HANNOVER (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental
hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als von Experten
gedacht. Kostensenkungen durch einen Stellenabbau in der Autozulieferung griffen
ebenso wie Preiserhöhungen bei Kunden. Zudem läuft das Reifengeschäft rund. Beim
Umsatz kam Conti zwar wegen gesunkener Autoproduktion und dem schwierigen
Geschäft mit sonstigen Industriekunden unter Druck und erwartet nun auch im
Gesamtjahr etwas weniger. Die befürchtete erneute Prognosesenkung in der vor der
Abspaltung stehenden Autozulieferung konnten die Hannoveraner aber vermeiden.
Die im Dax notierte Conti-Aktie legte am Montag zu.
Das in diesem Jahr bislang schwach gelaufene Papier gewann am frühen
Nachmittag gut sieben Prozent auf 60,50 Euro. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi
sprach von einem guten Quartal trotz schwacher Endmärkte bei der
Kunststofftechniksparte Contitech. Michael Aspinall vom Investmenthaus Jefferies
schrieb, Conti zeige bei den Reifen Stärke. Vor allem aber habe sich der Konzern
positiv zum geplanten Spin-Off der Autozulieferung bis Ende kommenden Jahres
geäußert.
Als "große positive Überraschung" wertete Alexander Wahl von der
Investmentbank Stifel das bestätigte Jahresziel für die Profitabilität im
Automotive-Bereich. Er habe wie viele andere eine Senkung befürchtet. Nun
spreche alles für eine starke Marge im vierten Quartal.
Der Gesamtumsatz fiel im dritten Quartal um vier Prozent auf 9,83 Milliarden
Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis wuchs jedoch unerwartet
kräftig um 36 Prozent auf 873 Millionen Euro. Die entsprechende Marge stieg um
2,6 Prozentpunkte auf 8,9 Prozent. Sowohl in der von Branchenschwäche belasteten
Autozulieferung als auch in der Reifensparte konnte der Konzern spürbar zulegen
und bessere Ergebnisse einfahren als von Analysten erwartet.
Unter dem Strich machte Conti 486 Millionen Euro Gewinn und damit fast 63
Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zu den besseren Ergebnissen trug auch eine
Zahlung der ehemaligen Konzerntochter Vitesco in Höhe von 125
Millionen Euro im Zusammenhang von mittlerweile beendeten Verfahren im Rahmen
der Dieselaffäre bei.
Die Umsatzprognose für den Konzern 2024 senkte das Management um
Vorstandschef Nikolai Setzer auf 39,5 bis 42 Milliarden Euro. Das sind jeweils
500 Millionen Euro weniger als bisher. Grund ist unter anderem die Annahme, dass
die Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in diesem Jahr gegenüber 2023
sinken wird.
Zudem habe Contitech mit einem anhaltend schwachen Industrieumfeld in Europa
und Nordamerika zu kämpfen, sagte Finanzchef Olaf Schick. "Da diese
Schwächephase länger als erwartet andauert, prüfen wir zusätzliche Maßnahmen, um
der konjunkturellen Entwicklung Rechnung zu tragen", sagte der Manager.
Die Reifensparte profitierte unter anderem von einem gut anlaufenden
Winterreifengeschäft. Conti will die Produktion in Thailand ausbauen und in
einem dortigen Werk mehr als 300 Millionen Euro investieren.
Die Zielspanne für die bereinigte operative Marge im Konzern behält Conti
mit rund 6,0 bis 7,0 Prozent bei. Bei der Autozulieferung bleibt Conti dank
Kostensenkungen und Stellenabbau sowie wegen verbesserter Aussichten für das
letzte Quartal bei seinen Zielen. Experten hatten hier eine weitere
Prognosesenkung befürchtet.
Die Autozulieferung ist seit Langem das Sorgenkind im Konzern. Chef Setzer
will das Geschäft mit rund 7.150 Stellenstreichungen in Verwaltung sowie
Forschung und Entwicklung auf Rendite trimmen. Er plant die Abspaltung der
Sparte an der Börse, die Prüfungen laufen noch. Bis Ende des Jahres soll der
Beschluss vom Vorstand gefasst werden, der dann noch von Aufsichtsrat und
Hauptversammlung abgesegnet werden muss.
Finanzchef Schick sagte im Gespräch mit den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und
dpa, dass Stand Ende September weltweit mehr als 4.500 Stellen abgebaut seien.
Bis Jahresende will das Unternehmen damit 200 Millionen Euro einsparen. Ab dem
kommenden Jahr kommen die Maßnahmen aus dem Abbau in der Verwaltung mit 400
Millionen Euro dann voll zur Geltung.
Die Preisnachverhandlungen mit Autobauern seien aktuell zu 90 Prozent
erfolgreich abgeschlossen, sagte Schick. Dabei geht es um vor allem um
inflationsbedingte Kostensteigerungen, wegen denen Conti mit den Autobauern
spricht.
"Automotive ist auf einem guten Weg, die Voraussetzungen für den in
Untersuchung befindlichen Spin-off bis Ende 2025 zu erfüllen", zeigte sich
Setzer zuversichtlich. "Die von uns beschlossenen und konsequent umgesetzten
Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung wirken", sagte Setzer.
Auch Teile aus der Contitech-Sparte, die mit Kunden aus der Autoindustrie zu
tun haben, stehen auf dem Prüfstand. Sie sollen noch in diesem Jahr
Interessenten angeboten werden.
Die Steuerquote dürfte bei Conti dieses Jahr nun mit rund 30 Prozent höher
ausfallen als bislang mit 27 Prozent geschätzt. Auch Rückstellungen für
Verfahren im Rahmen von Steuerzahlungen in Italien kosten Geld. Die Vorsorge für
den Fall liegt laut Schick im Bereich eines niedrigen bis mittleren
zweistelligen Millionen-Euro-Bereich./men/lew/mid