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dpa-AFX: ROUNDUP: Abschreibungen belasten Formycon - Will nachhaltig profitabel werden

PLANEGG (dpa-AFX) - Hohe Abschreibungen haben dem Biotechnologie-Unternehmen
Formycon im vergangenen Jahr erwartungsgemäß rote Zahlen
eingebrockt. Auch 2025 dürfte noch einmal herausfordernd werden. Doch schon bald
will der Spezialist für Biosimilars - Nachahmerpräparate für Biologika -
nachhaltig profitabel werden. Das Management um Konzernchef Stefan Glombitza
geht davon aus, "dass ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen (Ebitda) idealerweise bereits im Jahr 2026, spätestens jedoch in
2027 erreicht werden kann", wie Formycon am Donnerstag in Planegg mitteilte. Die
zuletzt arg gebeutelte Aktie gab am Donnerstag jedoch weiter nach.

Der für die angepeilten schwarzen Zahlen notwendige Schub soll zunächst
wesentlich von den ersten drei bereits zugelassenen Biosimilars (FYB201, FYB
202, FYB 203) kommen, wie Finanzchef Enno Spillner in einem Gespräch mit der
Finanznachrichtenagentur dpa-AFX erläuterte. Große Hoffnungen setzt Formycon
zudem auf das Molekül FYB206, einen Nachahmer des Krebsmedikaments Keytruda
(Wirkstoff Pembrolizumab) des US-Konzerns Merck & Co .

Die Amerikaner hatten mit ihrem Blockbuster allein im vergangenen Jahr fast
30 Milliarden Dollar erlöst - damit war Keytruda das umsatzstärkste Medikament
weltweit. Da die wichtigsten Patente für das Mittel in wenigen Jahren auslaufen,
dürfte es einen Ansturm der Biosimilarhersteller geben. "Und wir wollen
rechtzeitig vorher startklar und der Erste sein, der mit dem Originator
verhandelt", sagte Spillner.

Formycon spielt dabei in die Hände, dass nach einer positiven Rückmeldung
der US-Arzneimittelbehörde FDA eine fortgeschrittene Phase-III-Studie vorzeitig
beendet werden konnte, wie bereits im Februar bekannt gegeben wurde. Laut dem
Manager reichen die vorliegenden Daten sowie positive Ergebnisse einer parallel
laufenden Phase-1-Studie aus, um die therapeutische Vergleichbarkeit mit
Keytruda zu belegen. Nach deren voraussichtlichem Abschluss im kommenden Jahr
wolle Formycon die Zulassung "so schnell wie möglich beantragen", sagte
Spillner.

Durch den Wegfall der Phase-III-Studie ergebe sich zudem eine
Investitionsersparnis von voraussichtlich mehr als 75 Millionen Euro über die
kommenden vier Jahre. Das Geld solle auch in die Erforschung jener
Produktkandidaten fließen, die noch in der vorklinischen Phase steckten,
ergänzte der Manager.

Zudem könnten erste Umsätze aus einer potenziellen Partnerschaft beim
Keytruda-Nachahmer FYB206 womöglich schon 2025 generiert werden. Der Konzern
hoffe im Jahresverlauf auf den Abschluss einer ersten Vermarktungspartnerschaft,
womit gleich sogenannte Vorabzahlungen fällig würden.

Über das gesamte Portfolio hinweg dürfte der Umsatz 2025 jedoch auf 55 bis
65 Millionen Euro zurückgehen, wie Formycon weiter mitteilte. 2024 waren die
Erlöse um gut 10 Prozent auf knapp 70 Millionen Euro gesunken. Grund seien vor
allem geringere Meilensteinzahlungen und Erstattungen von
Entwicklungsdienstleistungen durch Lizenz- und Vermarktungspartner gewesen.

2025 fallen nun Umsätze weg, weil der Partner Sandoz wegen
zuletzt stark gesunkener Preise auf dem US-Markt dort eine rund einjährige
Vermarktungspause für das Biosimilar FYB201 einlegen wolle. Bei FYB201 handelt
es sich um den Nachahmer zum Augenmedikament Lucentis von Novartis
.

Damit dürfte nach Unternehmensangaben der wesentliche Umsatztreiber für 2025
das noch recht frisch in den USA, Europa, Großbritannien und Kanada zugelassene
Biosimilar FYB202 werden, ein Nachahmer zum Schuppenflechtemittel Stelara von
Johnson & Johnson (J&J). Das Mittel hat allerdings ebenfalls mit
einem schwierigen Preisumfeld auf dem US-Markt zu kämpfen.

Für 2024 hatte Formycon deshalb auf FYB202 rund 107 Millionen Euro
abschreiben müssen - "angepasste Einschätzungen zu Mengen- und Preisprognosen"
im Vorfeld der Ende Februar erfolgten US-Einführung durch die Fresenius
-Tochter Kabi seien der Grund gewesen. Zusätzlich ergab sich wegen
der geplanten Vermarktungspause für den Lucentis-Nachahmer FYB201 eine
Wertminderung von 27,3 Millionen Euro.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kam in der
Folge bei minus 13,7 Millionen Euro heraus, nach plus 1,52 Millionen Euro ein
Jahr zuvor. Zudem belasteten gestiegene Forschungs- und Entwicklungskosten. Für
2025 rechnet Formycon mit einem operativen Ergebnis von minus 10 bis minus 20
Millionen Euro. Unter dem Strich verbuchte das Unternehmen 2024 gar einen
Verlust von 125,7 Millionen Euro - im Vorjahr war es dank Sondereffekten noch
ein Gewinn von fast 76 Millionen Euro gewesen. Damit schlug sich Formycon
operativ zwar besser als befürchtet, das Nettoergebnis fiel jedoch schlechter
als erwartet aus.

An der Börse sank das Papier zuletzt um gut zwei Prozent. Die erst im
Dezember in den SDax aufgerückte Aktie war nach der Ankündigung
der hohen Abschreibungen im Februar auf einen Schlag um rund 40 Prozent
eingebrochen und hat sich hiervon bislang nicht erholt. Stattdessen ging es
zuletzt noch weiter nach unten.

Unterdessen könnten auf dem Weg zur Profitabilität laut Spillner mit dem
ebenfalls zugelassenen Biosimilar FYB203, einem Nachahmer zum Augenmedikament
Eylea, ab 2026 noch "spürbare Umsätze" hinzukommen. Voraussetzung sei aber eine
Einigung mit dem Patentinhaber Regeneron, der sich gegen die Konkurrenz noch
vehement wehrt. Hier läuft in den USA aktuell ein Gerichtsverfahren, das von
mehreren Biosimilaranbietern angestrengt wurde. "Idealerweise wäre aber eine
Einigung auf dem außergerichtlichen Weg", so der Manager./tav/niw/mis

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