Nachrichten
dpa-AFX: ROUNDUP: Briefporto in Deutschland steigt ab Januar kräftig
BONN (dpa-AFX) - Wer einen Brief verschickt, muss im kommenden Jahr mehr
Geld dafür bezahlen. Die Bundesnetzagentur gab eine Entscheidung bekannt, der
zufolge das Porto ab Januar rund 10,5 Prozent höher sein darf als bislang. Das
ist mehr als bei der bislang letzten Portoerhöhung 2022, als es 4,6 Prozent nach
oben ging.
Grund für den relativ hohen Anstieg ist die zuletzt stark gesunkene
Briefmenge und der inflationsbedingte Kostenanstieg des Logistikers in den
vergangenen Jahren. Zufrieden ist die Post keineswegs: Aus ihrer Sicht sollte
die Portoerhöhung deutlicher ausfallen, weil die Kostensteigerungen noch viel
stärker gewesen seien.
Hierzu sagt Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller, dass er diese
Forderung nicht nachvollziehen könne. Man ermögliche der Post "eine deutliche
Steigerung der Porti", so der Behördenchef. "Die Kosten, die die Post uns
vorgelegt hat, geben das nicht her." Würde die Bundesnetzagentur der Forderung
der Post folgen, würden Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen zu
stark belastet.
Genaues Porto noch unklar
Die Behörde hatte den sogenannten Preis-Erhöhungsspielraum von 10,5 Prozent
bereits im September vorgeschlagen, nun legte sie diese Vorgabe fest. Im
nächsten Schritt muss die Post sagen, wie genau sie diesen Spielraum auf die
verschiedenen Sendungsarten anwenden möchte, ob Standardbrief, Maxibrief oder
Postkarte.
Post-Chef Tobias Meyer hat angekündigt, den Preisanstieg "ungefähr
gleichmäßig" auszugestalten. Demzufolge könnte es sein, dass das Porto für einen
Standardbrief von derzeit 85 Cent auf 95 Cent steigen wird. Alte Briefmarken
behalten im kommenden Jahr ihre Gültigkeit, man muss die Sendungen aber
zusätzlich frankieren.
Post reagiert mit Kopfschütteln
Der Post-Konzern DHL, dessen Briefgeschäft Deutsche Post heißt, reagierte
enttäuscht auf die Entscheidung der Behörde. "Die Erhöhung der Briefpreise um
circa 10 Prozent für die kommenden zwei Jahre klingt zunächst nach viel -
letztlich bleiben die Briefentgelte damit aber dennoch zu gering", sagt ein
Konzernsprecher. Schon bei Porto für die Jahre 2022 bis 2024 sei die von der
Behörde gebilligte Preiserhöhung zu gering ausgefallen.
Im Vergleich zu anderen EU-Staaten sei das deutsche Briefporto niedrig,
argumentiert die Post. Im europäischen Ausland koste das Porto für einen
Standardbrief im Schnitt 1,46 Euro und nicht nur 85 Cent wie in Deutschland,
also etwa 70 Prozent mehr. Nach Auffassung der Netzagentur hinkt dieser
Vergleich, auch weil die Produkte unterschiedlich definiert seien und die
Sendungsmengen im Ausland deutlich stärker rückläufig seien als hierzulande.
Deswegen sei der Preis pro Brief dort höher.
Porto gilt für 2025 und 2026
Das neue Porto gilt für zwei Jahre. Auch Pakete des Bonner Konzerns, der in
der Paketsparte als DHL auftritt, werden teurer, für diesen Bereich legte die
Bundesnetzagentur einen Erhöhungsspielraum von rund 7,2 Prozent fest. Hierbei
geht es nur um die Pakete, die Privatkunden verschicken, und nicht um Pakete,
die ein Online-Händler einem Verbraucher sendet.
Auch eilige Briefsendungen werden teurer
Auch in einem anderen Bereich des Briefgeschäfts wird es für
Verbraucherinnen und Verbraucher teurer: Die Deutsche Post entschied, das
Spezialprodukt des sogenannten Prio-Briefs zum Jahreswechsel und damit
zeitgleich zur Portoerhöhung einzustellen.
Beim Prio-Brief ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass er schon am nächsten
Tag ankommt. Wer etwa den Geburtstagsgruß an eine Verwandte oder die Kündigung
des Fitness-Studios erst in letzter Minute abschickt und diese Sendung schon
morgen bei der Empfängerin haben will, der muss ab 2025 ein Einschreiben
aufgeben.
Beim Prio-Brief und beim Einschreiben zahlen die Verbraucher einen Aufpreis:
Ein als Prio-Brief verschickter Standard-Brief kostet derzeit 1,95 Euro (als ein
Aufpreis von 1,10 Euro), bei einem als Einwurf-Einschreiben verschickten
Standard-Brief sind es 3,20 Euro - hierbei liegt der Aufpreis derzeit noch bei
2,35 Euro, ab 2025 sind es wegen der Portoerhöhung vermutlich mehr.
Die Post begründete das Ende für das Produkt damit, "dass Briefe nicht mehr
die gleiche Eilbedürftigkeit wie vor 20 Jahren haben, als es noch nicht die
breite Konkurrenz durch elektronische Medien gab". Außerdem spielt die Reform
des Postgesetzes eine Rolle, die Anfang 2025 greift: Dann würde beim Prio-Brief
Umsatzsteuer fällig, beim Einschreiben ist das nicht der Fall.
Nachfrage nach schnellen Briefen könnte steigen
Trotz dieses Steueraspektes ist die Einstellung des Prio-Briefs eine
Überraschung. Denn die Postgesetz-Reform ist eigentlich Rückenwind für die
Dienstleistung einer schnellen Zustellung. Schließlich wird sich die Zustellung
der Briefe ab kommendem Jahr verlangsamen: Dann muss die Post einer staatlichen
Vorschrift zufolge nicht mehr 80 Prozent der Briefe schon am nächsten Werktag
zustellen, vielmehr müssen 95 Prozent der Briefe erst am dritten Werktag da
sein./wdw/DP/jha