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Im Video:
Ausblick auf die Kapitalmarktentwicklung

Der Start ins Kapitalmarkt-Jahr 2023 war – durchaus überraschend – sehr positiv. Doch die dunklen Wolken aus dem vergangenen Jahr haben sich noch nicht komplett verzogen: Wie weit steigt der Leitzins? Droht noch eine Rezession in Deutschland? Gibt es eine Schieflage am Immobilienmarkt? Und wie nachhaltig ist die Erholung des Euro gegenüber dem Dollar? Christoph Siebecke, Leiter Anlagestrategie & Marktanalyse der OLB, hat diese Fragen eingehend analysiert – und liefert im neuen Kapitalmarktinterview Antworten.

Hören und sehen Sie jetzt im Video-Interview seine Einschätzung.

Marketingmitteilung

OLB Marktfocus

Ausgabe vom 6. Februar 2023

Restart: Euroland und US-Technologie

Lange kannten sie nichts als Wachstum. Die großen Technologiekonzerne galten als sichere Bank für die digitalaffinen Absolventen der großen US-Universitäten. Google, Meta (Facebook), Microsoft und viele andere machten vor allem Schlagzeilen mit ihren harten Auswahlprozessen und dem nicht enden wollenden Strom an Bewerbern. Inzwischen aber rollt eine gewaltige Entlassungswelle durch die Großraumbüros der Digital-Ikonen.

So überrollte sie u. a. die Google-Mutter Alphabet: 12.000 Stellen streicht der Suchmaschinenkonzern weltweit, dies entspricht rund 6  % der Belegschaft. Die Entlassungen müssen teilweise willkürlich und konfus abgelaufen sein. Neben Beschäftigten in der Verwaltung sind nach Unternehmensangaben auch Produktentwickler betroffen. Selbst der sonst so unantastbare Softwareriese Microsoft kündigte den Abbau von 10.000 Stellen an, und kurz zuvor hatte der Onlinehändler Amazon 18.000 Entlassungen veranschlagt. „Im Verlauf des vergangenen Jahres wurden im US-Technologiesektor laut der Beratungsfirma Challenger, Gray & Christmas über 97.000 Jobs gestrichen“, berichtete die Börsenzeitung (20.01.2023). In der Hochphase der Corona-Pandemie hatten die Tech-Konzerne ihre Teams noch erheblich aufgestockt, um eine steigende Nachfrage nach ihren Dienstleistungen bewältigen zu können. Nun ringen sie darum, ihre Kosten unter Kontrolle zu bringen. Rezessionsängste und die hohe Inflation lasteten auf den Erlösen der Branche. Ob das nun nicht nur zu kurzfristigem Stellenabbau führt, sondern gar zu einem Kulturwandel in einer wachstumsversessenen Branche, bleibt abzuwarten. Dass Alphabet der letzte Tech-Protagonist ist, der Massenentlassungen ankündigt, ist indes nicht zu erwarten. Auch SAP kündigte eine Restrukturierung an. 3.000 Jobs stehen weltweit zur Disposition (26.01.2023).

5-Jahreschart ausgewählter Technologieaktien, die Entlassungen angekündigt haben:

Tipps und Trends rund um den Kapitalmarkt im OLB Marktfocus

Dennoch erachten wir es in der Gesamtschau als wichtiges Zeichen auch an die US-Notenbank FED, dass der Job-Boom nun langsam zu Ende gehen sollte. Die FED hatte in den letzten Wochen immer wieder betont, dass sie Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale hätte. Die Entlassungen selbst bei den US-Tech-Giganten zeigt nun, dass die Zinserhöhungen Wirkungen zeigen. Die FED sollte nun langsamer mit ihren Zinserhöhungen fortfahren und bereits im 1. Quartal zum Ende kommen. Das wäre – antizyklisch gedacht – ein mittelfristiges Kaufsignal für US-Technologieunternehmen („Wachstumswerte“/„Growth“).

Kurs halten ist Christine Lagardes neues „Mantra“!

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos hatte EZB-Chefin Christine Lagarde all jene Marktteilnehmer gewarnt, die angesichts der sinkenden Inflationsraten mit einem neuerlichen Kurswechsel in der Zinspolitik rechnen. Damit blieb Lagarde nicht allein, denn ins gleiche Horn stieß Klaas Knot, der niederländische Notenbankchef. Die Europäische Zentralbank sollte ihre Zinserhöhungen um jeweils einen halben Prozentpunkt bei den nächsten beiden Sitzungen fortsetzen. Der Zeitpunkt für eine Verlangsamung sei „noch weit entfernt”, so das EZB-Ratsmitglied. „Wir haben im Dezember einen Schritt zurück von 75 auf 50 Basispunkte (Anmerkung: 100 Basispunkte = 1,00 %) gemacht, das wird das Tempo für eine Vielzahl von Sitzungen sein”, sagte Knot in einem Interview mit der italienischen Zeitung La Stampa. „Das bedeutet mindestens zwei Erhöhungen im Februar und März”, sagte er. „Ich denke, dass wir bis zum Sommer im Straffungsmodus bleiben werden.” Das dürfte die hochverschuldeten Italiener und deren neue, ultrarechte Regierungschefin Giorgia Meloni nicht unberührt lassen. Ein Schuss vor den Bug, wenn man so will.

