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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Brenntag zeigt sich für 2025 verhalten zuversichtlich

(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Aktienkurs)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag blickt nach
einem Umsatz- und Ergebnisrückgang 2024 verhalten zuversichtlich auf das
laufende Jahr. "Für das Jahr 2025 erwarten wir eine weitere moderate
Verbesserung der Absatzmengen im Laufe des Jahres, auch dank unserer
Akquisitionen, und ein sequenziell leicht verbessertes Preisumfeld in der
zweiten Hälfte des Jahres 2025", schrieb Unternehmenschef Christian Kohlpaintner
am Mittwoch im Aktionärsbrief. Gleichzeitig dürfte die makroökonomische und
geopolitische Lage weiterhin von Unsicherheit geprägt sein.

Für den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen
(operatives Ebita) peilt das Brenntag-Management im laufenden Jahr 1,1 bis 1,3
Milliarden Euro an und damit mindestens genauso viel wie im Vorjahr. Analysten
erwarten im Schnitt die Mitte der Spanne. Die Aktie schwankte im frühen Handel
und legte zuletzt in einem sehr freundlichen Markt rund 2,3 Prozent auf 65,86
Euro zu.

Analystin Nicole Manion von der Schweizer Großbank UBS sah die Ergebnisse
des vierten Quartals etwas schwächer als gedacht. Der erwartungsgemäße Ausblick
dürfte aber etwas beruhigen, nachdem man im Vorjahr zurückrudern musste.
Brenntag müsse nun vor allem sein Potenzial bei Kostensenkungen unter Beweis
stellen.

Im vergangenen Jahr bekam der Chemikalienhändler erneut eine schwächere
Nachfrage zu spüren. Der Umsatz schrumpfte im Jahresvergleich um 3,4 Prozent auf
16,2 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern in Essen mitteilte. Der
um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und
Firmenwertabschreibungen sank um 12,9 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Das
Unternehmen begründete dies unter anderem mit höheren Transportkosten im Zuge
eines gestiegenen Absatzvolumens.

Auf die Aktionäre entfiel ein Gewinn von gut 536 Millionen Euro nach fast
715 Millionen im Vorjahr. Während das Unternehmen bei den Ergebnissen die
Erwartungen der Analysten verfehlte, traf es die Schätzungen beim Umsatz. Das
Brenntag-Management will die Dividende mit 2,10 Euro je Aktie stabil halten.

Derweil hatte das Unternehmen jüngst seine ursprünglichen Pläne zur
Entflechtung der beiden Sparten Prozesschemikalien (Essentials) und
Spezialchemikalien für bestimmte Branchen (Specialties) angepasst. Eine schnelle
und vollständige Entflechtung werde in dieser Form nicht weiterverfolgt, hatte
das Unternehmen im November dazu mitgeteilt. Angesichts des schwierigen Umfeldes
hatte das Unternehmen seinen Sparkurs verschärft.

Dafür will Finanzchefin Kristin Neumann Ausgaben verschieben sowie
Investitionen in IT und digitale Transformation über einen längeren Zeitraum
strecken. Standortschließungen und der Abbau von Arbeitsplätzen zählten bereits
zum Sparprogramm.

2025 werde Brenntag die Einsparungen von 2024 in etwa verdoppeln, teilte das
Unternehmen weiter mit. Im vergangenen Jahr konnte Brenntag die Kosten um etwas
mehr als 50 Millionen Euro senken. Insgesamt will der Konzern bis 2027 jährlich
300 Millionen Euro einsparen.

Bezüglich des vorgesehenen Personalabbaus sagte Neumann: Das Unternehmen
habe sich noch auf keine konkrete Zahl festgelegt. Brenntag sei sehr dezentral
aufgestellt und der Abbau von Mitarbeitern würde daher unterschiedliche
Geschäftseinheiten zu unterschiedlichen Zeitpunkten treffen. Insgesamt werde es
kein großes Programm geben, sondern das Personal schrittweise und in einer
sozialverträglichen Weise reduziert.

Unterdessen sagte Unternehmenschef Kohlpaintner zu den von der US-Regierung
unter Präsident Donald Trump angekündigten Zöllen: "Die Lage in den USA ist
unübersichtlich, unüberschaubar und voller Überraschungen." Mögliche Zölle
würden Brenntag vergleichsweise wenig treffen, da das Unternehmen die Produkte
für mehr als 90 Prozent des US-Geschäfts lokal beziehen würde. "Wir schauen uns
das mit Gelassenheit und Zuversicht an, wie sich die Dinge im weiteren Verlauf
entwickeln werden", fügte er hinzu.

Brenntag handelt international mit Industrie- und Spezialchemikalien sowie
Inhaltsstoffen. Das Unternehmen kauft die Stoffe bei Chemiekonzernen in größeren
Mengen ein und verkauft sie in kleineren Mengen. In den vergangenen Jahren ist
Brenntag durch zahlreiche kleinere Übernahmen gewachsen.

Konjunkturabschwünge treffen das Unternehmen in der Regel weniger stark als
Chemiekonzerne, weil Kunden dann weniger Chemikalien benötigen und diese
vermehrt beim Händler statt beim Produzenten kaufen. Zuletzt beschäftigte
Brenntag mehr als 18.100 Menschen./mne/nas/jha/

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