dpa-AFX: ROUNDUP 2: Diagnostikspezialist Qiagen setzt auf weitere Nachfragebelebung
(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Kurs, mehr Hintergrund.)
VENLO/HILDEN (dpa-AFX) - Nach rund zweijähriger Post-Corona-Delle hat sich
der Labordienstleister und Diagnostikspezialist Qiagen im
vergangenen Jahr wieder etwas erholt. Dabei schlug sich der Konzern im
Schlussquartal etwas besser als gedacht. Für 2025 baut das Management um Chef
Thierry Bernard darauf, dass sich das "solide Wachstum des zweiten Halbjahres"
fortsetzt. Finanzchef Roland Sackers deutete am Donnerstag für die Prognose
durchaus Spielraum nach oben an. Dies hänge aber auch maßgeblich von der
Entwicklung der politischen Großwetterlage ab, erklärte er. Die Ziele für 2028
wurden derweil bestätigt. Die Börse zeigte sich von den Nachrichten jedoch wenig
überzeugt, die Aktie verlor zuletzt am Dax-Ende fast drei Prozent.
Insbesondere die Auswirkungen durch den Regierungswechsel in den USA seien
vielfältig und sorgten für Unsicherheit, erläuterte Sackers. Qiagen erzielt in
den USA rund die Hälfte seiner Umsätze und hat dort auch Produktionsstätten. Zum
einen sei zwar auf steuerliche Erleichterungen unter dem neuen US-Präsidenten zu
hoffen, führte der Manager aus, andererseits drohten womöglich Strafzölle auch
für Europa. Zudem seien viele Kunden in den USA verunsichert, etwa weil
Forschungsmittel gestrichen würden. "Es bleibt abzuwarten, was das für uns alles
bedeutet." Auch in China bleibe das Geschäft wegen der dortigen Wirtschaftslage
und der Tendenz zu heimischen Waren schwierig.
Qiagen bietet unter anderem Probentechnologien, den Tuberkulosetest
Quantiferon und diverse Diagnostikgeräte für Labore an. Waren die Produkte in
der Corona-Zeit extrem gefragt und sorgten für einen Börsenhype, ging die
Nachfrage nach dem Abflauen der Pandemie zurück. Nach einem noch schwachen
ersten Halbjahr 2024 lichten sich für das Unternehmen aber seit dem dritten
Quartal wieder die Aussichten.
Dabei kommt Qiagen zugute, dass das Geschäft zu einem Löwenanteil auf dem
Verkauf von Verbrauchsmaterialien beruht: Das sorgt für stabile wiederkehrende
Umsätze. Doch Finanzvorstand Sackers rechnet grundsätzlich im Jahresverlauf mit
einer gewissen "Beruhigung" der Nachfragesituation auch bei den zuletzt von den
Abnehmern eher verschmähten Testsystemen.
Die Jahresziele des Konzerns deuteten somit auf eine Beschleunigung in den
Quartalen nach dem Jahresauftakt hin, kommentierte deshalb auch UBS-Analyst Dan
Leonard in seiner ersten Reaktion. Die angepeilte Wachstumsrate für das laufende
erste Quartal liege derweil trotz niedriger Vergleichswerte aus dem Vorjahr
unter den Prognosen, was wohl auf eine nur allmähliche Erholung im
Konsumgütergeschäft sowie den anhaltenden Herausforderungen bei den
Investitionen geschuldet sei.
Das Management erwartet für 2025 ein Umsatzplus zu konstanten Wechselkursen
von etwa vier Prozent, Treiber dürften unter anderem der Tuberkulosetest,
digitale PRC-Testungen und das Testsystem Qiastat-X werden, so Sackers. Zudem
bringe Qiagen in diesem Jahr neue Produkte auf den Markt. Die bereinigte
operative Marge soll sich um weitere 1,5 Prozentpunkte auf mehr als 30 Prozent
verbessern. Der bereinigte Gewinn je Aktie dürfte abseits der Wechselkurse auf
mindestens 2,28 Dollar anziehen, nach einem Anstieg auf 2,20 Dollar im
vergangenen Jahr.
Für das erste Quartal 2025 stellt sich Qiagen derweil auf noch etwas weniger
Wachstum ein als im Gesamtjahr. Gerechnet wird mit einem Umsatzplus zu
konstanten Währungen von 3 Prozent. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll auf
mindestens 0,50 Dollar klettern, nach 0,46 Dollar vor einem Jahr.
Den bestätigten Mittelfristzielen zufolge will der Konzern im Jahr 2028 eine
Marge von mindestens 31 Prozent erreichen. Da Qiagen bereits in diesem Jahr nahe
an dieses Ziel heranreichen könnte, ist auch eine Erhöhung nicht ausgeschlossen.
"Das machen wir aber erst, wenn wir die 31 erreicht haben", so Sackers.
Im gesamten vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um ein Prozent auf fast 2
Milliarden Dollar (1,9 Mrd Euro). Das bereits im Jahresverlauf beschlossene Aus
für das Testsystem Neumodx wirkte sich derweil günstig auf die Profitabilität
aus - Qiagen profitierte aber auch von Effizienzgewinnen: Die bereinigte
operative Marge legte um 1,8 Prozentpunkte auf 28,7 Prozent zu. Unter dem Strich
musste Qiagen wegen höherer Kosten - auch für seine Restrukturierung -
allerdings einen Gewinnrückgang um 76 Prozent auf 84 Millionen Dollar
hinnehmen./tav/knd/jha/