FRANKFURT (dpa-AFX) - In der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie kommt die
erhoffte Erholung nur schwer in Gang. Angesichts der schwachen Wirtschaft
erwartet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) nur noch ein gedämpftes
Produktionswachstum von zwei Prozent im laufenden Jahr. Zugleich soll der Umsatz
um zwei Prozent sinken.
Viele Industriekunden drosselten ihre Produktion, damit sank auch die
Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen, erklärte der Branchenverband in
Frankfurt. Hinzu kämen schwache Pharmageschäfte auf ausländischen Märkten. Zuvor
hatte der VCI erwartet, dass der Branchenumsatz dieses Jahr um 1,5 Prozent
zulegt und die Produktion um 3,5 Prozent.
Trotz des Drucks blieb die Beschäftigung zuletzt stabil bei rund 480 000
Menschen hierzulande. Während einige Chemieunternehmen Jobs abbauen, wachse die
Belegschaft in Teilen der Pharmabranche, hieß es.
Forderungen an neue Bundesregierung
"Die Krise ist weitgehend hausgemacht", kritisierte VCI-Hauptgeschäftsführer
Wolfgang Große Entrup. Er forderte niedrigere Energiepreise sowie weniger
Bürokratie und Steuern. "Auch mit Blick auf die USA muss eine neue
Bundesregierung nun dringend für bessere Rahmenbedingungen sorgen."
Die Chemie ist die drittgrößte Industriebranche in Deutschland nach dem
Auto- und Maschinenbau. Sie leidet schon länger unter den im internationalen
Vergleich hohen Energiepreisen und der schwachen Konjunktur. Im vergangenen Jahr
musste die energieintensive Branche bereits einen Produktionsrückgang von elf
Prozent verkraften.
Große Chemiekonzerne in der Krise
Im dritten Quartal ging die Produktion der Chemie- und Pharmabranche um 2,7
Prozent zum Vorquartal zurück, der Umsatz sank um 2,5 Prozent. Gemessen am
Vorjahreszeitraum wuchs die Herstellung bei schwacher Kapazitätsauslastung
minimal (plus 0,1 Prozent).
Viele Chemieunternehmen stecken in der Krise. Branchenprimus BASF
hat mehrere Sparprogramme mit weitreichendem Stellenabbau
aufgelegt, die Dividende wird gekürzt. Zugleich sollen Geschäftsteile verkauft
werden und die Agrarsparte an die Börse gehen. Die Stilllegung weiterer
Chemieanlagen in Stammwerk Ludwigshafen schließt BASF nicht aus. Auch der
Essener Spezialchemiekonzern Evonik baut Stellen ab./als/DP/jha