dpa-AFX: ROUNDUP/Umfrage: Mehrheit will zurück zur Atomkraft
HEIDELBERG (dpa-AFX) - Mehr als jeder Zweite wünscht sich nach einer
aktuellen Umfrage einen Wiedereinstieg in die Atomkraft. Insgesamt 55 Prozent
befürworteten das in einer Online-Befragung im Auftrag des Vergleichsportals
Verivox. Insgesamt 1.007 Menschen nahmen zwischen dem 27. und dem 31. März an
der nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Innofact repräsentativen
Umfrage teil. Darin lehnten 36 Prozent eine erneute Nutzung der Atomkraft ab, 9
Prozent zeigten sich unentschieden.
Union möchte den Wiedereinstieg prüfen
Deutschland war Mitte April 2023 aus der Nutzung von Kernenergie
ausgestiegen. Die letzten drei Meiler wurden endgültig abgeschaltet. Davor hatte
die Bundesregierung aufgrund der Energiekrise infolge des russischen
Angriffskriegs auf die Ukraine entschieden, die Meiler noch für ein paar Monate
länger laufen zu lassen.
Die Union, die mit Friedrich Merz (CDU) wahrscheinlich den nächsten Kanzler
stellen dürfte, will laut Wahlprogramm prüfen, ob die zuletzt abgeschalteten
Kernkraftwerke wieder in Betrieb gehen könnten.
Männer eher für Atomkraft als Frauen
Für den Wiederbetrieb abgeschalteter AKW und den Neubau weiterer Kraftwerke
waren in der Umfrage 32 Prozent der Teilnehmer. 22 Prozent möchten nur die
zuletzt stillgelegten Meiler wieder in Betrieb nehmen. Bei Männern ist die
Zustimmung zur Kernkraft größer als bei Frauen.
Ursprünglich sollte der Atomausstieg bereits zum 31. Dezember 2022 vollzogen
sein. Den schrittweisen Ausstieg hatte 2011 die damalige schwarz-gelbe
Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Atomkatastrophe im
japanischen Fukushima beschlossen.
Zustimmung für Erneuerbaren-Ausbau
Auf überwiegende Zustimmung trifft der Ausbau erneuerbarer Energien. 57
Prozent der Befragten waren dafür, hier auch weiter stark zu investieren. 17
Prozent lehnten das ab.
Thorsten Storck von Verivox erklärte: "Offenbar sind das Festhalten an der
Kernenergie und der Ausbau der erneuerbaren Energien für viele kein Widerspruch.
Während der Atomausstieg noch stärker polarisiert, herrscht beim Ausbau der
erneuerbaren Energien größere Einigkeit."
Schweitzer: Diskussion wird mit Energieversorgung nichts zu tun haben
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer sagte dem
Sender Welt TV, die Umfrage sei das Eine. "Wenn Sie sich dann sehr genau
überlegen würden, in einem Szenario, das nicht eintreten wird: 'Wo hätten denn
diese Meiler gebaut werden sollen?', da werden Sie sehr schnell merken, dass die
Akzeptanz nahe null gehen wird."
Die Diskussion könne man führen, "aber sie wird mit der tatsächlichen
Energieversorgung in Deutschland in den nächsten Jahren nach meiner Auffassung
nichts zu tun haben werden", sagte der SPD-Politiker. Er nimmt für seine Partei
an den Koalitionsverhandlungen mit der Union auf Bundesebene teil./hrz/DP/stw