dpa-AFX: Viele Unternehmen klagen weiterhin über langsames Internet
BERLIN (dpa-AFX) - Die Digitalisierung in Deutschland hält nicht Schritt mit
den Bedürfnissen in den Unternehmen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage
der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter 5.381 Firmen in der
Bundesrepublik. Trotz der Milliardeninvestitionen in schnelle
Glasfaser-Anschlüsse und den 5G-Mobilfunk sagten lediglich 73 Prozent der
befragten Unternehmen, dass die aktuelle Verfügbarkeit von schnellem Internet
ihrem Bedarf entspreche. Gegenüber den Umfrageergebnissen aus den beiden
Vorjahren sank dieser Wert sogar leicht um jeweils einen Prozentpunkt.
Keine Cloud-Anwendungen möglich
Volker Treier, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung, sagte: "Wir brauchen
ein schnelleres Internet, und wir benötigen größere Bandbreiten, die bei den
Unternehmen ankommen." Als Beispiel für die Unterversorgung nannte Treier einen
mittelständischen Industriebetrieb, der seine Betriebsdaten nicht online sichern
könne und stattdessen Festplatten durch die Gegend bewegen müsse.
"Die Digitalisierung der Unternehmen hängt maßgeblich davon ab, wie schnell
Glasfasernetze bis in die Gebäude ausgebaut werden und moderne Mobilfunknetze
flächendeckend verfügbar sind", sagte Treier.
Der Netzausbau könne nur schwer mit den steigenden Anforderungen der
Unternehmen Schritt halten. Besonders Cloud-Lösungen und Künstliche Intelligenz
führten zu einem immer größeren Bedarf an Bandbreite. "Hier brauchen wir
dringend eine Beschleunigung des Netzausbaus, der allzu häufig an schleppenden
Genehmigungsverfahren der öffentlichen Hand hängt."
Behörden machen Glasfaserausbau teuer
Konkret beklagte der DIHK, dass ein vorhandener Branchenstandard zur
kostengünstigen Verlegung von Glasfaserleitungen von vielen regionalen
Genehmigungsbehörden nicht anerkannt werde. Viele Bauämter forderten weiterhin,
die Glasfaser unnötig tief und kostenaufwendig zu verlegen.
"Neben einem konsequenten Netzausbau muss die Politik auch die Verwaltung
zukunftsorientiert aufstellen, Bürokratie abbauen und die Voraussetzungen für
innovative KI-Anwendungen schaffen", sagte Treier.
Dies sei wichtig, da Anwendungen der Künstlichen Intelligenz inzwischen in
der deutschen Wirtschaft angekommen seien. 38 Prozent aller Unternehmen nutzen
der Umfrage zufolge KI bereits - dies sind elf Prozentpunkte mehr als im
Vorjahr. Weitere 32 Prozent planen demnach den Einsatz von KI innerhalb der
nächsten drei Jahre./chd/DP/mis