dpa-AFX: AKTIEN IM FOKUS: Zinssenkungsfantasie belastet Banken, beflügelt Immobilienwerte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Zunehmende Erwartungen an Zinssenkungen haben am
Freitag auf die Stimmung unter den Anlegern im Bankensektor gedrückt. Indem sich
im Euroraum die Unternehmensstimmung im November unerwartet eingetrübt hatte,
verstärkten sich die Spekulationen über größere Zinssenkungen durch die
Europäische Zentralbank (EZB).
Dies hinterließ Spuren im Bankensektor , in dem niedrigere
Zinsen für gewöhnlich einen negativen Einfluss auf das Nettozinseinkommen haben
können. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank
fielen im Dax als Schlusslichter um bis zu 3,2
Prozent. Der gesamteuropäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Banks büßte etwa
zwei Prozent ein und erreichte den tiefsten Stand seit sechs Wochen.
Umgekehrt sorgten die Entwicklungen bei Immobilienwerten für Rückenwind,
können sinkende Zinsen doch den Immobilienmarkt beleben und die Kapitalkosten
der Unternehmen senken. Vonovia zum Beispiel zogen im Dax um
zuletzt 3,5 Prozent an. Noch mehr Rückenwind gab es im MDax bei
TAG und LEG mit Anstiegen um bis zu 4,5 Prozent.
Der europäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Real Estate führte
die Stoxx-600-Übersicht an. Mit mehr als zwei Prozent Plus erholte er sich von
seinem Tief seit Juli.
Am Markt hieß es, die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihren Leitzins im
nächsten Monat um 0,5 Prozentpunkte senken wird, werde mittlerweile bei über 50
Prozent gesehen. Antreiber dafür seien die Einkaufsmanagerindizes für die
Eurozone, die nun hinter den Schätzungen der Analysten zurückgeblieben waren.
Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex war einer ersten
Berechnung zufolge unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten und auf ein
Zehnmonatstief gefallen. "Viel schlimmer hätte es kaum kommen können", sagte
Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Er verwies auf die
politische Unsicherheit in Deutschland und Frankreich sowie die Wahl von Donald
Trump zum US-Präsidenten.
Die Zinssenkungen der EZB hätten bisher noch keine Trendwende bewirkt,
ergänzte Johannes Mayr, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz.
"Und der geopolitische Gegenwind wird 2025 wohl noch deutlich stärker. Auch
deshalb wird die EZB die Zinsen weiter senken."/tih/ajx/nas