dpa-AFX: Umweltverband BUND bezweifelt Transparenz bei Endlagersuche
WÜRZBURG (dpa-AFX) - Vor dem Auftakt des dritten Forums zur deutschen
Atomendlagersuche wirft der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) der
Bundesgesellschaft für Endlager (BGE) fehlende Transparenz im laufenden
Suchverfahren vor. Konkret bezieht sich der Umweltverband dabei auf die Anfang
November vorgelegte Karte zum Zwischenstand bei den untersuchten Gebieten. Darin
hatte die BGE bereits einige Teilgebiete sozusagen aussortiert, weil das dortige
Wirtsgestein nicht den Vorgaben für ein Atomendlager entspricht. Rund 44 Prozent
des Bundesgebietes blieben danach weiter im Rennen um den Endlagerstandort.
Vorwurf: BGE weiß mehr, als sie veröffentlicht
"Mit der neuen "Endlager"-Karte veröffentlicht die BGE nur ungeeignete
Regionen. Dabei lässt der Blick auf die Karte vermuten, dass das Unternehmen
deutlich mehr Regionen bewertet hat, als es öffentlich kommuniziert", sagte Olaf
Bandt, Vorsitzender des BUND, der Deutschen Presse-Agentur in München. Das
Schweigen zu besser geeigneten Gebieten verhindere, dass Menschen in den
betroffenen Regionen sich frühzeitig in das Verfahren einbringen könnten.
Für den Erfolg des Verfahrens sei dies jedoch von entscheidender Bedeutung.
"Transparenz sorgt für Vertrauen und Akzeptanz. Diese Erkenntnis gehört zu den
Grundsätzen des Standortauswahlverfahrens. Die BGE muss dem endlich folgen und
die offenen Fragen zur Bewertung der Gebiete beantworten", betonte Bandt.
Forum Endlagersuche in Würzburg bietet Platz für Diskussionen
An diesem Freitag und Samstag wird beim 3. Forum Endlagersuche in Würzburg
wieder in vielen Formaten über die Endlagersuche gesprochen. Ziel der
Veranstaltungen ist es, der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit zu
geben, sich aus erster Hand zu informieren und aktiv in das Verfahren
einzubringen. Erwartet werden auch Christian Kühn, Präsident des Bundesamtes für
die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) und Iris Graffunder, Vorsitzende
der Geschäftsführung der BGE.
Als Belege für das Zurückhalten von Erkenntnissen nannte der Bund gut
umrissene, kleinere Gebiete insbesondere in Bayern, Baden-Württemberg und
Thüringen. Im Grenzgebiet zwischen Bayern und Baden-Württemberg gilt dies etwa
für eine Region um die Stadt Ulm samt angrenzender Landkreise, in Thüringen und
im angrenzenden Sachsen-Anhalt um kleine Gebiete im sogenannten Thüringer
Becken.
BGE will bis Ende 2027 erste Phase der Endlagersuche beenden
Die BGE will bis Ende 2027 die erste Phase der Endlagersuche abschließen. Wo
im Anschluss oberirdische Erkundungen stattfinden, entscheidet mit Hilfe der
BGE-Expertise dann der Bundestag. Die Ergebnisse der Untersuchung sind auf der
Internetseite der BGE als eine interaktive Karte veröffentlicht und werden
fortlaufend aktualisiert. Bis spätestens 2050 soll so ein Lager für rund 27.000
Kubikmeter hochradioaktiven Müll gefunden werden, der in mehr als 60 Jahren
Atomkraft angefallen ist./had/DP/zb