BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Gesundheitskonzern Fresenius reduziert wie schon seit längerem erwartet seine Beteiligung am Dialyseanbieter
Fresenius Medical Care (FMC) . Die Bad Homburger platzierten über
Nacht eigene Anteile und eine mehrjährige Umtauschanleihe bei institutionellen
Investoren. Dadurch dürfte der Anteil von zuletzt 32,2 Prozent künftig auf rund
ein Viertel sinken. Fresenius wolle 25 Prozent plus eine Aktie halten, sagte
Unternehmenschef Michael Sen am Dienstag vor Journalisten und betonte, der
Konzern bleibe damit auch langfristig größter Aktionär beim
Blutwäschespezialisten. Bei der Emission nahm der Konzern rund 1,1 Milliarden
Euro brutto ein. Geld, das Fresenius vor allem in den Ausbau des eigenen
Kerngeschäfts stecken will.
An der Börse drückten die Nachrichten zunächst deutlich auf den FMC-Kurs.
Die Anteile notierten als eines der Dax-Schlusslichter zuletzt gut sieben
Prozent tiefer bei 44,01 Euro. Fresenius-Papiere legten hingegen mit Plus rund
0,5 Prozent zu. Laut einem Händler war es ein "offenes Geheimnis", dass
Fresenius seinen Anteil weiter reduziert. Mit dem Vollzug werde nun Unsicherheit
von den FMC-Aktien genommen. Schnäppchenjäger könnten eine Kursschwäche dazu
nutzen, um Aktien zu kaufen.
Der Verkauf sei ein weiterer wichtiger Schritt beim aktuellen Konzernumbau,
sagte Fresenius-Chef Michael Sen laut Mitteilung. "Damit erhöhen wir unsere
strategische Flexibilität zur weiteren Stärkung unserer Wachstumsplattformen und
schaffen die Basis für langfristig profitables Wachstum."
Fresenius veräußerte in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren 10,6
Millionen Aktien für knapp 472 Millionen Euro an institutionelle Investoren, wie
der Konzern am Dienstag mitteilte. Der Platzierungspreis habe dabei bei 44,50
Euro gelegen, und damit gut sechs Prozent weniger als der Schlusskurs vom
Montag.
Zudem platzierte der Konzern nicht verzinste, im Jahr 2028 fällige Anleihen
im Wert von 600 Millionen Euro. Diese können in bis zu 10,4 Millionen FMC
-Aktien umgetauscht werden. Die Platzierung war laut Finanzchefin
Sara Hennicken überzeichnet. Entsprechend der ausgehandelten Konditionen würde
ein Umtausch für Investoren finanziell dann Sinn machen, wenn der FMC-Kurs an
der Aktienbörse auf mindestens 57,85 Euro steigt. Fresenius könne die
Umtauschanleihen aber auch zum Teil oder vollständig in Bar ablösen, hieß es
weiter.
Zusammengenommen machen beide Schritte ungefähr 7,1 Prozent des
Grundkapitals an FMC aus. Damit reduziert sich der Fresenius-Anteil an FMC
zunächst auf 28,6 Prozent. Bei Umtausch der Anleihe würde er dann auf den
angesteuerten Anteil sinken.
Über eine vollständige oder sukzessive Trennung von FMC war schon länger
spekuliert worden. Der Blutwäscheanbieter Fresenius Medical Care (FMC) wird
schon seit mehr als einem Jahr bei Fresenius nur noch als Finanzbeteiligung
geführt. Die Entflechtung von der früheren Konzerntochter, die Fresenius mehrere
Gewinnwarnungen eingebrockt hatte, wurde im November 2023 vollzogen.
Vor wenigen Tagen hatte Fresenius-Chef Michael Sen auf der
Jahrespressekonferenz noch erklärt, an der FMC-Beteiligung wegen des
Wertsteigerungspotenzials vorerst festhalten zu wollen. Seit der Entflechtung
hat die Aktie deutlich an Wert gewonnen. "Einen Teil davon haben wir jetzt
realisiert", sagte der Manager nun vor Journalisten.
Mit dem künftigen Anteil von 25 Prozent plus eine Aktie wolle Fresenius
seinen Einfluss im "attraktiven Dialysegeschäft" von FMC aber behalten, erklärte
Sen auf die Frage nach dem weiteren Vorgehen beim Blutwäscheanbieter. Dabei
verwies er erneut auch auf das aus seiner Sicht noch enorme
Wertsteigerungspotenzial der FMC-Aktie. Börsenspekulationen über eine
vollständige Trennung von FMC in der Zukunft dürfte der Manager damit aber kein
Ende bereiten.
Den Verkaufserlös will Fresenius laut Sen vorrangig in den Ausbau seiner
Geschäfte bei der Generikatochter Kabi und der Klinikgesellschaft Helios
stecken, auf die sich der Konzern inzwischen nur noch konzentriert. Das
Fresenius-Management sieht unter anderem große Wachstumschancen bei
biotechnologisch hergestellten Nachahmermedikamenten. Künftige
Ergebnisverbesserungen kämen dann auch dem Schuldenabbau zugute, sagte Sen.
Fresenius hatte für seinen Umbau auch mehrere Geschäftsteile verkauft,
darunter die Kinderwunsch-Klinikkette Eugin und zuletzt das verlustbringende
österreichische Unternehmen Vamed. Hinzu kamen millionenschwere
Kosteneinsparungen. Nach einem tiefgreifenden Sparprogramm bei Kabi will
Fresenius in diesem Jahr vor allem im deutschen Klinikgeschäft mit mehr als 80
Häusern den Rotstift ansetzen. 2024 hatten der radikale Schrumpfkurs, aber auch
gute Geschäfte bei Kabi und Helios dem Konzern nach den Krisenjahren wieder mehr
Gewinn eingebracht./tav/mne/mis