dpa-AFX: ROUNDUP 2: Deutsche Börse bleibt trotz schwacher Wirtschaft zuversichtlich
(Neu: Aussagen aus der Bilanz-Pressekonferenz, weitere Details, aktueller
Aktienkurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse blickt nach einem
Rekordjahr optimistisch in die Zukunft - ungeachtet der vielen Probleme in
Europa und der Welt. "Dass 2025 ein Jahr voller Herausforderungen wird, ist
allen klar. Das Jahr wird von einem Anhalten der Wachstumsschwäche in Europa,
von der Rückkehr des Protektionismus weltweit und von geopolitischen Spannungen
geprägt sein. Wir als Unternehmen haben hierfür klare Lösungen", sagte der seit
Kurzem amtierende Chef Stephan Leithner bei der Bilanz-Pressekonferenz am
Mittwoch in Frankfurt.
Die Deutsche Börse werde weiter Impulsgeber sein. Zum einen werde der
Konzern weiter wachstumsstark sein. Und zum anderen will der Börsenbetreiber und
Finanzdienstleister die Wettbewerbsfähigkeit anderer Unternehmen und des
europäischen Kapitalmarktes durch seine Angebote stärken. "Wir werden über
nationale Grenzen hinweg weiterhin stabile Brücken für den Fluss von Kapital
errichten und instand halten. Und wir werden in volatilen Zeiten ein stabiler
Anker sein - wie wir es seit jeher sind."
Beim Blick zurück konnte Leithner ein Rekordergebnis vorlegen. Umsatz und
Gewinn zogen kräftig an. Dies ist ein Ergebnis der Neuausrichtung des Konzerns
unter seinem Vorgänger Theodor Weimer, der den Konzern in den vergangenen Jahren
durch Übernahmen und den Ausbau von Aktivitäten außerhalb des Aktien- und
Anleihemarkts unabhängiger von Marktschwankungen gemacht hat. Am Finanzmarkt
selbst wurde der Kurs Weimers honoriert. In seinen sieben Jahren an der Spitze
des Unternehmens stieg der Aktienkurs um 130 Prozent.
Anders als Weimer, der 2018 in einer Krise nach einer abermals missglückten
Übernahme der Londoner Börse und Insidergeschäften seines Vorgängers Carsten
Kengeter an die Spitze gekommen war, muss Leithner mit dem Kurs seines
Vorgängers nicht brechen. Aufbauend auf den Erfolgen Weimers kann er die
Deutsche Börse kontinuierlich weiterentwickeln. "Ich bin froh und auch stolz
darauf, mit diesen Kolleginnen und Kollegen nun, nach sehr erfolgreichen Jahren
unter der Führung von Theodor Weimer, mit derselben Leidenschaft neue Horizonte
zu erschließen."
Leithner sieht die Deutsche Börse als einen sehr wichtigen Baustein für
einen funktionierenden europäischen Kapitalmarkt. "Kein anderes Unternehmen in
unserem Sektor ist so europäisch wie die Deutsche Börse Gruppe. Wir sind auf
breiter europäischer Basis der Motor, um den europäischen Kapitalmarkt stärker
zu machen", sagte er. "Europa hat mit der Deutschen Börse mehr als nur eine
Börse. Europa hat einen Betreiber von kritischer Kapitalmarktinfrastruktur auf
ganzer Breite, der auf globaler Ebene mitspielt."
Für die Aktionäre soll sich dies durch weiter steigende Erträge und Gewinne
auszahlen. Im laufenden Jahr sollen die Nettoerlöse ohne das vor allem von den
Zinsen abhängige Treasury-Ergebnis um circa neun Prozent auf rund 5,2 Milliarden
Euro steigen. Beim operativen Gewinn peilt der Konzernvorstand um Leithner einen
Wert von 2,7 Milliarden Euro an (2024: 2,35).
Beim Treasury-Ergebnis rechnet er im laufenden Jahr mit steigendem Gegenwind
durch niedrigere Zinsen. Es werde daher 2025 nur bei mehr als 800 Millionen Euro
nach etwas mehr als einer Milliarde Euro im vergangenen Jahr erwartet. 2026 geht
die Deutsche Börse von einem weiter sinkenden Treasury-Ergebnis in Höhe von 700
Millionen Euro.
Die Nettoerlöse 2026 ohne das Treasury-Ergebnis sollen auf circa 5,7
Milliarden Euro klettern. Davon sollen 3,1 Milliarden Euro als operatives
Ergebnis hängenbleiben. Experten halten diese Ziele für realistisch. 2024 zogen
die Nettoerlöse um 16 Prozent auf knapp 4,8 Milliarden Euro an. Der operative
Gewinn kletterte um fast ein Fünftel auf etwas mehr als 2,3 Milliarden Euro nach
oben. Unter dem Strich verdiente der Konzern 1,95 Milliarden Euro und damit 13
Prozent mehr als vor einem Jahr.
Die Aktionäre sollen eine um 20 Cent auf 4 Euro je Aktie erhöhte Dividende
erhalten. Dies ist die zehnte Dividendenerhöhung in Folge. Die Deutsche Börse
kündigte zudem den Rückkauf eigener Aktien von bis zu 500 Millionen Euro an. Das
Volumen des Aktienrückkaufs fällt überraschend hoch aus. Die 2024er-Zahlen, der
Ausblick und die Dividende lagen dagegen insgesamt im Rahmen der Erwartungen. An
der Börse kamen die Nachrichten in Summe gut an.
Die im Dax notierten Aktie erklomm am Vormittag abermals ein
Rekordhoch. Der Kurs kletterte um bis zu knapp zwei Prozent auf 246,30 Euro.
Dieses Niveau konnte das Papier nicht ganz halten, lag zuletzt aber immer noch
mit knapp einem Prozent im Plus. Damit zog der Börsenwert in diesem Jahr um
weitere zehn Prozent an. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 46 Milliarden
Euro liegt die Deutsche Börse inzwischen im vorderen Mittelfeld der 40
Dax-Titel, nachdem sie Ende 2017 noch im unteren Mittelfeld bei damals noch 30
Werten im Dax gelegen hatte./zb/ngu/mis