dpa-AFX: ROUNDUP 2: Munich Re erwartet trotz Kalifornien-Feuer mehr Gewinn - Kurssprung
(neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu Kalifornien-Bränden und
Gewinnprognose, aktualisierte Kursreaktion)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die verheerenden Waldbrände in Kalifornien kosten die
Munich Re voraussichtlich eine Milliardensumme. Der Vorstand
schätzt die Belastung auf insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro, wie der Konzern am
Mittwoch in München mitteilte. Vorstandschef Joachim Wenning hält trotzdem an
seinem Ziel fest, den Gewinn in diesem Jahr auf 6 Milliarden Euro nach oben zu
treiben. Im vergangenen Jahr war er um 23 Prozent auf knapp 5,7 Milliarden Euro
gestiegen. Die Aktionäre können sich auf eine überraschend hohe Dividende
freuen.
An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an: Die Munich-Re-Aktie gewann bis
zum späten Vormittag rund fünf Prozent auf 553 Euro und war einer der stärksten
Titel im Dax . Seit dem Jahreswechsel hat das Papier um fast 14
Prozent zugelegt. In den vergangenen zwölf Monaten summiert sich das Plus sogar
auf fast ein Drittel.
Die Feuer in Los Angeles im Januar 2025 haben aus Sicht der
Versicherungsbranche den teuersten Waldbrandschaden der Geschichte angerichtet.
Die Ratingagentur Standard & Poor's schätzt die gesamten versicherten Schäden
inzwischen auf 20 bis 50 Milliarden US-Dollar (19,1 bis 47,7 Mrd Euro).
Die Munich Re wird etwas konkreter: Finanzchef Christoph Jurecka beziffert
den erwarten versicherten Marktschaden auf 35 bis 40 Milliarden Dollar. Doch die
genannte Belastung von 1,2 Milliarden Euro für die Munich Re seien wegen der
Komplexität des Schadenbilds noch mit hoher Unsicherheit behaftet. Zwar gingen
inzwischen Schadenmeldungen ein, doch für eine genaue Schätzung sei es noch
"sehr, sehr früh", sagte der Manager in einer Videokonferenz mit Journalisten.
Dass es für den weltgrößten Rückversicherer nicht schlimmer kommt, erklärte
Jurecka auch mit einer Zurückhaltung bei den Vertragsabschlüssen in Kalifornien.
Die Munich Re habe ihr Risiko dort in den vergangenen fünf Jahren reduziert.
Im vergangenen Jahr war der teuerste Schaden für die Munich Re mit rund 500
Millionen Euro Hurrikan "Helene", der schwere Verwüstungen im Südosten der USA
anrichtete. Hurrikan "Milton" wenige Wochen später schlug bei dem Konzern mit
rund 400 Millionen Euro zu Buche.
Dennoch machte die Munich Re in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung die
deutlich gestiegenen Großschäden 2024 mehr als wett. Zwar musste sie mit 3,9
Milliarden Euro fast ein Fünftel mehr für Naturkatastrophen und von Menschen
verursachte Großschäden ausgeben als ein Jahr zuvor. Doch vom Umsatz der
Schaden- und Unfall-Rückversicherung blieb nach Abzug der Kosten für Schäden,
Verwaltung und Vertrieb mehr übrig: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote
verbesserte sich von 85,2 auf 82,4 Prozent.
Zugute kamen dem Konzern seine gestiegenen Einnahmen ebenso wie gute
Geschäfte an den Finanzmärkten durch die gestiegenen Zinsen. Der
Versicherungsumsatz wuchs um fünf Prozent auf 60,8 Milliarden Euro. Die
Kapitalanlagen warfen mit 7,2 Milliarden Euro sogar über ein Drittel mehr ab als
ein Jahr zuvor.
Bei der Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft mit
Erstversicherern wie Allianz und Generali zum
Jahreswechsel musste die Munich Re allerdings im Schnitt einen Preisrückgang um
0,6 Prozent hinnehmen. Veränderte Risiken sind dabei bereits herausgerechnet.
Das erneuerte Geschäftsvolumen ging um 2,4 Prozent zurück, weil die Munich Re
ihre Preisvorstellungen nach eigenen Angaben nicht überall durchsetzen konnte.
Für die nächsten Erneuerungsrunden im April und Juni erwartet das Management
aber ein weiter positives Marktumfeld. Die jüngsten Schäden aus Naturereignissen
stünden fallenden Preisen für Rückversicherungsschutz entgegen, hieß es weiter.
Dass sich die Munich Re nach 5,7 Milliarden Euro Gewinn im vergangenen Jahr
für 2025 keinen stärkeren Anstieg zutraut, erklärte Vorstandschef Wenning auch
mit Glück im vergangenen Jahr. 2024 sei "deutlich erfreulicher verlaufen" als
anfangs gedacht. So hatte er sich zunächst nur 5 Milliarden zum Ziel gesetzt. Im
Vergleich dazu entsprächen die nun angepeilten 6 Milliarden einer Steigerung von
20 Prozent, erklärte er im Gespräch mit Journalisten.
Auch die Prognose für 2025 birgt aus Sicht des Vorstands genügend
Unsicherheiten: "Wenn's besser läuft, könnte es mehr werden, wenn es schlechter
läuft, könnte es weniger werden als die 6 Milliarden", sagte Wenning und fügte
hinzu: "Wie immer." Durch die Brände in Kalifornien sieht der Vorstand seine
Gewinnprognose aber nicht gefährdet: "Dieses Ereignis passt locker in unser
Großschadenbudget für dieses Jahr", sagte Finanzchef Jurecka.
Unterdessen können sich die Aktionäre auf eine deutlich erhöhte Dividende
und einen weiteren Aktienrückkauf einstellen. Für 2024 sollen sie eine
Ausschüttung von 20 Euro je Anteilschein erhalten und damit 5 Euro mehr als ein
Jahr zuvor. Analysten hatten im Schnitt mit einer Dividende von rund 16,40 Euro
gerechnet. Zudem will die Munich Re bis zu 2 Milliarden Euro in den Rückkauf
eigener Aktien stecken. Insgesamt will der Konzern damit 4,6 Milliarden Euro für
Dividende und Aktienrückkauf ausgeben - über eine Milliarde mehr als im
Vorjahr./stw/niw/stk