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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Daimler Truck trotzt Europa-Problemen mit Amerika-Stärke - Kursplus

(neu: Kursentwicklung.)

LEINFELDEN/ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck
hat im dritten Quartal weiter die Schwäche der europäischen
Wirtschaft zu spüren bekommen. Dank des nach wie vor brummenden Markts in
Nordamerika konnten die Schwaben den Rückgang des Ergebnisses aber im Zaum
halten. Umsatz- und Ergebnisrückgang fielen nicht so deftig aus wie von Experten
gedacht. Unter dem Strich kam die Schwäche in China aber teuer zu stehen. Die in
den vergangenen Monaten stark gelaufene Aktie legte am Donnerstag weiter
deutlich zu.

Das Papier stieg am Mittag in der Dax-Spitzengruppe um 4,8 Prozent auf 39,86
Euro. Für das bisherige Jahr steht nach der jüngsten Rally ein Plus von gut 17
Prozent zu Buche. Analyst Nick Housden von der kanadischen Investmentbank RBC
sprach von ordentlichen Resultaten, im Fahrzeuggeschäft habe das operative
Ergebnis die Erwartungen übertroffen. Größter Schwachpunkt sei die Entwicklung
der freien Finanzmittel. JPMorgan-Experte Jose Asumendi schrieb, nun liege der
Fokus darauf, die Widerstandsfähigkeit insbesondere in Europa zu erhöhen.

Probleme macht dem Weltmarktführer bei Schwerlastern seit geraumer Zeit vor
allem das Geschäft in Europa und vorwiegend in Deutschland. In Deutschland
rutschte der Absatz im Quartal um rund die Hälfte ab. Die schlechte
Wirtschaftslage sowie die mauen Aussichten lassen Speditionen mit Anschaffungen
zögern.

Der Auftragseingang bei der Sparte Mercedes-Benz, die vor allem in Europa
stark vertreten ist, sackte im Jahresvergleich um fast ein Viertel ab.
Finanzchefin Eva Scherer sagte in einer Telefonkonferenz, das Unternehmen sehe
hier auch bislang keine Erholung. Das operative Ergebnis von Mercedes-Benz ging
im Quartal nahezu um die Hälfte zurück.

Konzernchefin Karin Radström kündigte ein neues Spar- und Ergebnisprogramm
für Mercedes-Benz an. Sie steht der Sparte noch selbst vor, will deren Führung
nach Übernahme der Konzernspitze aber abgeben, die Nachfolgesuche läuft. Details
zu den Maßnahmen soll es im ersten Quartal 2025 geben. Der Konzern musste bei
der Heimatmarke bereits des Öfteren den Rotstift ansetzen. In der aktuellen
Konjunkturschwäche schneide sie schwächer ab als man sich das vorgestellt habe,
sagte Radström.

Die Kurzarbeit im großen Werk in Wörth konnte das Unternehmen jüngst
beenden, weil unter anderem neue Produkte anlaufen und eine längere
Weihnachtspause anstehe, wie Radström sagte.

In Nordamerika konnte Daimler Truck etwas mehr Bestellungen ergattern als
ein Jahr zuvor. Kunden orderten insbesondere viele sogenannte
Berufskraftfahrzeuge - wie etwa Mülllaster und Betonmischer - und auch
mittelschwere Trucks. Bei den schweren Highway-Trucks zeichnet sich hingegen ein
Abschwung ab.

Das Nordamerikageschäft mit den Marken Freightliner, Western Star und Thomas
Built Buses ist die Ertragsperle und die Region der größte Markt bei den
Schwaben. Das operative Ergebnis legte dort leicht zu. Finanzchefin Scherer
peilt auf Jahressicht in der Sparte das obere Ende der Margenprognose an.
Angesichts der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten sei es noch zu
früh, über mögliche Zölle zwischen Mexiko und den USA zu sprechen, sagte
Scherer. Mit der eigenen Produktion in Nordamerika sei Daimler Truck jedenfalls
flexibel.

In Asien bleibt das Geschäft schwierig. In China hatte Daimler Truck bereits
im zweiten Quartal die Anteile am dortigen Gemeinschaftsunternehmen BFDA
(Beijing Foton Daimler Automotive) abgeschrieben. Im dritten Quartal musste der
Konzern wie bereits bekannt 180 Millionen Euro an Sonderkosten für eine
Forderungsabschreibung schultern. Auf dem chinesischen Markt stehen derzeit vor
allem erdgasbetriebene Nutzfahrzeuge hoch im Kurs, weil günstiges Erdgas aus
Russland nach China strömt, wie Ex-Konzernchef Martin Daum gesagt hatte.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging
konzernweit um 12 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro zurück, wie der
Dax-Konzern in Leinfelden-Echterdingen mitteilte. Analysten hatten
im Schnitt mit größeren Einbußen gerechnet. Der Umsatz fiel wegen des gesunkenen
Absatzes um 5 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro. Die bereinigte operative Marge
im Industriegeschäft - also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet - betrug
9,3 Prozent und damit einen halben Prozentpunkt weniger als ein Jahr zuvor.

Unter dem Strich sackte der auf die Aktionäre entfallende Gewinn vor allem
wegen der Abschreibung in China um ein gutes Drittel auf 610 Millionen Euro ab.
Die Bestellungen neuer Fahrzeuge gingen im Quartal um 4 Prozent auf 94.709
Fahrzeuge zurück. Die Ende Juli gesenkte Jahresprognose bestätigte das
Management./men/nas/stk

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