(neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu Strategie, Mittelfristziele,
aktualisierte Kursreaktion)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Versicherer Allianz hat 2024 im
Tagesgeschäft so viel verdient wie nie zuvor. Der operative Gewinn stieg um
knapp neun Prozent auf gut 16 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern
am Freitag in München mitteilte. Damit übertraf er seine
ursprüngliche Zielspanne ebenso wie die durchschnittlichen Erwartungen von
Analysten. Für das neue Jahr nimmt sich Vorstandschef Oliver Bäte ein operatives
Ergebnis zwischen 15 und 17 Milliarden Euro vor. An der Börse wurden die
Neuigkeiten mit einem Kursabschlag quittiert.
Die Allianz-Aktie verlor bis zur Mittagszeit in einem schwächelnden Markt
rund ein halbes Prozent auf 331,60 Euro und lag damit im Mittelfeld des Dax.
Seit dem Jahreswechsel hat das Papier noch etwa zwölf Prozent gewonnen. Auf die
letzten zwölf Monate gesehen liegt der Kursgewinn sogar bei rund einem Drittel.
Erst am Dienstag hatte die Aktie mit 334,70 Euro ihren höchsten Kurs seit dem
Jahr 2001 erklommen.
Branchenexperte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies attestierte der
Allianz einen sehr disziplinierten Umgang mit den Kosten. Operativer Gewinn und
Überschuss hätten im vierten Quartal jeweils um fünf Prozent höher gelegen als
am Markt erwartet. Mit Blick auf 2025 hatten Analysten jedoch bereits mit einem
operativen Gewinn am oberen Ende der genannten Zielspanne gerechnet.
Andererseits ist die Allianz für ihre vorsichtigen Gewinnprognosen bekannt.
Von den guten Zahlen des vergangenen Jahres sollen jedenfalls die
Anteilseigner profitieren: Die Allianz will die Dividende je Aktie um 11,6
Prozent auf 15,40 Euro anheben. Zudem will der Konzern für bis zu 2 Milliarden
Euro eigene Aktien zurückkaufen. Dies soll den Gewinn je Aktie weiter nach oben
treiben.
Schon im Dezember hatte sich die Allianz-Führung neue Ziele für die
kommenden Jahre gesetzt. So soll der um Sonderposten bereinigte Gewinn je Aktie
bis zum Jahr 2027 auf 31,50 Euro wachsen. Im vergangenen Jahr lag er bei 22,61
Euro. Zudem will der Konzern in den Jahren 2025 bis 2027 im Schnitt mindestens
drei Viertel seines bereinigten Nettogewinns für Dividenden und Aktienrückkäufe
ausgeben.
Um diese Ziele zu erreichen, hat sich Bäte drei Hebel ausgesucht: Einerseits
soll die Allianz neue Kundschaft gewinnen, mehr neue Verträge an Bestandskunden
verkaufen und die Menschen stärker an sich binden. Andererseits will der Manager
die Produktivität und Effizienz im Konzern steigern und setzt dabei auch auf den
Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Im abgelaufenen Jahr steigerte die Allianz ihr gesamtes Geschäftsvolumen um
elf Prozent auf knapp 180 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb für die
Allianz-Aktionäre ein Gewinn von gut 9,9 Milliarden Euro und damit 16 Prozent
mehr als im Vorjahr.
Dabei profitierte die Allianz vor allem von ihrer größten Sparte, der
Schaden- und Unfallversicherung. Der Bereich steigerte seinen operativen Gewinn
um rund auf 7,9 Milliarden Euro. Das Geschäftsvolumen der Sparte stieg um gut
acht Prozent - vor allem, weil die Allianz bei ihren Kunden an der Preisschraube
drehte.
In der Kfz-Versicherung setzte der Konzern im Schnitt zwölf Prozent höhere
Prämien durch, wie der Vorstand in einer Telefonkonferenz berichtete. Damit will
die Allianz stark gestiegene Kosten für Reparaturen und Ersatzteile decken.
Insgesamt ging in der Schaden- und Unfallsparte der Allianz 2024 allerdings ein
geringerer Teil des Umsatzes für Schäden, Verwaltung und Vertrieb drauf als im
Vorjahr: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 93,8 auf 93,4
Prozent.
Dies lag auch an geringeren Belastungen durch Naturkatastrophen. So bezahlte
der Konzern knapp 1,8 Milliarden Euro für Naturkatastrophenschäden und damit
über eine halbe Milliarde weniger als im Vorjahr. Am teuersten schlugen die
Überschwemmungen in Süddeutschland und Osteuropa zu Buche.
Gut lief es auch in der Lebens- und Krankenversicherung. Der Wert des
Neugeschäfts legte von 4,0 auf 4,7 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn
stieg um sechs Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Dazu hätten die meisten
Geschäftsregionen beigetragen, hieß es zur Erklärung.
Im Fondsgeschäft sammelte der Allianz-Konzern von Kunden Milliardensummen an
frischem Geld ein. Den Konzerntöchtern Pimco und Allianz Global Investors (AGI)
flossen unter dem Strich 84,8 Milliarden Euro an Kundengeldern zu, davon 16,7
Milliarden Euro im vierten Quartal. Analysten hatten jedoch im Schnitt noch mehr
erwartet.
Das für Dritte verwaltete Vermögen stieg zum 31. Dezember auf 1,9 Billionen
Euro - gut 200 Milliarden mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn der
Fondssparte wuchs im Gesamtjahr um knapp vier Prozent auf 3,2 Milliarden
Euro./stw/ngu