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dpa-AFX: AKTIEN IM FOKUS: Banken gefragt - Unicredit schürt Konsolidierungsfantasie

FRANKFURT/MAILAND (dpa-AFX) - Europäische Bankaktien haben am Mittwoch aus
dem insgesamt positiven Marktumfeld herausgeragt. Der Branchenindex
führte dank zunehmender Konsolidierungsfantasie mit plus 1,6
Prozent die Gewinnerliste im marktbreiten Stoxx Europe 600 an. Er
erreichte den höchsten Stand seit der Banken- und Finanzkrise 2008.

Unicredit zählten mit einem Kursanstieg von 3,3 Prozent auf
60,36 Euro zu den größten Gewinnern im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
. Die Italiener hatten am Vorabend mitgeteilt, dass sie ihre
direkte Aktienbeteiligung an der Commerzbank und damit ihre
Stimmrechte von knapp unter 10 auf rund 20 Prozent verdoppelt haben.
Commerzbank-Aktien drehten leicht ins Minus, nachdem sie im frühen Handel mit
30,74 Euro auf den höchsten Stand seit 2011 geklettert waren.

Für den Schritt wandelte die Unicredit gut die Hälfte der von ihr gehaltenen
Commerzbank-Finanzinstrumente in Aktien um und löste damit den Bund als größten
Aktionär ab, der noch gut 12 Prozent der Anteile hält. Die restlichen rund 9
Prozent, auf die Unicredit über Finanzinstrumente Zugriff hat, will die
Mailänder Großbank nach eigenen Angaben "zu gegebener Zeit" ebenfalls in Aktien
umwandeln.

Die zuständigen Aufsichtsbehörden hatten den Schritt genehmigt. Die
Italiener sind im Herbst bei den Frankfurtern eingestiegen, stoßen bei ihren
Übernahmebemühungen aber sowohl bei der Bundesregierung als auch bei der
Commerzbank weiter auf Widerstand.

Noch vor Kurzem hatte Unicredit-Chef Andrea Orcel gesagt, die Unicredit sei
"weit entfernt" von einem Übernahmeangebot für die Commerzbank. Die Zukunft der
Unicredit sei auch ohne Übernahmen "sehr rosig". Zudem ist der Aktienkurs der
Commerzbank seit dem Einstieg der Unicredit stark gestiegen, was eine Übernahme
verteuern würde.

Am Vortag war zudem bekannt geworden, dass die Unicredit bei der geplanten
Übernahme der heimischen Konkurrentin Banco BPM wohl
Schützenhilfe von der EU-Kommission bekommt. Die Behörde wolle die italienische
Regierung wegen der harten Auflagen für den Deal rügen, berichtete die
Nachrichtenagentur Bloomberg und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute
Personen. Damit wird der bisher nationale Streit zu einem Thema zwischen Brüssel
und Rom.

JPMorgan-Analystin Delphine Lee erwartet kurz- bis mittelfristig kein
Übernahmeangebot der Unicredit für die Commerzbank, auch wenn die Wandlung in
Aktien das langfristige Interesse signalisiere. Die Italiener dürften sich nach
ihrer Einschätzung weiterhin auf den Kauf von Banco BPM
konzentrieren./gl/bek/jha/

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