dpa-AFX: Devisen: Euro zeitweise über 1,18 US-Dollar geklettert
NEW YORK (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro ist am Dienstag
erstmal seit fast vier Jahren über die Marke von 1,18 US-Dollar gestiegen. In
der Spitze wurden im europäischen Handel 1,1830 Dollar für die
Gemeinschaftswährung gezahlt. Allerdings war das hohe Niveau nicht von Dauer,
denn der Kurs kam wieder etwas zurück: In New York wurden zuletzt 1,1778 Dollar
bezahlt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich
auf 1,1810 (Montag: 1,1720) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8467
(0,8532) Euro.
Der Euro ist zum Dollar schon länger wieder im Aufwind, denn Anfang des
Jahres war er noch der Parität zum Dollar nahe. Allein neun Prozent habe die
Gemeinschaftswährung in den letzten drei Monaten zugelegt, so Devisen-Experte
Volkmar Baur von der Commerzbank. Damit sei es eines der besten Quartale
überhaupt gewesen. "Vieles davon ist allerdings mehr auf US-Dollar-Schwäche als
auf Euro-Stärke zurückführen. Der US-Dollar-Index verlor nämlich im ersten
Halbjahr 10,7 Prozent gegenüber einem Korb an Währungen und verzeichnete damit
den schwächsten Jahresstart seit 1973."
Nach der Zollunsicherheit, die ab Anfang April die Finanzmärkte erschüttert
hatte, setzten jüngst Zinssenkungsfantasien mit Blick auf die US-Notenbank Fed
den Dollar unter Druck. Die Blicke richten sich daher auf die am Donnerstag
anstehenden US-Arbeitsmarktdaten. "Sollten die Arbeitsmarktdaten schwach
ausfallen, dürfte die Sache noch relativ klar sein. Eine deutliche Überraschung
nach unten würde die Erwartungen an eine Zinssenkung im Juli erhöhen und den
US-Dollar weiter schwächen", erklärt Baur.
Ein guter Arbeitsmarktbericht wäre laut dem Commerzbank-Experten allerdings
im Gegenzug nicht unbedingt für den Dollar positiv. "Sollte der Markt trotz
eines guten Arbeitsmarktes weiterhin erwarten, dass die Fed trotzdem die Zinsen
senken wird, dürfte dies den US-Dollar deutlich belasten." Denn damit würden
Marktakteure anfangen, eine "politische Fed" einzupreisen. Das hieße, dass die
US-Notenbank eher politischem Druck nachgeben würde, als sich bei ihrer
Zinspolitik nach realen Wirtschaftsdaten zu richten.
Die am Dienstag veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA und aus dem
Euroraum konnten dem Markt kaum Impulse verleihen. In der Eurozone zog die
Inflation im Juni leicht an. Sie deckt sich nun mit dem mittelfristigen
Inflationsziel der Europäischen Zentralbank EZB von zwei Prozent.
In der US-Industrie verbesserte sich derweil die Stimmung im Juni etwas
deutlicher als erwartet. Der Einkaufsmanagerindex ISM verbuchte den ersten
Anstieg nach vier Rückgängen in Folge, blieb aber unter der Wachstumsschwelle
von 50 Punkten. Laut dem Analysten Constantin Lüer von der NordLB wird also
weiterhin pessimistisch in die Zukunft geblickt. "Ein zentrales Problem für die
befragten Unternehmen bleibt weiterhin die teils diffuse Lage bei den Zöllen",
betonte er./la/tih/stw