WIEN (dpa-AFX) - Der Wiener Aktienmarkt hat am Freitag mit deutlichen
Kursverlusten in einem ebenfalls sehr schwachen internationalen Börsenumfeld
geschlossen. Enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten hatten die Stimmung eingetrübt,
die jüngsten Zollentwicklungen sorgten ebenfalls für Unsicherheit.
Der heimische Leitindex ATX
war nach einem richtungslosen
Frühhandel im Verlauf klar ins Minus abgerutscht und beendete den Handel um 1,42
Prozent tiefer auf 4.457,10 Einheiten. Auf Wochensicht ging es für den ATX um
2,6 Prozent abwärts. Der marktbreite ATX Prime gab am Freitag ebenfalls nach und
fiel 1,59 Prozent auf 2.233,62 Punkte.
Im Fokus des heutigen Handelstages stand der US-Arbeitsmarktbericht. Demnach
hat die US-Wirtschaft im Juli deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als
erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft kamen 73.000 Stellen hinzu, Volkswirte
hatten im Schnitt 104.000 neue Stellen erwartet. Der Beschäftigungsaufbau in den
beiden Vormonaten wurde zudem um insgesamt 258.000 Stellen nach unten revidiert.
Die Arbeitslosenquote ist ebenfalls gestiegen, sie legte im Monatsvergleich
um 0,1 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent zu und traf damit die Prognosen. Die
durchschnittlichen Stundenlöhne kletterten gegenüber dem Vormonat wie erwartet
um 0,3 Prozent. "Eine Zinssenkung der US-Notenbank auf der nächsten Sitzung im
September ist somit wieder im Spiel, nachdem ein solcher Schritt nach den
zurückhaltenden Aussagen von Fed-Chef Powell am Mittwoch deutlich weniger
wahrscheinlich erschien", schreiben die Experten der Commerzbank.
Sie sehen in Summe etliche Schwächezeichen am US-Arbeitsmarkt. "Womöglich
gehen die Belastungen für die Unternehmen und die Konsumenten durch die Zölle -
in Form der Geldzahlungen und der erhöhten Unsicherheit - doch nicht so spurlos
an der Wirtschaft vorbei, wie mancher dachte", hieß es in der Commerzbank-Studie
weiter.
Auch von Zollseite gab es am Freitag Neuigkeiten. Die neuen US-Zölle für
Importe aus dem Ausland treten laut einem Regierungsbeamten erst am 7. August in
Kraft, nicht bereits an diesem Freitag. Dies gelte auch für den Zollsatz von 15
Prozent auf Einfuhren aus der EU.
In Wien ging die Berichtssaison mit den Zahlen von ATX-Schwergewicht Erste
Group in die nächste Runde. Die Erste Group hat im ersten
Halbjahr ihre Erträge und ihren Gewinn gesteigert. Die Aktien drehten nach
anfänglichen deutlichen Aufschlägen ins Minus und schlossen um 1,3 Prozent
tiefer.
Beim Branchenkollegen Bawag ging es noch deutlicher um 3,4
Prozent nach unten. Die Aktien der Raiffeisen Bank International
(RBI) fielen um 2,5 Prozent auf 24,80 Euro. Die Deutsche Bank hat das Kursziel
für die Papiere der RBI von 22 auf 24 Euro angehoben und das Rating "Hold"
bestätigt.
Der Vorarlberger Leuchtenkonzern Zumtobel schließt seinen
Produktionsstandort in den USA. Betroffen sind 70 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter aus den Bereichen "Produktion, Forschung & Entwicklung, Logistik und
Verwaltung". Das Werk in Highland im Bundesstaat New York sei "seit längerer
Zeit strukturell defizitär und deutlich unterausgelastet". Die Aktien gaben 2
Prozent nach.
Unter den wenigen Gewinnern im Prime Market fanden sich Versorger. Verbund
legten 0,8 Prozent zu, EVN stiegen 0,2
Prozent./DP/zb