Nachrichten

dpa-AFX: ROUNDUP: Die Trends der Automesse in Shanghai

SHANGHAI (dpa-AFX) - Auf der Automesse in Shanghai dominieren Elektroautos
das Bild. Doch ein Batterieantrieb allein ist unter den gezeigten Weltpremieren
eher Normalität als Hingucker. Auf dem umkämpften chinesischen Markt herrscht
ein gnadenloser Preis- und Innovationswettbewerb. Autos sollen digitalisiert,
smart und unterhaltsam zugleich sein. Einen "Supercomputer auf Rädern" nennt das
Mercedes-Benz -Chef Ola Källenius. Darüber spricht die Messe in
diesem Jahr:

Schlaue Autos, die Spaß machen

Ohne ein ausgereiftes Infotainmentsystem geht auf dem größten Automarkt der
Welt nichts mehr. Hersteller werben mit der Möglichkeit, auf der Rückbank
Computerspiele zu spielen. Das eigene Smartphone - egal ob von Apple
oder Huawei - muss dabei natürlich nahtlos integrierbar sein.
Auch KI-gesteuerte Sprachassistenten, teils mit Technik des chinesischen
Unternehmens DeepSeek, werden gezeigt.

Chinas Branchenprimus BYD sorgte bereits im Vorfeld der Messe mit seinem
neuen Assistenzsystem "God's Eye" für Aufsehen. Der teilautonome Fahrassistent
wird erstmals serienmäßig in allen neuen BYD-Modellen verbaut - von der
Luxusmarke Yangwang bis zum günstigen Kleinwagen Seagull. Ziel ist es, solche
Systeme für jedermann erschwinglich zu machen. Auch deutsche Hersteller greifen
den Trend auf: Volkswagen etwa präsentiert in Shanghai ein in
China entwickeltes Assistenzsystem.

"In China für China" zeigt Wirkung

Insgesamt demonstrieren die deutschen Konzerne auf der Messe die Früchte
ihrer "In China für China"-Strategie. Lob kommt unter anderem vom Auto-Experten
Peter Fintl. Die Messe gleiche einem "Festival der Lernfähigkeit der deutschen
Industrie".

Die Deutschen zeigten, dass sie es noch können. Jahrelang mussten sich die
Konzerne den Vorwurf gefallen lassen, den Trend zur Elektromobilität in China
verschlafen zu haben. Doch nun, wenn es um ein hochwertiges Fahrerlebnis geht,
seien sie besser aufgestellt. Lob von Experten erhält etwa die "Neue Klasse",
eine neue Fahrzeuggeneration von BMW .

Rückstände bei Software und Digitalisierung hätten die deutschen Hersteller
zumindest teilweise aufgeholt, heißt es. "Sie nehmen die Kampfansage an und
klotzen richtig ran", sagt Expertin Beatrix Keim vom Center Automotive Research
(CAR). Die Investitionen und Anstrengungen müssen sich jedoch erst noch in einem
wieder steigenden Marktanteil niederschlagen.

Die "Playoff-Saison" hat begonnen

Volkswagen rechnet angesichts der wachsenden Konkurrenz durch chinesische
Tech-Konzerne wie Xiaomi und Huawei mit einem verschärften Wettbewerb, sieht
sich technologisch aber gut gerüstet. "Aus meiner Sicht beginnt jetzt die
Playoff-Saison", sagte China-Vorstand Ralf Brandstätter in Anspielung auf die
sportlichen Ausscheidungsspiele.

Manche Marktteilnehmer könnten noch aufholen - aber nicht alle würden
überleben, so Brandstätter. Mercedes-Benz-Chef Källenius wiederum betonte, dass
nur am Markt bleibe, wer effizient arbeite: "Investieren auf Höchstniveau, aber
parallel schwäbischer sein als jemals zuvor in Sachen Effizienz", fasste er
zusammen.

Die deutschen Hersteller "buhlen mit neuen Konzepten um die verloren
gegangene Gunst der chinesischen Autokäufer", urteilt Branchenexperte Ferdinand
Dudenhöffer. Nicht in China dabei zu sein, sei keine Option. Im Gegenteil.
"China wird noch wichtiger, ist die Botschaft aus Shanghai", so Dudenhöffer.

Xiaomi-Unfall überschattet Messe

Überraschend spielt das Thema autonomes Fahren auf der Automesse in Shanghai
eine geringere Rolle als zunächst gedacht. "Ich hätte mehr erwartet", sagt
Fachfrau Keim. Der Grund für die spürbare Zurückhaltung dürfte ein schwerer
Unfall sein, der sich nur wenige Wochen vor Messebeginn ereignete. Drei Menschen
kamen ums Leben, als sie in einem Fahrzeug des chinesischen Tech-Konzerns Xiaomi
unterwegs waren - mit aktiviertem Fahrassistenzsystem.

Die chinesischen Behörden reagierten umgehend und verschärften die
Vorschriften. Irreführende Werbebegriffe wie "autonomes Fahren", "intelligentes
Fahren" oder "selbstfahrend" dürfen nun nicht mehr verwendet werden. In der
Folge rückten viele Hersteller auch auf der Messe von vollmundigen Ankündigungen
zur autonomen Mobilität ab.

Einige Beobachter sehen im sich wandelnden Klima einen möglichen Vorteil für
die deutschen Hersteller: Ihr Image mag in den vergangenen Jahren etwas
angestaubt wirken, doch sie gelten weiterhin als sicher und zuverlässig.

Von Flugrobotern bis Plüschautos

Auffällig in diesem Jahr: Einige Hersteller versuchten mit eher unüblichen
Gefährten die Aufmerksamkeit der Messebesucher zu gewinnen. Zum Beispiel zeigten
die chinesische Traditionsmarke Hongqi, der aufstrebende Batterie-Hersteller
CATL sowie XPeng Konzepte drohnenartiger Fluggeräte - sogenannte eVTOL, die
elektrisch angetrieben werden und senkrecht starten und landen
können./jon/DP/mis

Daten bereitgestellt von .