dpa-AFX: ROUNDUP 2: SMA Solar hält 2024 operativen Verlust für möglich - Kurssturz
(Neu: Händler- und Analystenstimme, Kursteil aktualisiert)
NIESTETAL (dpa-AFX) - Der Wechselrichter-Hersteller SMA Solar bekommt weiter hohe Lagerbestände bei den Händlern zu spüren. Das Management
schraubte daher seine Erwartungen an das laufende Jahr weiter herunter, wie das
Unternehmen am späten Mittwochabend im hessischen Niestetal mitteilte. Wenige
Stunden später legte SMA dann auch die Zahlen zum dritten Quartal vor. Sie
zeugen von einem kräftigen Ergebnisrückgang, wie auch von Analysten erwartet.
Die im SDax notierte Aktie stürzte ab.
Der Kurs sackte bereits kurz nach Handelsbeginn um 14 Prozent ab und konnte
sich davon auch im Laufe des Tages kaum erholen. Zuletzt stand das Papier über
13 Prozent im Minus bei 11,89 Euro. Das Anfang 2015 erreichte Rekordtief bei
10,275 Euro rückt damit näher, nachdem die Aktie erst im Sommer 2023 ein
Rekordhoch erreicht hatte. Doch seitdem erleben Anleger einen drastischen
Kursverfall: Damals hatte die Aktie in der Spitze fast 113 Euro gekostet.
Momentan ist SMA an der Börse nur noch rund 400 Millionen Euro wert.
Wenn man von einem schwierigen Umfeld für den Wechselrichter-Hersteller
spreche, dann sei das noch freundlich formuliert, sagte ein Börsenhändler. In
China stehe SMA angesichts des sehr harten Wettbewerbs besonders unter Druck.
In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres sank der Umsatz von SMA
verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um über ein Fünftel auf knapp 1,1
Milliarden Euro und entsprach damit etwa den Marktschätzungen. Lediglich die
Erlöse aus Großaufträgen wuchsen, auch der in dem Bereich eingefahrene
Auftragseingang konnte positiv überraschen. Das Geschäft mit privaten und
gewerblichen Kunden ging hingegen zurück.
Im operativen Ergebnis zeigte sich die nachfragebedingte Unterauslastung und
entsprechend fehlende Fixkostendeckung: Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(Ebitda) blieben 83,5 Millionen Euro und damit fast zwei Drittel weniger als vor
einem Jahr. Analysten hatten mit noch etwas weniger gerechnet.
Abschreibungen ausgeklammert, schrieb SMA im Geschäft mit privaten und
gewerblichen Kunden nach neun Monaten bereits operativ rote Zahlen, die das
Management für den Konzern auch im Gesamtjahr nun nicht ausschließt. Der auf die
Aktionäre entfallende Konzerngewinn ging in den ersten neun Monaten um 80
Prozent zurück auf gut 34 Millionen Euro.
Im Tagesgeschäft (Ebitda) rechnet der Vorstand um Chef Jürgen Reinert jetzt
für 2024 mit einem Ergebnis zwischen minus 20 Millionen Euro und plus 20
Millionen Euro liegen. Zuvor waren noch 80 bis 130 Millionen Euro angepeilt
worden. Analysten erwarteten bislang knapp 95 Millionen Euro, nachdem SMA 2023
311 Millionen Euro operativen Gewinn geschrieben hatte.
Den Berechnungen von Jefferies-Analyst Constantin Hesse zufolge impliziert
die Mitte der Ergebnisprognose im zweiten Halbjahr einen Verlust vor Zinsen,
Steuern und Abschreibungen von 81 Millionen Euro. Die Investitionensausgaben
dürften sich auf 150 Millionen Euro belaufen. Er geht aber davon aus, dass ein
Teil davon ausgeglichen wird, indem SMA das Betriebskapital durch den Abbau von
Vorräten verbessert und so den Geldabfluss in Grenzen hält.
Als Grundlage für das operative Ergebnis rechnet SMA mit einem Umsatz von
1,45 bis 1,50 Milliarden Euro, nach 1,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Mitte
Juni gesenkten Ziele hatten noch 1,55 bis 1,70 Milliarden Euro vorgesehen.
Experten rechnen hier bisher mit 1,54 Milliarden Euro.
Der Konzern hat sowohl im Geschäft mit privaten als auch gewerblichen
Solaranlagen Probleme, weil die Lagerbestände bei den Händlern weiterhin hoch
sind. Außerdem gebe es Einmaleffekten wie Wertberichtigungen auf Vorräte und die
eingeleiteten Sparmaßnahmen kosten zunächst einmal auch.
Die Höhe dieser Einmaleffekte beläuft sich laut SMA voraussichtlich zusammen
auf 100 bis 140 Millionen Euro. Von diesem Ausmaß zeigte sich Jefferies-Analyst
Hesse nach eigener Aussage "überrascht".
Darüber hinaus führen laut SMA bilanzielle Abschreibungen im Rahmen des
Jahresabschlusses zu einer weiteren Senkung des Ergebnisses vor Zinsen und
Steuern (Ebit) von voraussichtlich 20 bis 30 Millionen Euro. Die Höhe der
Rückstellungen stehe zufolge noch unter dem Vorbehalt weiterer Prüfung.
Früheren Angaben zufolge soll das angedachte Restrukturierungs- und
Transformationsprogramm 150 bis 200 Millionen Euro bringen. Dessen Notwendigkeit
hatte SMA im September angekündigt. Nun rechnet das Unternehmen mit einem
Stellenabbau von bis zu 1.100 Vollzeitstellen weltweit, wie es in der Nacht
weiter mitteilte. Das wäre rund jede vierte Stelle: Ende September hatte SMA gut
4.500 Angestellte./lew/he/men/mis