dpa-AFX: Viele glauben Falsches über Nahrungsergänzungsmittel
BERLIN (dpa-AFX) - Sie sind ein Milliardenmarkt und erfreuen sich größter
Beliebtheit: Gleichzeitig wissen die Menschen in Deutschland erstaunlich wenig
über Nahrungsergänzungsmittel. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag der
Verbraucherzentralen. Knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten ging davon
aus, dass vor dem Verkauf getestet wird, ob Nahrungsergänzungsmittel
gesundheitlich unbedenklich sind.
Das ist jedoch nicht der Fall: "Vor dem ersten Inverkehrbringen von
Nahrungsergänzungsmitteln findet keine Prüfung oder Genehmigung durch eine
Behörde statt", schreibt das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit auf seiner Website. Die Produkte müssten dem Amt aber
gemeldet werden. Unternehmen, die Nahrungsergänzungsmittel verkaufen, seien
selbst dafür verantwortlich, dass diese gesundheitlich unbedenklich seien. Die
Landesbehörden führen laut Bundesamt "risikoorientierte Stichprobenkontrollen"
durch.
Fast acht von zehn Menschen nehmen solche Mittel
Ob Vitamin-Tabletten oder Detox-Kapseln - die Produkte sind erstaunlich
beliebt. In der Befragung von gut 2.000 Menschen, die das
Marktforschungsinstitut Zühlsdorf + Partner im Auftrag des Portals
Lebensmittelklarheit.de - einem Aufklärungsangebot der Verbraucherzentralen -
durchgeführt hat, zeigt sich ein breiter Konsum: 77 Prozent gaben an,
Nahrungsergänzungsmittel regelmäßig zu nutzen.
Knapp ein Viertel (24 Prozent) hält die Produkte für eine Art natürliches
Arzneimittel statt für ein Lebensmittel.
Influencer werben auf Tiktok, Instagram & Co.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) macht unter anderem Werbung in
den sozialen Medien verantwortlich. "Auf Social Media bewerben Influencer:innen
immer wieder Nahrungsergänzungsmittel mit fragwürdigen Gesundheitsaussagen",
wird vzbv-Lebensmittel-Experte Jochen Geilenkirchen in einer Mitteilung zitiert.
"Die Werbeversprechen in den Videos verbreiten sich rasant, auch wenn
nachgesagte Wirkungen nicht belegt sind."
Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht für Menschen, die sich
ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, in der Regel keinen Bedarf für
Nahrungsergänzungsmittel. Bei Schwangeren sowie Menschen mit bestimmten
Erkrankungen oder Ernährungsweisen kann die Empfehlung anders aussehen. So sei
etwa eine gezielte Nahrungsergänzung mit Folsäure vor und in der frühen
Schwangerschaft sinnvoll.
Aus Sicht der Verbraucherschützer sollte sich Deutschland auf EU-Ebene für
ein Zulassungsverfahren für Nahrungsergänzungsmittel einsetzen. Außerdem sollten
für Vitamine und Mineralstoffe in diesen Produkten zulässige Höchstmengen
festgelegt werden. "Verbraucher:innen müssen sich darauf verlassen können, dass
in Deutschland erhältliche Nahrungsergänzungsmittel sicher sind", betont
Geilenkirchen./swe/DP/zb