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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Eon-Ausblick über den Erwartungen - Investitionen nach 2028 offen
(neu: weitere Analystenstimmen, Aussagen des Eon-Chefs aus Pressekonferenz,
Statement von BNetzA-Chef Klaus Müller)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Energieversorger Eon verdient dank
milliardenschwerer Investitionen prächtig. Vergangenes Jahr übertraf er mit dem
operativen Gewinn die Markterwartungen und die Prognose für 2025 fällt ebenfalls
besser aus als gedacht. Auch in den kommenden Jahren soll vor allem der für die
Energiewende dringend benötigte Netzausbau ordentlich Gewinn einfahren. Wegen
noch offener Regulierungsvorschriften ließ Konzernchef Leonhard Birnbaum die
über das Jahr 2028 hinaus geplanten Investitionen aber offen. Die Eon-Aktie
legte zu.
Zeitweise notierte sie fast vier Prozent höher, einen Teil der Gewinne büßte
sie dann ein - zuletzt lag das Plus gut drei Prozent. Die Aktie gehörte damit
aber weiterhin zur Spitzengruppe unter den 40 Einzelwerten im Leitindex und
setzt ihre Erholungstour fort. Seit einem Mitte-Januar erreichten Zwischentief
hat sie sich um rund ein Fünftel verteuert. Längerfristig investierte Anleger
können sich hingegen nur über einen kleinen Wertzuwachs freuen: Sowohl seit 12
Monaten als auch seit drei Jahren steht ein prozentual einstelliges Kursplus.
Vergangenes Jahr lag der um nicht-operative Ergebnisbestandteile bereinigte
Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber Ebitda) von Eon bei gut 9
Milliarden Euro. Das sind zwar drei Prozent weniger als 2023, allerdings hatten
die vom Unternehmen befragten Analysten im Schnitt einen stärkeren Rückgang
erwartet.
In diesem Zusammenhang verwies Metzler-Analyst Guido Hoymann auf
Einmaleffekte in Höhe von 0,4 Milliarden Euro. Rechnet man diese heraus, seien
die Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, notierte er. Verglichen
mit der vom Konzern ausgegebenen Prognose erreichte der operative Gewinn das
obere Ende der Spanne.
Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre vergangenes Jahr mit gut 4,5
Milliarden Euro deutlich mehr als im Jahr 2023, was aber auf nicht-operative
Ergebniseffekte etwa aus Derivaten zurückzuführen ist. Die Dividende soll um 2
Cent auf 0,55 Euro je Aktie steigen.
Analysten richteten so denn mehrheitlich den Blick auf die von Eon für
dieses und die nächsten Jahre gesteckten Ziele. Sie könnten zu leicht steigenden
Konsensschätzungen führen, lobte Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank
Goldman Sachs.
So hatte der Markt bislang nicht damit gerechnet, dass Eon 2025 wieder das
operative Ergebnisniveau von 2023 anpeilen wird - und wurde eines Besseren
belehrt. Das Management des Dax -Konzerns rechnet im laufenden
Jahr mit einem bereinigten operativen Gewinn von 9,6 bis 9,8 Milliarden Euro,
womit das Niveau von 2023 selbst im schlechtesten Fall überschritten würde.
Dabei spielen Eon die hohen Investitionen in die Karten, insbesondere in den
Ausbau der Netzinfrastruktur. Das Unternehmen erhöhte seine mittelfristigen
Gewinnerwartungen ebenso wie Investitionspläne und übertraf auch hier die
Marktschätzungen.
Von 2024 bis 2028 will Eon nun 43 Milliarden Euro investieren. Das ist eine
Milliarde mehr, als bislang geplant war, die in den Ausbau der Netzinfrastruktur
fließen soll. Dies führte Jefferies-Analyst Ahmed Farman auf beschleunigte
Abschreibungen im Gasgeschäft zurück. 2025 wollen die Essener insgesamt 8,6
Milliarden Euro in die Hand nehmen, nach 7,5 Milliarden Euro im vergangenen
Jahr.
Auch im Tagesgeschäft dürfte es in der Folge mittelfristig besser laufen als
bisher angenommen: Den bereinigten operativen Gewinn erwartet das Management
2028 nun bei über 11,3 Milliarden Euro statt bislang bei über 11 Milliarden.
Analysten hatten 11,1 Milliarden Euro auf dem Zettel.
Allerdings ist der Konzern in seiner Ertragskraft in weiten Teilen an die
von der Bundesnetzagentur vorgegeben Verzinsung gebunden. Wie diese ab 2029 für
das Strom-Geschäft aussehen soll, sei "heute noch nicht absehbar", hieß es am
Mittwoch aus Essen. Eon-Chef Birnbaum schrieb deshalb die Investitionspläne für
den Konzern nicht wie sonst üblich um ein Jahr fort. Eon sei zwar bereit, weiter
zu investieren, sagte der Manager laut Mitteilung, "aber niemals um jeden
Preis".
RBC-Experten Alexander Wheeler verwies in seiner Analyse auf den von Eon für
2028 identifizierten bilanziellen Spielraum von 5 bis 10 Milliarden Euro. Es
brauche aber den richtigen regulatorischen Rahmen, um diesen zu nutzen, schrieb
er.
Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller äußerte sich am Mittwoch auf
Nachfrage der Deutschen Presseagentur: "Wir wissen, dass die
Investitionsbedingungen attraktiv sein müssen, um den Umbau des Energiesystems
zu stemmen", sagte er. "Aber wir wissen auch, dass die Verzinsung bezahlt werden
muss - von privaten Haushalten, Gewerbe und Industrie."
Die Unternehmen sind an die von der Bundesnetzagentur vorgegebenen Zinssätze
gebunden, wenn sie Netzkosten in Rechnung stellen. Über Netzentgelte zahlen
Netznutzer, also Haushalte, Gewerbe und Industrie, auch die Renditen der
Betreiber. Während Investitionen durch höhere Verzinsungen also attraktiver
werden, würden die Energiekosten auf der Verbraucherseite steigen.
Und Eon-Chef Birnbaum sieht bei der Kostenfrage die Politik in der Pflicht.
Er forderte ein "Energiewende-Update": "Eine neue Bundesregierung muss die
Kosten des Energiesystems für die Bürger viel strenger in den Blick nehmen",
sagte er. Der Zubau der erneuerbaren Energien werde auch weiterhin Unterstützung
brauchen, etwa für Windanlagen auf See.
Es gelte aber: "Nur das, was Förderung braucht, soll auch gefördert werden."
So bräuchten Photovoltaikanlagen auf Dachflächen zum Beispiel "ganz sicher"
überhaupt keine Förderung. "Die lohnen sich komplett über die Eigenstrom- und
Eigenverbrauchsoptimierung."
Eon ist Deutschlands größter Stromversorger und -netzbetreiber. Er zählt im
Heimatmarkt rund zwölf Millionen Strom- und zwei Millionen Erdgaskunden. Fast
ein Drittel des Strom-Verteilnetzes gehört zum Konzern. Eon ist auch einer der
größten Ladesäulenbetreiber. Nach Angaben von Eon sind bis zu 78 Prozent des
operativen Ergebnisses vom Regulator abhängig./lew/tob/mne/mis