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dpa-AFX: ROUNDUP 3: Conti will mehr in USA produzieren - Abspaltung Aumovio auch

(neu: Abspaltung Aumovio könnte geschlossenes Werk wiedereröffnen,
aktualisierte Kursreaktion)

HANNOVER/FRANKFURT (dpa-AFX) - Continental und dessen
Abspaltung Aumovio gehen ab September getrennte Wege. Doch ein Thema bleibt
beiden erhalten: die Zölle von US-Präsident Donald Trump. Als Reaktion prüfen
nun beide, wie sie die Produktion in den USA ausweiten können, wie die vor der
Trennung stehenden Unternehmen auf getrennten Kapitalmarkttagen am Dienstag in
Frankfurt ankündigten.

An der Börse ging es für die Continental-Aktie nach anfänglichem Auf und Ab
zuletzt abwärts. Am späten Nachmittag lag sie mit mehr als zwei Prozent im Minus
bei 72,44 Euro. Seit dem Jahreswechsel steht damit noch ein Plus von rund zwölf
Prozent zu Buche. Analyst Harry Martin vom Analysehaus Bernstein fand auch die
mittelfristigen Ziele von Rest-Conti wenig erquicklich.

"Wir werden so viel lokalisieren, wie wir können", sagte
Continental-Konzernchef Nikolai Setzer. Geprüft werde daher ein Ausbau der
Produktion in den bestehenden drei US-Reifenwerken. "Die Werke, die wir haben,
werden wir jetzt weiter hochfahren." Die Möglichkeiten seien aber begrenzt und
ließen sich nicht schnell umsetzen. Komplett neue Standorte seien derzeit nicht
geplant. "Hier geht es im Wesentlichen um Hochfahren und nicht um zusätzliche
weitere Werke oder Investitionen."

Geschlossenes US-Werk könnte wiedereröffnen

Noch einen Schritt weiter geht Contis bisherige Autoteilesparte, die im
September als Aumovio an die Börsen kommen soll. Dort könnte womöglich sogar ein
gerade erst geschlossenes Bremsenwerk wiedereröffnen, sagte Aumovio-Chef Philipp
von Hirschheydt. Neben der Ausweitung der Fertigung an den verbliebenen beiden
Standorten sei auch das Wiederhochfahren des im Januar geschlossenen Werks in
Culpeper im US-Bundesstaat Virginia eine Option, die jetzt geprüft werde.

"Wir haben Expansionsmöglichkeiten, sowohl in unseren beiden vorhandenen
Werken, als auch eben in dem kürzlich geschlossenen", sagte von Hirschheydt.
Denn auch in den beiden verbliebenen Fabriken in den USA gebe es noch
Kapazitäten, die genutzt werden können. Entschieden sei daher noch nichts. "Die
Analysen laufen. Die werden auch noch eine ganze Weile laufen."

Continental hatte das Werk in Culpeper erst im Januar dichtgemacht, kurz vor
dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump. Bisher wurden dort Mechanikteile für
Bremen hergestellt. Entschieden wurde die Schließung aber bereits 2021. "Das ist
sehr lange her", sagte von Hirschheydt. "Wenn wir heute wieder vor dieser
Entscheidung stehen würden, würden wir gegebenenfalls eine andere treffen."

Konzern senkt Renditeziel

Der Noch-Mutterkonzern Continental senkte wegen der US-Zölle und des starken
Euro sein Gewinnziel fürs laufende Jahr. Für das nach der Abspaltung des
Autozuliefer-Bereichs verbleibende Reifen- und Industriegeschäft erwartet der
Konzern nun noch eine Umsatzrendite von 10 bis 11 Prozent, einen halben
Prozentpunkt weniger als bisher angepeilt. Beim Umsatz geht Conti für die beiden
Sparten zusammen dagegen weiter von 19,5 bis 21 Milliarden Euro aus.

Conti schrumpft zum reinen Reifenhersteller

Die Autozuliefersparte soll im September unter dem Namen Aumovio an die
Börse gehen. Anschließend will sich Conti zunächst vom Contitech-Geschäft mit
Gummiprodukten für Automobilhersteller trennen. Bis Jahresende soll der Verkauf
abgeschlossen werden. Als Käufer werde vermutlich ein Finanzinvestor zum Zuge
kommen. Anschließend will Conti dann auch den Rest von Contitech zum Verkauf
stellen. Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats soll der
Unternehmensbereich Contitech im Laufe des kommenden Jahres veräußert werden.

Setzer zeigte sich zuversichtlich, dass es hier mehrere Interessenten geben
werde - sowohl aus der Industrie als auch Finanzinvestoren. "Wir gehen davon
aus", so der Manager, "dass es sehr viele Unternehmen draußen gibt, sowohl auf
der strategischen als auch auf der Finanzinvestor-Seite, die Interesse an
Contitech haben und die auch Möglichkeiten sehen, Contitech als Industrieplayer
weiterzuentwickeln." Contitech liefert unter anderem Schläuche, Antriebsriemen
und Förderbänder für die Industrie.

Umsatz soll mittelfristig steigen

Auf Sicht von drei bis fünf Jahren sieht das Conti-Management ein
Umsatzpotenzial von 19,5 bis 22 Milliarden Euro für den nach den bevorstehenden
Abspaltungen verbleibenden Konzern. Im vergangenen Jahr habe der entsprechende
Erlös des Restkonzerns bei 18,3 Milliarden Euro gelegen. Damit zeigt sich das
Management mittelfristig weniger zuversichtlich als noch zum letzten
Kapitalmarkttag vor zwei Jahren. "Langfristig sind wir vom Erfolg überzeugt",
sagte Finanzvorstand Olaf Schick.

Aumovio peilt mittelfristig einen Umsatz von 20 Milliarden bis 22 Milliarden
Euro an. 2024 hatte das Automotive-Geschäft 19,6 Milliarden Euro erzielt.
Langfristig sollen es mehr als 24 Milliarden Euro werden. Für die
Selbstständigkeit sieht von Hirschheydt das Unternehmen gut aufgestellt. "Wir
glauben, dass wir eine sehr starke Position im Markt einnehmen können und uns
dort auch ganz erheblich von unseren Wettbewerbern absetzen." Aumovio solle auch
langfristig einer der globalen Spieler im Automobilsektor sein./fjo/tav/nas/stw

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