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dpa-AFX: WDH/ROUNDUP 2: Continental wird reiner Reifenhersteller - Ziele gesenkt

(In der Meldung vom 24. Juni wird im 9. Absatz, vorletzter Satz, die Quelle
für den möglichen Verkaufspreis von Contitech-Teilen präzisiert.)

HANNOVER/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hannoveraner Continental
AG wird künftig zum reinen Reifenhersteller. Während die Autosparte im September
unter dem Namen Aumovio über die Börse abgespalten wird, haben die Niedersachsen
nun auch die Trennung von ihrer Kunststofftechnik-Sparte Contitech über einen
Verkauf im kommenden Jahr besiegelt. Den Aktionären winkt zwar womöglich eine
Sonderdividende und weitere Aktienrückkäufe, doch das Management um Konzernchef
Nicolai Setzer senkte zugleich wegen der US-Zölle seine Jahresziele und sorgte
damit zum Kapitalmarkttag am Dienstag zumindest kurzzeitig für einen
Stimmungsdämpfer.

An der Börse schwankte die Continental-Aktie nach den Nachrichten zwischen
Gewinnen und Verlusten. Am frühen Nachmittag notierte das Papier zuletzt rund
0,9 Prozent tiefer, zeitweise war es um mehr als zwei Prozent abgerutscht, aber
auch um fast drei Prozent geklettert. Auf Jahressicht steht aber immer noch ein
Plus von gut 13 Prozent zu Buche. Bernstein-Analyst Harry Martin bemerkte, auch
die mittelfristigen Ziele der Rest-Conti seien wenig erquicklich.

Für das nach der Abspaltung des Autozuliefer-Bereichs verbleibende Reifen-
und Industriegeschäft erwartet der Dax -Konzern nun noch eine
Umsatzrendite von 10 bis 11 Prozent, einen halben Prozentpunkt weniger als
bisher angepeilt, wie er anlässlich seines Kapitalmarkttages in Frankfurt
mitteilte. Beim Umsatz geht Conti für die beiden Sparten zusammen dagegen weiter
von 19,5 bis 21 Milliarden Euro aus.

Grund für die Anpassung sind vor allem die Zölle in den USA und der
gestiegene Euro-Kurs, der Conti das Geschäft im Ausland erschwert. Als Reaktion
prüft der vor der Aufspaltung stehende Autozulieferer und Reifenhersteller nun
auch einen Ausbau der Produktion in den bestehenden drei US-Reifenwerken. "Wir
werden so viel lokalisieren, wie wir können", sagte Konzernchef Nikolai Setzer.
"Die Werke, die wir haben, werden wir jetzt weiter hochfahren."

Die Möglichkeiten seien aber begrenzt und ließen sich nicht schnell
umsetzen. Weitere Standorte seien derzeit aber nicht geplant, fügte Setzer
hinzu. "Hier geht es im Wesentlichen um Hochfahren und nicht um zusätzliche
weitere Werke oder Investitionen."

Auf Sicht von drei bis fünf Jahren sieht das Conti-Management für die Gruppe
ein Umsatzpotenzial von 19,5 bis 22 Milliarden Euro für den nach den
bevorstehenden Abspaltungen verbleibenden Konzern. Im vergangenen Jahr habe der
entsprechende Erlös des Restkonzerns bei 18,3 Milliarden Euro gelegen. Damit
zeigt sich das Management mittelfristig weniger zuversichtlich als noch zum
letzten Kapitalmarkttag vor zwei Jahren. "Langfristig sind wir vom Erfolg
überzeugt", sagte Finanzvorstand Olaf Schick.

Das vor der Abspaltung stehende Autozulieferer-Geschäft Aumovio peilt
unterdessen in den kommenden zwei bis drei Jahren einen Umsatz von 20 Milliarden
bis 22 Milliarden Euro an. 2024 hatte das Automotive-Geschäft 19,6 Milliarden
Euro erzielt. Langfristig sollen mehr als 24 Milliarden Euro erreicht werden.

Nach dem Spin-Off von Aumovio will sich Continental nun auch von der
Kunststofftechnik-Tochter Contitech trennen, vorbehaltlich der Zustimmung des
Aufsichtsrats soll der Unternehmensbereich im Laufe des kommenden Jahres
veräußert werden. Zunächst aber will sich der Konzern vom Contitech-Geschäft mit
Gummiprodukten für Automobilhersteller trennen. Hier soll der Verkauf bis
Jahresende abgeschlossen werden. Als Käufer werde vermutlich ein Finanzinvestor
zum Zuge kommen, hieß es.

Continental-Lenker Setzer zeigte sich zuversichtlich, dass es auch für den
verbleibenden Teil von Contitech mehrere Interessenten geben werde - sowohl aus
der Industrie als auch Finanzinvestoren. "Wir gehen davon aus", so der Manager,
"dass es sehr viele Unternehmen draußen gibt, sowohl auf der strategischen als
auch auf der Finanzinvestor-Seite, die Interesse an Contitech haben und die auch
Möglichkeiten sehen, Contitech als Industrieplayer weiterzuentwickeln." Für den
Verkaufspreis gilt unter Experten der 2024er-Umsatz von 4,5 Milliarden Euro als
mögliche Orientierungshilfe. Contitech liefert unter anderem Schläuche,
Antriebsriemen und Förderbänder für die Industrie.

Den Verkaufserlös aus der Transaktion will der Konzern laut dem Vorstand zur
Entschuldung nutzen. Zudem würde die Möglichkeit zu einer Sonderdividende und
weiteren Aktienrückkäufen überprüft. Mittelfristig werde Continental die
Erhöhung des grundsätzlichen Dividendenpotenzials innerhalb des bereits
avisierten Korridors von 40 bis 60 Prozent eruieren, hieß es weiter.

Conti-Chef Setzer, der den Konzern seit Ende 2020 führt, treibt mit der
Aufspaltung den Umbau weiter voran. Alle drei Geschäftsbereiche seien als dann
eigenständige Unternehmen "Champions" in ihrem Bereich und könnten ihr
Entwicklungspotenzial besser ausschöpfen als im bisherigen Konzernverbund,
erläuterte der Manager. Damit werde Continental nun zum reinen Reifenhersteller.

Nachdem die Autosparte lange Zeit rote Zahlen schrieb, soll das alleinige
Reifengeschäft den Niedersachsen künftig mehr Stabilität sichern. "Reifen werden
immer gebraucht, es ist ein sehr resilientes Geschäft." Der Bereich sorgte
bereits in der Vergangenheit für hohe Margen und einen starken Barmittelfluss,
insbesondere mit seinem gut laufenden Reifenersatzgeschäft für Autos und
Nutzfahrzeuge. Angepeilt wird binnen drei bis fünf Jahren ein Anstieg beim Erlös
von 14,5 bis 16 Milliarden - nach knapp 14 Milliarden im vergangenen Jahr. Dazu
will Conti laut seinem Chef den Marktanteil in Asien und Nordamerika weiter
ausbauen - dabei seien auch ergänzende Zukäufe interessant, insbesondere bei
Spezialreifen./tav/fjo/DP/nas/mis/zb/jha/

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