dpa-AFX: WDH/Studie: Umwandlung von Atommüll konkret möglich
(Im 5. Absatz, 1. Wort: Die rpt Die Studie)
LEIPZIG (dpa-AFX) - Die radioaktiven Abfälle aus Kernkraftwerken können nach
einer Studie von Experten der TU München und des TÜVs in deutlich weniger
schädliche Elemente umgewandelt werden. Die Umsetzungsstudie für den Bau einer
sogenannten Transmutationsanlage wurde von der Bundesagentur für
Sprunginnovationen SPRIND in Auftrag gegeben. Dabei wurde ein Szenario
durchgespielt, bei dem die Umwandlungsanlage in einem der stillgelegten
Atomkraftwerke entsteht, die in Deutschland mittlerweile als Zwischenlager für
Atommüll dienen.
Radioaktivität und Strahlungsdauer verringert
Bei der Transmutation handelt es sich um eine spezielle Behandlung
radioaktiver Abfälle. Sie soll vor allem dafür sorgen, dass die
Strahlungsintensität des Mülls verringert und die Strahlungsdauer extrem
verkürzt wird. Um diese Ziele zu erreichen, werden bei dieser Methode die
Atomkerne alter Brennstäbe mit Neutronen beschossen. Dabei sollen die Kerne
zerfallen und weniger gefährliche Elemente entstehen.
Neben der eigentlichen Umwandlung der radioaktiven Abfälle ermöglicht das
Projekt der Studie zufolge auch die Rückgewinnung verschiedener wertvoller
Materialien aus abgebrannten Brennelementen. Dazu gehören unter anderem Uran
sowie die wertvollen Edelmetalle Rhodium und Ruthenium, die in verschiedenen
Industriezweigen benötigt werden.
Daneben fallen bei dem Umwandlungsprozess die Edelgase Xenon und Krypton an.
Außerdem können die Elemente Cäsium und Strontium gewonnen werden, die unter
anderem als sogenannte Radioisotope in der Medizin oder Forschung verwendet
werden. Durch den Prozess entsteht zudem viel Hitze, die in Fernwärme-Netze
eingespeist werden könnte.
16 Zwischenlager als potenzielle Standorte
Die Studie geht in dem Anwendungsszenario davon aus, dass eine Anlage des
Schweizer Start-ups Transmutex aus Genf zum Einsatz kommen würde. Als möglicher
Standort komme eines der 16 Zwischenlager für Atommüll infrage, auch weil
dadurch kein Atommüll quer durch Deutschland bewegt werden müsse. In der
Bundesrepublik gibt es zwei zentrale Zwischenlager in Gorleben und Ahaus sowie
14 dezentrale Zwischenlager, darunter zwölf Standorte, die sich an oder in der
Nähe von ehemaligen Atomkraftwerken befinden, sowie spezielle Lager wie Jülich
und Lubmin, die eine Sonderstellung einnehmen.
Die Bundesagentur für Sprunginnovationen in Leipzig erklärte, schon die
erste Demonstrationsanlage wäre laut Studie hochrentabel. Die Anlage würde die
Investitionskosten von rund 1,5 Milliarden Euro und jährlichen Betriebskosten
von gut 115 Millionen Euro mehrfach wieder einspielen. Den Kosten stünden
nämlich Einnahmen aus den gewonnenen Elementen, der Entsorgung atomarer Abfälle
und aus der Prozesswärme gegenüber. Bei einem Betrieb an einem ehemaligen
AKW-Standort würden sich die Baukosten um rund 30 Prozent verringern.
Die nicht wiederverwertbaren Abfälle des untersuchten AKW ließen sich
voraussichtlich innerhalb der Mindestbetriebsdauer der Anlage von 50 Jahren
umwandeln. Die Strahlungsdauer werde dadurch von einer Million Jahre auf rund
800 Jahre verringert./chd/DP/tih