dpa-AFX: WOCHENAUSBLICK: US-Zölle und Preisdaten stellen Dax-Rekordrally auf die Probe
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der jüngsten Rekordjagd von Dax und SDax könnte der Aktienmarkt hierzulande in der neuen Woche
eine holprige Phase erleben. Die Börse dürfte sich "anfällig für Rücksetzer
erweisen", schrieben die Experten der DZ Bank. Mögliche Auslöser für eine
Eintrübung des Stimmungsbildes gebe es genug.
So droht den DZ-Bank-Experten zufolge weiterhin Gegenwind aus den USA, vor
allem aus dem Weißen Haus. Schließlich laufen aktuell noch die Handelsgespräche
zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. Zuletzt hatte
US-Präsident Donald Trump der EU mit pauschalen Strafzöllen von 15 oder 20
Prozent gedroht.
Trump sei immer wieder für Zollüberraschungen gut, wie jüngst auch die
unerwartet angekündigten Abgaben auf Einfuhren aus Brasilien und für Kupfer
deutlich gemacht hätten, hieß es bei der DZ Bank. Selbst wenn der US-Präsident
seine Maximalforderungen nicht umsetze, bleibe am Ende ein belastender Effekt
für die weitere realwirtschaftliche Entwicklung übrig.
Als möglicher Störfaktor kommt der DZ Bank zufolge eine vorsichtige
Geldpolitik der US-Notenbank Fed hinzu. Denn falls die am Dienstag anstehenden
Verbraucherpreisdaten auf einen zollbedingten Inflationsdruck hindeuten sollten,
könnte die Fed die Leitzinsen nicht so schnell senken wie vom Markt erhofft.
Dies wiederum könnte die Renditen der US-Staatsanleihen steigen lassen, was in
der Folge die Aktienmärkte zusätzlich unter Druck setzen dürfte. Denn steigende
Renditen lassen festverzinsliche Wertpapiere im Vergleich zu den riskanten
Aktien attraktiver erscheinen.
Robert Greil, der Chefstratege der Privatbank Merck Finck, äußerte sich
ebenfalls eher zurückhaltend. Seiner Auffassung nach dürfte die Fed weniger
angesichts der aktuellen Preiszahlen, sondern vielmehr wegen der mit Trumps
neuen Kupferzöllen und möglicherweise weiteren Branchenzöllen verbundenen
künftigen Inflationsrisiken weiter abwarten. Insofern werde die US-Notenbank
auch bei ihrer Sitzung Ende Juli die Leitzinsen wohl nicht senken.
Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sieht die neue
Woche eindeutig von Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten dominiert. Der
Effekt der US-Zölle könnte sich seiner Meinung nach nicht nur in den
Inflationsdaten, sondern auch in den am Donnerstag anstehenden
Einzelhandelsumsätzen bemerkbar machen. Zudem richte sich die Aufmerksamkeit
unter anderem auch auf die Erzeugerpreise sowie die Industrieproduktion am
Mittwoch und das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen am
Freitag. Aber auch nach diesen Datenreihen bleibe das US-Konjunkturbild
wahrscheinlich zweideutig.
Uneinigkeit herrscht unter den Experten, welche Impulse von der in der neuen
Woche beginnenden Berichtsaison der US-Unternehmen zum zweiten Quartal ausgehen
dürften. Diese wird traditionell von den Großbanken eingeläutet, sodass sich der
Fokus am Dienstag unter anderem auf JPMorgan , Wells Fargo
und Citigroup richtet. Zur Wochenmitte folgen dann
Bank of America , Goldman Sachs und Morgan Stanley
. Außerhalb der Finanzbranche stehen am Mittwoch der Pharma- und
Medizintechnikkonzern Johnson & Johnson sowie am Freitag der
Mischkonzern 3M im Blick.
Angesichts der an den Börsen verteilten Vorschusslorbeeren könnte es
schwierig werden, die Anleger glücklich zu machen, gab Helaba-Experte Apelt zu
bedenken. Zusammen mit dem Zollthema könnte daher die Rekordjagd bei den
Aktienindizes einen Rückschlag erleiden.
Laut Ulrich Kater, dem Chefvolkswirt der Dekabank, erwarten Analysten jedoch
mittlerweile nur noch leicht steigende Gewinne der US-Unternehmen. Dies gebe
genügend Raum für positive Überraschungen und damit für steigende
Kurse./la/niw/he