dpa-AFX: ROUNDUP 2: Daimler Truck will operativ zulegen - Auftragsplus im Quartal
(neu: Aussagen zu Sparpaket, US-Zöllen und -Emissionsregeln, weitere
Analystin, Kurs aktualisiert.)
LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck
will nach einem Gewinnrückgang im neuen Jahr wieder mehr Geld im
Tagesgeschäft verdienen. Dazu soll ein steigender Absatz beitragen, der
Auftragseingang aus dem Schlussquartal macht Hoffnung. Insbesondere die in
Europa stark vertretene Hausmarke Mercedes-Benz litt 2024 unter der
Wirtschaftsschwäche auf dem Heimatkontinent und in Deutschland; das Management
erwartet den europäischen Markt auch weiter schwach. Die erst seit einigen
Monaten amtierende Konzernchefin Karin Radström will mit einem Sparprogramm in
Europa bis 2030 zudem die Kosten um über eine Milliarde Euro drücken. Die
Daimler-Truck-Aktie legte zu.
Am Freitagnachmittag gewann die Aktie 2,8 Prozent und machte damit ihren
Vortagesverlust nahezu wieder wett. Die Entwicklung des Konzerns sei robust und
der Ausblick solide, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Gemessen am
Marktkonsens rechne das Management mit etwas mehr operativem Gewinn. Expertin
Daniela Costa von Goldman Sachs rechnete allerdings nicht mit Änderungen der
Markterwartungen.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll 2025 um
5 bis 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen, wie der
Dax-Konzern am Freitag in Leinfelden-Echterdingen mitteilte. Im
vergangenen Jahr war das operative Ergebnis um 15 Prozent auf 4,7 Milliarden
Euro gefallen.
Der Umsatz ging wegen der schwierigen Wirtschaftslage in Europa und Asien um
drei Prozent auf 54,1 Milliarden Euro zurück. Zudem belasteten hohe
Wertberichtigungen. Vor Zinsen und Steuern kosteten diese 591 Millionen Euro.
Unter dem Strich brach der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um fast ein
Viertel auf 2,9 Milliarden Euro ein. Die Dividende soll aber mit 1,90 Euro je
Aktie stabil bleiben.
Im Industriegeschäft - sprich ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet -
ging die operative Marge um einen Prozentpunkt auf 8,9 Prozent zurück. Im neuen
Jahr will der Konzern hier 8 bis 10 Prozent erreichen. Hoffnung macht der gute
Auftragseingang im Schlussquartal: Während im Gesamtjahr die Bestellungen um
zwei Prozent sanken, stiegen die Orders im vierten Quartal um 15 Prozent auf
124.046 Fahrzeuge.
Beim Erlös gehen Radström und Finanzchefin Eva Scherer im Industriegeschäft
von einem Umsatz zwischen 52 und 54 Milliarden Euro aus. Ein Jahr zuvor lag
dieser bei 50,7 Milliarden. Beim Absatz soll es schließlich nach dem Minus von
12 Prozent auf gut 460.000 Fahrzeuge im vergangenen Jahr wieder aufwärtsgehen.
So haben die Schwaben 460.000 bis 480.000 Verkäufe einkalkuliert.
In Europa hatte das Management bereits ein Sparprogramm für die Marke
Mercedes-Benz in Aussicht gestellt. Einsparziele hatte der Konzern selbst jedoch
bisher nicht genannt. Dass es mehr als eine Milliarde Euro bis spätestens 2030
werden sollen, hatte die Deutsche Presse-Agentur und andere Medien bereits aus
Unternehmenskreisen erfahren. Details blieben aber offen.
Mit Arbeitnehmervertretern seien Gespräche angelaufen, hieß es. Radström
sagte in einer Pressekonferenz, es werde auch einen Personalabbau geben.
Betriebsbedingte Kündigungen, die in Deutschland durch eine Betriebsvereinbarung
bis Ende 2029 ausgeschlossen sind, stünden nicht zur Debatte, sagte Finanzchefin
Scherer. Der Fokus des Programms liege aber auf Deutschland. Bei Daimler Truck
in Deutschland arbeiten rund 35.500 Beschäftigte. Darin enthalten sind auch die
Beschäftigten des Bus-Segments, die nicht von dem Programm betroffen sind.
"Die Positionen liegen noch weit auseinander", teilte der
Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Brecht auf Anfrage mit. Man wolle ein
wettbewerbsfähiges Unternehmen und sei weiter zu konstruktiven Gesprächen
bereit. "Wir haben deshalb den Vorstand aufgefordert, verhandlungsfähige
Vorschläge zu machen, die in eine wachstumsorientierte Gesamtstrategie
eingebettet sind", teilte Brecht mit.
Bei der Schwäche in Europa und auch in Asien konnte sich Radström bisher
immerhin auf das brummende Lkw-Geschäft in Nordamerika verlassen. Trotz eines
kleinen Absatzrückgangs verdiente Daimler Truck dort vergangenes Jahr mehr und
steigerte die Profitabilität.
Doch nun droht Ungemach, weil die Lage bei Zöllen zwischen den USA, Mexiko
und Kanada sehr fragil ist. UBS-Analyst Hemal Bhundia schätzt, dass die
Nordamerika-Sparte von Daimler Truck - unter anderem mit den Marken Freightliner
und Western Star - rund drei Viertel ihrer Trucks in Mexiko fertigt. Wie sich
Daimler bei möglichen Zöllen schlage, hänge davon ab, wie stark der Konzern die
Produktion in den USA ausweiten könne, schrieb er jüngst.
Derzeit profitiert das Unternehmen noch davon, dass US-Präsident Donald
Trump erhöhte Zölle gegen Mexiko bis Anfang April zunächst aufgeschoben hat.
Doch wie es weitergeht, ist ungewiss. Aktuell verunsichere es Kunden, die jetzt
Lkw bestellen wollten und die erst in sechs oder acht Wochen geliefert würden,
sagte Radström. Für den Konzern sei derzeit nur schwer abzuschätzen, wie es um
die Aufträge in den USA im zweiten Quartal stehe.
Dass Trump strengere Abgasregeln kippen will, könnte den Hersteller ebenso
bremsen. Viele Analysten rechneten bisher wegen geplanter Verschärfungen von
Emissionsgrenzen mit anziehenden Verkäufen für effizientere Antriebstechnik. Die
Aktie war wegen der Pläne Trumps am Vortag zwischenzeitlich erheblich unter
Druck geraten. Finanzchefin Scherer sagte in einer Analystenkonferenz, die
Prognose für Nordamerika für dieses Jahr sei nicht abhängig von vorgezogenen
Käufen im Rahmen der sogenannten "EPA27"-Emissionsregeln./men/mis/stk