dpa-AFX: WDH: Sneaker hoch im Kurs - Kein Ende des Booms in Sicht
(Im sechsten Absatz wurden die Angaben zur Zahl der Schuhhändler
präzisiert.)
KÖLN (dpa-AFX) - Die Menschen in Deutschland sparen zwar beim Kauf von
Schuhen, nicht jedoch bei Sneakern. Die Nachfrage steigt immer weiter, wie das
Handelsforschungsinstituts IFH Köln berichtet. Ein Ende des Booms sei nicht in
Sicht, sagt IFH-Marktexperte Hansjürgen Heinick. Der Sneaker sei der größte
Gewinner in den Warengruppen.
Kundinnen und Kunden haben im vergangenen Jahr demnach 2,7 Milliarden Euro
für Sneaker ausgegeben und damit ein Drittel mehr als 2018, als es 2 Milliarden
Euro waren. Der Umsatz ist pro Jahr durchschnittlich um knapp 6 Prozent
gestiegen.
"Sneaker sind bequemer zu tragen als andere Schuhe und salonfähig geworden.
Man kann sie immer und bei allen gesellschaftlichen Ereignissen anziehen", sagt
Heinick. Sneaker seien zudem oft günstiger als etwa klassische Lederschuhe.
Sneaker ist ein Sammelbegriff für sportliche Freizeitschuhe und Turnschuhe, die
im Alltag und nicht nur beim Sport getragen werden.
Marktanteil wächst
Die Umsätze mit der Schuhart haben in den vergangenen Jahren deutlich
stärker angezogen als die Verbraucherpreise. Schuhe waren zuletzt im Schnitt
lediglich 6 Prozent teurer als 2017. Der Marktanteil von Sneakern liegt
inzwischen bei mehr als 28 Prozent. Für 2025 prognostiziert der Experte einen
Anstieg auf 29,5 Prozent.
Dennoch leidet die Branche unter der Kaufzurückhaltung. Die Menschen in
Deutschland gaben im vergangenen Jahr 9,5 Milliarden Euro für Schuhe aus und
damit 0,9 Prozent weniger als 2023. Der Markt hat bislang nicht das Niveau vor
der Corona-Pandemie erreicht. Auch Deutschlands größter Schuhhändler Deichmann
spürt die Sparsamkeit der Kunden. Das Unternehmen verkaufte 2024 weltweit
weniger Schuhe, der Umsatz war kaum höher als im Vorjahr.
Schwierige Zeiten für die Modebranche
Heinick rechnet 2025 nicht mit einer Erholung. Er erwartet, dass die Erlöse
nur um 0,2 Prozent steigen. Die Zahl der Schuhhändler in Deutschland ist seit
dem Jahr 2000 laut IFH von 7.247 auf zuletzt noch etwa 2.625 gesunken. Ein
Schuhhändler kann ein einzelner selbstständiger Händler sein oder ein größeres
Unternehmen, das eine Vielzahl an Filialen betreibt. In Deutschland gibt es etwa
8.700 Schuhgeschäfte, wie der Branchenverband BTE schätzt.
Der stationäre Schuhhandel hat an Bedeutung verloren. Knapp 37 Prozent des
Umsatzes mit Schuhen hierzulande wurden 2024 online gemacht, vor der Pandemie
lag der Anteil bei gut 24 Prozent.
Die Modebranche in Deutschland erlebt schwierige Zeiten. Viele Händler
klagen über mäßige Umsätze und hohe Kosten. Laut BTE zahlen die Betriebe etwa 20
Prozent mehr für Energie, Miete und Gehälter als 2019. Der Verband befürchtet,
dass wegen der wirtschaftlichen Lage noch mehr Unternehmen unter Druck
geraten./cr/DP/stw