dpa-AFX: ROUNDUP: Conti spaltet Autozulieferung ab - Conti-Ausschüttungsquote steigt
HANNOVER (dpa-AFX) - Der Continental-Konzern (Conti) will
seine Autozuliefersparte in diesem September an die Börse abspalten. Der
Aufsichtsrat der Hannoveraner stimmte dem Plan am Mittwoch zu, wie der Konzern
am Mittwoch in Hannover mitteilte. Für je zwei Conti-Aktien sollen die
Anteilseigner eine neue Aktie des künftigen Automotive-Konzerns erhalten.
Continental-Oberkontrolleur Wolfgang Reitzle sprach von einem einstimmigen
Beschluss des Gremiums. "Das ist ein wichtiger Schritt für die Neuaufstellung
von Continental. Denn fokussierte Unternehmen sind gerade in einem
herausfordernden Umfeld deutlich agiler und können mehr Wert schaffen." Die im
deutschen Leitindex Dax notierte Conit-Aktie legte nach der
Mitteilung zu.
Das Papier stieg auf ein Tageshoch und gewann zuletzt 2,4 Prozent auf 69,28
Euro. Im laufenden Jahr hat der Kurs trotz eines zwischenzeitlichen Einbruchs
wegen der in Nordamerika drohenden Handelszölle rund 7 Prozent zugelegt. Das
Tief 2024 lag sogar nur knapp über 51 Euro.
Die Zustimmung der Hauptversammlung am 25. April gilt als Formsache. Denn
mit 46 Prozent ist die Industriellenfamilie Schaeffler der wichtigste Aktionär,
der auf den Aktionärstreffen de facto eine Mehrheit hat, weil in der Regel nicht
alle Aktionäre anwesend sind. Georg F. W. Schaeffler als Vertreter der Familie
sitzt auch im Aufsichtsrat von Conti und dort im Präsidialausschuss. Der
Aufsichtsrat empfiehlt den Angaben zufolge der Aktionärsversammlung die
Zustimmung.
Der Aufsichtsrat traf auch bereits einige Entscheidungen über die
Kapitalausstattung des neuen Konzerns, der noch keinen eigenen Namen hat. Die
Autozulieferung soll mit Barmitteln in Höhe von 1,5 Milliarden Euro ausgestattet
werden, hinzu kommt eine revolvierende Kreditlinie von 2,5 Milliarden Euro. Von
den Gewinnen sollen 10 bis 30 Prozent als Dividende an die Aktionäre
ausgeschüttet werden, wenn die Ergebnisse dies zulassen.
Der künftige Continental-Konzern, der dann noch aus der Reifensparte und dem
Kunststofftechnikgeschäft bestehen würde, will nach der Abspaltung 40 bis 60
Prozent des Konzerngewinns als Dividende ausschütten. Bisher sind es bei der
jetzigen Conti 20 bis 40 Prozent Regelausschüttung.
Eine Aufspaltung der recht unterschiedlichen Konzernteile bei Conti wird
seit vielen Jahren diskutiert. In den vergangenen Jahren war die Autozulieferung
eher ein Bremsklotz für den Restkonzern. Des Öfteren fuhr das Geschäft rote
Zahlen ein und musste vor allem von der lukrativen Reifensparte mitfinanziert
werden. Seit geraumer Zeit hat Conti in der Sparte jedoch den Rotstift
angesetzt, Kosten und Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen runter.
Über 10.000 Arbeitsplätze werden gestrichen. Zuletzt zählte der
Gesamtkonzern noch gut 190.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon fast
93.000 in der Autozulieferung. Ein Jahr zuvor waren es in der Autozuliefersparte
noch rund 10.000 Beschäftigte mehr.
Auch die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat stimmte der Abspaltung zu. "Die
Kapitalausstattung von Automotive ist für den Start in die Selbstständigkeit
auch inmitten widriger Rahmenbedingungen tragfähig", sagte IG-Metall-Chefin
Christiane Benner laut einer gemeinsamen Erklärung der Gewerkschaften IG Metall
und IBGCE sowie des Konzernbetriebsrats. "Außerdem besteht für den
Automotive-Sektor ein Zukunftstarifvertrag mit einem Zielbildprozess für
Standortperspektiven als Herzstück", fügte sie an. Benner ist auch Vizechefin
des Conti-Aufsichtsrats.
"Die verbleibende Rubber-Continental wird wie gefordert nicht über Gebühr
belastet", sagte Francesco Gioli von der Chemiegewerkschaft IGBCE. Auch der
Konzernteil rund ums Gummi benötige nach zahlreichen Standortschließungen einen
Zukunftstarifvertrag.
"Jetzt brauchen die Beschäftigten endlich verlässliche Perspektiven", mahnte
Conti-Betriebsratschef Hasan Allak Stabilität an. "Aufsichtsrat und Vorstand
dürfen die erforderliche Agilität im Geschäftsbetrieb nicht länger mit einem
dauernden Wechsel der Unternehmensstrategien und immer neuen Zielsetzungen
verwechseln. Es wird allerhöchste Zeit, dass sich die Beschäftigten auf ihre
Kernaufgaben konzentrieren können und nicht länger als Schachfiguren hin und her
geschoben werden."/men/la/zb