dpa-AFX: AKTIE IM FOKUS: Daimler Truck vorsichtig erholt - Zölle und Emissionen im Fokus
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach teils drastischen Kursverlusten am Vortag haben
sich die Aktien von Daimler Truck am Freitag trotz eines soliden
Ausblicks mit einer Erholung schwergetan. Die neuesten Geschäftszahlen hellten
die Stimmung ein wenig auf. Doch mögliche Anpassungen an den Emissionsgrenzen
für Lkw in den USA und die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump belasten
nach wie vor. In der Spitze legten die Papiere des Nutzfahrzeugherstellers gut
fünf Prozent zu, prallten aber an der 50-Tage-Linie als charttechnischem
Indikator für den mittelfristigen Trend ab. Zuletzt betrug das Plus noch 1,9
Prozent auf 39,69 Euro.
Damit zeichnet sich für Daimler Truck ein Wochenverlust von fast zehn
Prozent ab. Seit Jahresbeginn stehen die Aktien allerdings noch rund acht
Prozent im Plus. Sorgen mit Blick auf die US-Emissionsgrenzen hatten die Papiere
am Donnerstag um bis zu 15 Prozent einbrechen lassen. Von ihrem Tagestief bei
34,84 Euro konnten sie sich aber spürbar erholen und gingen rund 4,5 Prozent
tiefer aus dem Handel. Der Aufwärtstrend seit September 2024 ist dennoch
zunächst unterbrochen.
Nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr will Daimler Truck 2025 wieder
mehr Geld im Tagesgeschäft verdienen. Der Auftragseingang im Schlussquartal
macht zudem Hoffnung auf einen steigenden Absatz. Der Nutzfahrzeughersteller
erwartet den europäischen Markt aber weiterhin schwach. Ein Sparprogramm in
Europa soll die Kosten bis 2030 um über eine Milliarde Euro drücken.
JPMorgan-Analyst Jose Asumendi attestierte dem im Dax notierten
Konzern eine "robuste Jahresperformance" und einen soliden Ausblick.
Der Barmittelzufluss im vergangenen Quartal habe die Erwartungen sogar
deutlich übertroffen, schrieb Analyst Nick Housden von der kanadischen Bank RBC.
Der Ausblick auf das Industriegeschäft entspreche indes den Erwartungen. Auch
Goldman-Sachs-Analystin Daniela Costa sprach von einem weitgehend
erwartungsgemäßen Ausblick, weshalb sie an den Konsensschätzungen für das
laufende Jahr kaum Änderungen erwarte.
Angesichts des schwächelnden europäischen Markts konnte sich Daimler Truck
bisher immerhin auf das brummende Lkw-Geschäft in Nordamerika verlassen. Trotz
eines kleinen Absatzrückgangs verdiente der Nutzfahrzeughersteller dort im
vergangenen Jahr mehr und steigerte die Profitabilität. Mit Blick auf die Zölle
zwischen den USA, Mexiko und Kanada droht nun aber Ungemach.
UBS-Analyst Hemal Bhundia schätzt, dass die Nordamerika-Sparte von Daimler
Truck rund drei Viertel ihrer Trucks in Mexiko fertigt. Wie sich Daimler bei
möglichen Zöllen schlage, hänge davon ab, wie stark der Konzern die Produktion
in den USA ausweiten könne. Er erhofft sich weitere Informationen im Rahmen der
anstehenden Telefonkonferenz - auch zur Auftragsentwicklung.
Derweil überprüft der von US-Präsident Trump eingesetzt neue Chef der
US-Umweltbehörde EPA zahlreiche Regelungen der Vorgängerregierungen - darunter
auch die Emissionsgrenzen für Lkw. Anleger hatten darauf gesetzt, dass die
schärferen Vorschriften für den Schadstoffausstoß zu vorgezogenen Käufen neuer
Lkw führen werden. Dieses Kaufargument steht nun auf der Kippe.
Analyst Shaqeal Kirunda von Morgan Stanley sieht den politischen Rückenwind
daraufhin in Gefahr. Und er stellte klar, dass die US-Emissionsstory Kern seines
Branchenoptimismus sei. Jefferies-Analyst Michael Aspinall sieht einen
Rückschlag bei der Emissionsthematik dagegen als Kaufgelegenheit. Seine positive
Einschätzung des Konjunkturzyklus habe nie auf Vorabkäufen gefußt, die jetzt
vielleicht nicht stattfinden. Er habe dabei stets auf eine Wende im Frachtzyklus
gesetzt./niw/jsl/stk