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dpa-AFX: Rüstungsindustrie-Verband verfünffacht Mitgliederzahl

BERLIN (dpa-AFX) - Der Boom der Rüstungsindustrie seit dem russischen
Angriff auf die Ukraine hat die Mitgliederzahl eines Branchenverbandes in die
Höhe schnellen lassen. "Inzwischen sind 340 Unternehmen bei uns Mitglied und
damit 100 mehr als Ende vergangenen Jahres", sagte der Hauptgeschäftsführer des
Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV),
Hans Christoph Atzpodien. Bei seinem Amtsantritt 2017 hatte der BDSV nur 70
Mitglieder.

Die Neumitglieder wollten Beratung, wie sie in der Rüstungsbranche Geschäft
machen könnten und welche Regeln für sie relevant seien. Und sie hofften auf
Vernetzung mit Abnehmern.

Konkrete Namen von Neumitgliedern nannte Atzpodien nicht. Etliche
Unternehmen kämen aus der Autobranche, wo sie bislang als Zulieferer oder
Dienstleister aktiv gewesen seien. Aufgrund der Krise der deutschen
Autoindustrie orientiere sich manche Firma nun um und setze darauf, die
Schwächen im Autogeschäft mit Aufträgen aus der Rüstungsindustrie auszugleichen.
Als Beispiel nannte er Ingenieurbüros, deren Expertise bei Autobauern weniger
gefragt sei als zuvor.

Branche hat ihre eigenen Regeln

Mit Blick auf die steigenden Militärausgaben, zu denen sich die Nato-Staaten
verpflichtet haben, sagte der Verbandsvertreter: "Jahrzehntelang musste sich die
öffentliche Hand bei Rüstungsausgaben zurückhalten, das hat sich nun völlig
gedreht: Es ist eine unfassbare Dynamik in der gesamten Wirtschaft zu spüren,
auch wegen unserer Bedrohungslage."

Deutschlands Rüstungskonzerne hätten grundsätzlich Bedarf an neuen
Dienstleistern und Zulieferern, allerdings hätten die Branche und das
Bundeswehr-Beschaffungsamt ihre eigenen Regeln.

So benötigen bestimmte Mitarbeiter eine sogenannte Geheimschutzermächtigung,
um bei der Waffenproduktion mitwirken zu können. So eine Ermächtigung muss
beantragt werden, der Antragsteller wird von staatlichen Akteuren geprüft und
durchleuchtet.

So ein Prozedere dauere, sagte Atzpodien. "Das ist ein erster Tipp an die
Firmen: Erweitert den Kreis eurer Mitarbeiter mit Geheimschutzermächtigung und
qualifiziert Euch in den Einkaufsportalen Eurer möglichen Kunden."

Deutschlands größtes Rüstungsunternehmen Rheinmetall , dessen
Vorstandsvorsitzender Armin Papperger zugleich Präsident des BDSV ist, berichtet
von einer steigenden Nachfrage von Lieferanten. Häufig sind es Firmen aus der
Autobranche./wdw/DP/zb

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