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dpa-AFX: KORREKTUR/ROUNDUP 2: Merck will nach Aufschwung weiter profitabel wachsen

(Im letzten Absatz wir klargestellt, dass es sich um rund 70 rpt 70
Standorte handelt.)

DARMSTADT (dpa-AFX) - Nach einem schwachen Vorjahr ist es beim Pharma- und
Technologiekonzern Merck KGaA 2024 wieder aufwärts gegangen.
Konzernchefin Belen Garijo will an diesen Aufschwung anknüpfen. Der Konzern sei
bestens aufgestellt, um von globalen Trends wie Personalisierte Medizin und
Halbleiter für das KI-Zeitalter zu profitieren, sagte die Managerin am
Donnerstag vor Journalisten. "2025 werden wir erneut über das gesamte
Unternehmen hinweg profitabel wachsen." Zu den laufenden Übernahmegesprächen mit
dem US-Unternehmen Springworks Therapeutics hielt sich die Konzern-Chefin
derweil bedeckt.

Der Aktienkurs lag am späten Mittag mit knapp eineinhalb Prozent im Plus bei
139,10 Euro. 2025 ist das Merck-Papier bisher mit einem Minus von gut einem
halben Prozent jedoch unter den wenigen Verlierern im Dax, der seit dem
Jahreswechsel um rund 16 Prozent gestiegen ist. Bernstein-Analyst Florent
Cespedes schrieb ersten Reaktion auf die Jahreszahlen und den Ausblick, Merck
befinde sich mit seiner Erholung wieder auf Kurs.

Im laufenden Jahr steuert der Dax-Konzern einen Umsatz von 21,5 bis 22,9
Milliarden Euro an; das entspricht einem Plus aus eigener Kraft von drei bis
sechs Prozent, dabei sind Wechselkurs- und Übernahmeeffekte ausgeklammert. Das
um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen
(bereinigtes Ebitda) soll organisch um drei bis acht Prozent anziehen und
nominal auf 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro erreichen. Damit bliebe das operative
Ergebnis nominal im Vergleich zu 2024 im schlechtesten Fall stabil, was
Finanzchefin Helene von Roeder auch mit starken negativen Währungseffekten
begründete.

In den Konzernzielen ist noch das vor dem Verkauf nach China stehende
Pigmentgeschäft berücksichtigt, wie die Merck-Chefin erläuterte. Eine Anpassung
der Ziele dürfte folgen, sobald das Geschäft abgeschlossen sei - womit "eher
früher als später" in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen sei.

Unterdessen macht sich Mercks Engagements im Geschäft mit
Halbleitermaterialien bezahlt, das der Konzern in den vergangenen Jahren durch
mehrere Übernahmen ausgebaut hatte. 2024 verzeichneten die Darmstädter einen
starken Umsatzanstieg bei Materialien, die etwa in Hochleistungschips für
Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt und stark nachgefragt werden. Zudem wuchs
das Geschäft mit Arzneien, insbesondere gegen Krebs.

Nach einer langen Nachfrageflaute sei im Verlauf des aktuellen Jahres
endlich auch im breiteren Halbleitermarkt mit einer Trendwende zu rechnen, sagte
Garijo unter Verweis auf Gespräche mit großen Abnehmern. Schon seit dem zweiten
Halbjahr 2024 stehen die Zeichen in Mercks Laborsparte wieder auf Aufschwung,
nachdem der Bereich nach dem Corona-Boom lange unter einer mangelnden
Investitionsfreudigkeit der Kundschaft gelitten hatte. Im letzten Jahresviertel
sorgten im Laborgeschäft vor allem gute Geschäfte mit Lösungen rund um die
Arzneimittelherstellung für Schwung.

Damit geht es bei Merck nach einem schwierigen Vorjahr wieder aufwärts,
wobei das Schlussquartal überdurchschnittlich stark verlief. Auch hielt Merck
2024 seine Kosten im Griff. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn vor
Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg um 3,3 Prozent auf fast 6,1 Milliarden
Euro. Jedoch musste die Laborsparte noch einen Gewinnrückgang verkraften,
während Merck in der Elektroniksparte und seinem Arzneimittelgeschäft mehr
verdiente.

Unter dem Strich sank aber auch konzernweit das Ergebnis um rund zwei
Prozent auf knapp 2,79 Milliarden Euro, Grund waren höhere Steuern. Für die
Aktionäre soll es eine stabile Dividende von 2,20 Euro geben.

Nach mehreren kleineren Übernahmen im vergangenen Jahr feilt der Konzern
auch weiter an seinem Portfolio. So bahnt sich womöglich erstmals seit mehreren
Jahren wieder eine milliardenschwere Übernahme an: Bereits Mitte Februar hatte
Merck Übernahmegespräche mit dem US-amerikanischen Krebsspezialisten Springworks
Therapeutics bestätigt, einer früheren Abspaltung vom Pharmamulti Pfizer.

Garijo wollte am Donnerstag den aktuellen Stand der Gespräche nicht
kommentieren und verwies auf das bisherige Konzernstatement. Merck hatte in
seiner Mitteilung seinerzeit erklärt, dass ein Kauf an die Erfüllung kritischer
Bedingungen geknüpft und nicht garantiert sei. Unterdessen bekräftigte die
Merck-Chefin frühere Aussagen, wonach das Management in der Pharmasparte seinen
Fokus auf die Einlizensierung von Arzneien anderer Unternehmen legen werde.

Mercks Pharmasparte könnte generell eine Stärkung gebrauchen. Die
Forschungspipeline ist stark ausgedünnt, nachdem mit Evobrutinib (Multiple
Sklerose) und Xevinapant (Krebs) zwei große Hoffnungsträger überraschend in den
klinischen Studien scheiterten.

Als mögliches neues Medikament befindet sich einzig das Krebsmittel
Pimicotinib in einem fortgeschrittenen Teststadium - neben einer Phase-3-Studie
für die bereits zugelassene Multiple-Sklerose-Arznei Mavenclad in einer neuen
Indikation. Der Übernahmekandidat Springworks wiederum schreibt derzeit zwar
noch rote Zahlen, hat aber bereits ein Krebsmedikament am Markt und kürzlich die
Zulassung für ein weiteres Mittel erhalten.

Sorgen bereiten der Konzernchefin derweil drohende neue US-Zölle. Die
Vereinigten Staaten seien mit mehr als 14.000 Beschäftigten vor Ort und rund 70
Standorten sehr wichtig für Merck. Der Konzern spiele alle Szenarien durch und
versuche, die Lieferkette möglichst regional aufzustellen. Die neuen US-Zölle
für Einfuhren aus Mexiko und Kanada haben Garijo zufolge keine Auswirkungen auf
Merck, mit den neuen Zöllen gegen China könne Merck
"umgehen"./tav/als/mis/stk/jha/mis

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