dpa-AFX: Schneller EU-Beitritt für Montenegro und Albanien?
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die laufenden EU-Beitrittsverhandlungen von Albanien und
Montenegro könnten nach Ansicht von Erweiterungskommissarin Marta Kos bis Ende
2026 oder 2027 zum Abschluss kommen. Montenegro und Albanien seien von den
derzeitigen Kandidaten die "Spitzenreiter", aber auch Nordmazedonien könne
"sehr, sehr schnell auf einem guten Weg sein", sagte sie bei der Münchner
Sicherheitskonferenz. Kos ist seit vergangenem Jahr EU-Kommissarin, sie betonte,
dass sie bis zum Ende ihrer Amtszeit zwei bis drei Beitrittsverhandlungen zu
einem Ende bringen könne.
Dies bedeutet allerdings noch nicht, dass die Länder wirklich beitreten
können. Voraussetzung dafür ist, dass alle EU-Staaten den von der EU-Kommission
ausgehandelten Beitrittsverträgen zustimmen und diese dann auch ratifizieren. In
Frankreich etwa könnte vor der Ratifizierung noch ein Referendum organisiert
werden.
Balkan Ministerpräsidenten kritisieren zähe Beitrittsverhandlungen
Albaniens Ministerpräsident Edi Rama zeigte sich verhalten optimistisch, er
verwies darauf, dass seit er zu Beginn des Prozesses noch schwarzes Haar gehabt
habe. Auch sein nordmazedonischer Amtskollege Hristijan Mickoski äußerte sich
sehr kritisch zu den zähen Beitrittsverhandlungen. Er wünsche allen Ländern, die
in die EU wollen, dass sie nicht die gleichen Erfahrungen machen müssten wie
sein Land. Nordmazedonien ist bereits seit 2005 offizieller Beitrittskandidat
der Europäischen Union, Montenegro seit 2010 und Albanien seit 2014.
Kommissarin: Ohne Willen der Mitgliedsstaaten keine Beitritte
Kos betonte, sie könne verstehen, dass es Enttäuschungen gebe wegen der
teils langen Verhandlungen. Eine EU-Mitgliedschaft sei längst auch ein Faktor
für mehr Sicherheit, nicht nur für einen Zugang zum europäischen
Wirtschaftsmarkt. "Wir beschleunigen den Prozess bereits, insbesondere mit der
Ukraine. Wir arbeiten in der Europäischen Union zwei- bis dreimal schneller,
aber wir sollten zwischen dem technischen Teil des Prozesses und dem
unterscheiden", sagte sie. Politisch bleibe es aber dabei, dass ohne den Willen
der Mitgliedsstaaten keine wichtigen Schritte umgesetzt werden
könnten./had/DP/he