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dpa-AFX: GESAMT-ROUNDUP: Flughäfen und Kitas - Verdi zeigt die Warnstreik-Muskeln

BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes
erhöht die Gewerkschaft Verdi noch einmal den Druck. Nach Aktionen in
Sozialstationen, Krankenhäusern oder bei der Müllabfuhr sind an diesem Montag
(10. März) elf größere Flughäfen in Deutschland Zielscheibe eines ganztägigen
Warnstreiks. Der Flugverkehr wird in weiten Teilen zum Erliegen kommen: Nach
einer ersten Schätzung des Flughafenverbands ADV fallen voraussichtlich mehr als
3.400 Flüge aus und rund 510.000 Passagiere können ihre Reisen nicht wie geplant
antreten.

Zum Warnstreik an den Flughäfen hat Verdi die Beschäftigten des öffentlichen
Dienstes und der Bodenverkehrsdienste aufgerufen, die üblicherweise die
Flugzeuge reinigen, beladen und betanken. Betroffen sind die Flughäfen München,
Stuttgart, Frankfurt, Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Bremen,
Hamburg, Berlin-Brandenburg und Leipzig-Halle. Hintergrund ist der Tarifstreit
mit Bund und Kommunen, in dem am Freitag, dem 14. März, die nächste
Verhandlungsrunde ansteht.

Frauen im Mittelpunkt

Auch die Warnstreiks in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes sollen
weitergehen. Am Freitag hatte die Gewerkschaft vor allem weiblich dominierte
Berufsgruppen zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Kitas, Jugend- und Sozialämter
wurden ebenso bestreikt wie Kliniken, Pflegeheime und soziale Einrichtungen.
Mindestens 30.000 Beschäftigte beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben an
Kundgebungen und anderen Aktionen.

Konkreter Anlass der Frauen-Proteste sind laut Verdi der sogenannte Equal
Pay Day am 7. März sowie der Internationale Frauentag am 8. März. "Der Streiktag
am Equal Pay Day / Frauentag ist ein deutliches Signal für mehr
Lohngerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen in den sozialen (Frauen-)
Berufen im öffentlichen Dienst und eine Reaktion der Beschäftigten darauf, dass
es auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot gab", erklärt die
stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle.

Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen von Bund und Kommunen
unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr,
sowie drei zusätzliche freie Tage. Verhandelt wird für insgesamt 2,5 Millionen
Beschäftigte. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt. Die
dritte Verhandlungsrunde beginnt am 14. März in Potsdam. Bereits seit Wochen
kommt es im öffentlichen Dienst zu Ausständen.

Bislang kein Angebot

"Wir sehen uns zu diesem Warnstreik gezwungen, da die Arbeitgeber in den
laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Diensts
bisher kein Angebot vorgelegt und keine Bereitschaft gezeigt haben, unsere
berechtigten Forderungen zu erfüllen", erklärt die Verdi-Vize-Vorsitzende Behle.
Man habe die Aktionen frühzeitig angekündigt, um den Passagieren
Planungssicherheit zu ermöglichen.

Der 24-Stunden-Streik soll in der Nacht am Montag um 00.00 Uhr beginnen und
bis 23.59 Uhr fortgesetzt werden. Die Streikenden in Frankfurt sollen sich am
Morgen zu einer Kundgebung treffen.

In der laufenden Tarifrunde wurden bereits die Flughäfen in Köln,
Düsseldorf, Hamburg und München bestreikt, wo es jeweils zu zahlreichen
Flugausfällen gekommen war. Laut ADV waren davon bereits 800.000 Passagiere
betroffen. Am Frankfurter Flughafen haben die öffentlich Bediensteten zuletzt im
März 2023 einen Warnstreik abgehalten - damals zeitgleich abgestimmt mit der
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Luftverkehrsbranche sauer

"Elf Standorte gleichzeitig zu bestreiken hat eine neue Dimension", erklärt
ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Die Arbeitskampfmaßnahmen bedeuteten ein
Horrorszenario für die betroffenen Fluggäste und hätten "weitreichende Folgen
für die individuelle Mobilität und die Wirtschaftsabläufe."

Die Streiks seien nicht verhältnismäßig, sagt der Hauptgeschäftsführer des
Luftverkehrsverbands BDL, Joachim Lang. "Hier wird ein kompletter Verkehrszweig
flächendeckend stillgelegt und das, obwohl Flughäfen und Airlines, aber auch
Gastronomie, Einzelhandel und Hotels keine Tarifpartner sind. Der Tarifkonflikt
wird damit allein auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen, noch bevor die
nächste Verhandlungsrunde ansteht." Lang fordert neue Streikregeln im Bereich
der kritischen Infrastruktur./ceb/DP/nas

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