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dpa-AFX: Commerzbank-Betriebsratschef sagt Unicredit den Kampf an

FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Übernahmeringen um die Commerzbank
sagt Betriebsratschef Sascha Uebel der italienischen Großbank Unicredit
den Kampf an. Er will Unicredit-Chef Andrea Orcel, der seine
Übernahmepläne vorantreibt, so viele Probleme bereiten wie möglich, wie Uebel
der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Wir machen den Weg, den Orcel im Kampf mit
uns gehen muss, maximal matschig und tief."

Orcel unterschätze das starke Mitbestimmungsrecht in Deutschland, sagte der
Gesamt- und Konzernbetriebsratschef der Commerzbank - und kündigte für den Fall
einer Übernahme an: "Er wird sich bei den Verhandlungen mit uns die Zähne
ausbeißen."

Die Unicredit hat diese Woche beim Bundeskartellamt die Übernahme eines
Commerzbank-Anteils von bis zu 29,99 Prozent zur Prüfung angemeldet. Zugleich
wird erwartet, dass die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank, die den
Unicredit-Einstieg bei der Commerzbank ebenfalls prüft, in Kürze grünes Licht
gibt.

Bisher hat sich die Unicredit den Zugriff auf rund 28 Prozent der Anteile
gesichert, aber kein Übernahmeangebot vorgelegt. Die Commerzbank wirbt für einen
eigenständigen Kurs und hat den Abbau von 3.900 Stellen angekündigt, um
profitabler zu werden.

"Betriebsbedingte Kündigungen faktisch unmöglich"

Uebel, der zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der
Commerzbank ist, will der Unicredit im Zuge des "schmerzhaften" Job-Abbaus
möglichst viele Steine in den Weg legen. Der geschlossene Transformationsvertrag
bei der Commerzbank sei bis 30. Juni 2028 gültig, "daran ist für Andrea Orcel
nichts zu rütteln. Er kann im Falle einer Übernahme nicht 2027 kommen und den
Abbau von 3.000 weiteren Jobs verkünden."

Man habe eine "Kaskade von Hürden" vereinbart, sagte Uebel. "So sind
Vorruhestandsregelungen nicht auf maximal 300.000 Euro gedeckelt wie zum
Beispiel teilweise bei diversen Übernahmen der Unicredit." Ein Vorruhestand
koste die Commerzbank im Schnitt 380.000 Euro.

"Und wir haben verankert, dass ein regional zumutbarer Arbeitsplatz
angeboten werden muss, damit Beschäftigte zum Beispiel nicht nach München ziehen
müssen. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen faktisch unmöglich."

Bis Jahresende sollten die Verhandlungen über den Stellenabbau, für den die
Commerzbank 700 Millionen Euro zurückstellt, abgeschlossen sein, sagte Uebel.
Ein Sozialplan und Interessenausgleich sollen schon bis zur Hauptversammlung am
15. Mai stehen. Dann erwartet er einen "Showdown mit Orcel".

"Orcel vor unkalkulierbarem Business Case"

Letztlich gebe es zwei Wege. "Für die Aktionäre liegt eine überarbeitete
Strategie der Commerzbank mit ehrgeizigen Zielen auf dem Tisch, hinter der
Management und Aufsichtsrat stehen", sagte Uebel. "Oder die Unicredit bietet 5
Euro Aufschlag pro Aktie in einem Übernahmeangebot, hat aber dafür die
geschlossene Arbeitnehmerseite und die Politik gegen sich bei einem
unkalkulierbaren Business Case mit einer komplexen IT-Integration."

Zugleich bleibt Uebel realistisch. "Wenn Orcel die Schatulle ganz weit
aufmacht, können wir eine Übernahme als Betriebsrat nicht verhindern. Aber wir
können ganz viel für die Beschäftigten und Standorte erreichen."

Sprinterprämien von 50.000 Euro bei Job-Abbau

Zudem beschrieb Uebel weitere Details zum Stellenabbau, den die Commerzbank
mit Vorruhestandsregelungen, Altersteilzeit und natürlicher Fluktuation abfedern
will. So gebe es Sprinterprämien von 50.000 Euro für Beschäftigte, die eine
Altersteilzeit bis Jahresende annehmen. "Dann sind Mitarbeiter bis 2027 raus und
müssen kaum oder gar keine Abschläge bei der Rente hinnehmen. Am Ende wollen wir
mit maximal 400 Aufhebungsverträgen auskommen."/als/DP/jha

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