren um 2,4 Milliarden
Dollar erhöht. Der neue Swiss-Re-Chef Andreas Berger kappte deshalb das
Gewinnziel seines Vorgängers für das laufende Jahr.
Die Aktien von Swiss Re legten trotz des gesenkten Ziels für den
Jahresgewinn deutlich zu. Sie setzten sich mit plus 6,5 Prozent auf 119,10
Franken an die Spitze des SMI und erreichten bei zeitweise knapp
unter 120 Franken den höchsten Stand seit Sommer 2002.
Analysten fokussierten sich in erster Linie auf die angekündigten
Rückstellungen für Schäden aus früheren Jahren im US-Haftpflichtgeschäft. Die
Risiken sänken damit, die Eigenkapitalstory werde so erheblich entschärft, lobte
RBC-Analyst Derald Goh. Das Management des Rückversicherers aus der Schweiz habe
nun vor dem Kapitalmarkttag Mitte Dezember eine "sauberere
Ausgangslage"./stw/niw/jha/