dpa-AFX: Devisen: Euro hält sich zum US-Dollar nahe Hoch seit 2021
NEW YORK (dpa-AFX) - Nach den deutlichen Vorwochengewinnen zum US-Dollar hat
sich der Kurs des Euro zum Start in die Woche wenig bewegt. Am Morgen notierte
die Gemeinschaftswährung bei 1,1723 Dollar. Das ist etwas mehr als zum
Freitagsschluss, liegt aber etwas unter dem Freitagshoch von 1,1754 Dollar - der
höchste Stand seit September 2021.
In der vergangenen Woche hatte der Euro abermals von einer breiten
Dollar-Schwäche profitiert. Treiber waren der Waffenstillstand zwischen Israel
und dem Iran, der die Risikofreude von Finanzmarktinvestoren steigerte, sowie
zunehmende Zinssenkungsfantasien mit Blick auf die US-Notenbank Fed. Letztere
wurden genährt von einem Medienbericht, demzufolge US-Präsident Donald Trump
bereits im September oder Oktober einen Nachfolger für Fed-Chef Jerome Powell
bekannt geben will, der ihm wegen seiner umsichtigen Zinspolitik ein Dorn um
Auge ist.
Auch wenn Powells Amtszeit erst im Mai 2026 endet, würde Trump ihn damit
laut Stephen Innes von SPI Asset Management unter Druck setzen. Schließlich
wolle Trump einen Notenbank-Chef, der die Zinsen senkt, egal ob das angemessen
sei oder vielleicht sogar riskant.
Ob der Dollar nun kurzfristig noch weiter unter Druck gerät und der Euro
damit weiter Luft nach oben hat, hänge von den Gründen für die gestiegenen
Zinssenkungserwartungen ab, erklärt Devisen-Expertin Thu Lan Nguyen von der
Commerzbank. Denn: Es mache einen großen Unterschied, ob diese durch die
Erwartung ausgelöst worden, dass der Inflationseffekt der US-Zölle begrenzter
ausfällt als zunächst gedacht oder durch die Annahme, dass die Notenbank unter
politischem Druck einknickt.
"Sollte Ersteres der Grund sein, sehen wir Potenzial für eine kurzfristige
Dollar-Erholung. Unsere Volkswirte gehen nämlich davon aus, dass der Zolleffekt
in der zweiten Jahreshälfte auf die US-Preise durchschlagen wird", so die
Commerzbank-Expertin. Daher sei das Abwarten der Fed bei Zinssenkungen auch
gerechtfertigt. Sollte sich hingegen unter dem politischen Druck ein Bruch
innerhalb der Fed abzeichnen, würde das den Ängsten der Marktteilnehmer vor
einer Politisierung der Notenbank Nahrung geben./mis/zb/stk