Letztendlich geht es aber um die hohe Inflation im Euroland, die nahe 10 % liegt. Nüchtern formuliert, betreiben die Notenbanker damit expressives Erwartungsmanagement. Mit aller Macht stemmen sie sich gegen die wachsenden Hoffnungen, dass die Phase großer Zinsschritte schon bald wieder vorbei sein könnte. Das Problem für die Notenbanker besteht darin, dass die Zuversicht an den Märkten auch dazu führt, dass die Finanzierungskonditionen für Kreditzusagen lockerer werden – was die geldpolitische Straffung teilweise konterkariert. Deshalb betonte Lagarde erneut: „Kurshalten ist mein Mantra für geldpolitische Zwecke, keine Frage.“

Inflation im Euroland von 2000 bis 2022:

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Wir gewinnen das Gefühl, dass Frau Lagarde sich nun „einen unnachgiebigen Namen“ machen möchte und dem „Whatever it takes“-Mantra des ehemaligen EZB-Chefs Mario-Draghi zu Zeiten der Euro-Krise (Juli 2012) nachjagt und -eifert. Das „Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen“-Motiv nach dem kommunikativen Inflationsdesaster der EZB aus 2021 verstehen wir, jedoch sollte sich Frau Lagarde nicht zu sehr in eine Ecke drängen lassen. Aber: Wir haben eine klare, kommunizierte Meinung – und das ist gut für die Werthaltigkeit einer Markteinschätzung.

Euroland gewinnt wieder Fans

Nach der Einstellung der russischen Gaslieferungen wuchsen die Bedenken, dass die Energiekrise in Europa bis in den nächsten Winter andauern könnte. Die längerfristigen Gas-Futures bewegten sich daraufhin deutlich nach oben. Dank des unerwartet milden Winterbeginns und robuster Ersatzlieferungen aus anderen Quellen sind die europäischen Gasspeicher jedoch deutlich besser gefüllt als durchschnittlich zu dieser Jahreszeit. Dies stimmt die Investoren zuversichtlicher, dass in Europa kein Gasmangel droht. Die Preise für Gaslieferungen im nächsten Winter sind daher merklich gesunken, was zu einer starken Rally europäischer Aktien geführt hat. Vorausgesetzt der Krieg in der Ukraine erfährt keine Eskalation, wird sich u. E. der europäische Aktienmarkt dieses Jahr gut behaupten, da das Risiko einer tiefen Rezession zurückgeht. Die aktuelle Stärke des Euro gegenüber dem US-Dollar dürfte ebenfalls internationales Kapital anziehen. Unseren Fokus in Europa setzen wir auf dividendenstetige und -starke Substanztitel („Value“).

5-Jahreschart DAX und EuroStoxx 50

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„Wildcard“ 2023: Wiederöffnung Chinas unterstützt Schwellenländeraktien und Rohstoffe

Peking hat beschlossen, sich mit einem „Paukenschlag“ von der Null-Covid Politik zu verabschieden. Dies dürfte in den großen Städten innerhalb weniger Wochen zu einem Höhepunkt der Infektionszahlen führen und den Weg zu einer unerwartet schnellen Konjunkturerholung ebnen. Außerdem dürfte dies dazu beitragen, dass das globale Wachstum seinen Wendepunkt früher erreicht, was sich auf unsere Anlageeinschätzungen auswirkt. Erstens dürften eine stärkere Exportnachfrage und ein schwächerer US-Dollar günstig für Schwellenländeraktien sein. Die Gewinndynamik und die Korrekturen der Gewinnschätzungen haben im Vergleich zu Aktien der Industrieländer wohl die Talsohle erreicht. Der MSCI Emerging Markets Index notiert nach wie vor mit einem Abschlag von rund 40 % zum MSCI World. Dieses Niveau stand in der Vergangenheit für eine positive Wertentwicklung in den nächsten zwölf Monaten.

5-Jahreschart CSI 300 (China), Hang Seng (Hongkong), MSCI Emerging Markets und MSCI Welt Index:

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Zweitens gehen wir von einem stärkeren zyklischen Aufschwung bei Rohstoffen aus. Die Wiedereröffnung in China und eine zügigere Belebung des globalen Wachstums dürften der Nachfrage nach Energie, Industriemetallen und einigen Agrarerzeugnissen positive Impulse geben. Darüber hinaus dürfte das Fehlen eines entsprechenden Angebotswachstums oder sogar die Kürzung der Produktion bei einer Reihe von Rohstoffen höhere Preise begünstigen. Eine unerwartet langsame Erholung des Immobiliensektors in China stellt ein Risiko für unsere Einschätzung dar, weil der erwartete Anstieg der Rohstoffnachfrage dadurch geringer ausfallen würde.

Fazit: Sowohl asiatische Schwellenländeraktien als auch Rohstoffe sehen wir mit positivem Überraschungspotenzial, um von den Chancen zu profitieren, die sich durch die unerwartet rasche Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft ergeben.

Unternehmensanleihen bieten wieder attraktive Renditen

Mit dem starken Anstieg des Zinsniveaus im vergangenen Jahr sind Anleihen wieder deutlich interessanter geworden. Statt einer Negativ-Rendite bieten 5-jährige Bundesanleihen nun eine positive Rendite von rund 2 %. Und für EUR-Unternehmensanleihen guter Bonität im Investmentgrade gibt es aktuell im Schnitt sogar eine Rendite von knapp über 3 %. Die Unternehmen verfügen in der Breite über hohe Cash-Bestände und haben sich im Krisenjahr 2022 insgesamt erstaunlich gut behauptet. Viele erzielten sogar Rekorderträge. Die zunehmende Aufhellung der Frühindikatoren spricht dafür, dass die erwartete Rezession deutlich milder ausfallen wird als ursprünglich befürchtet. Dementsprechend sollte sich auch der Anstieg der in Europa immer noch relativ niedrigen Ausfallraten bei Unternehmen in Grenzen halten. Dennoch sei davor gewarnt, dass es schlecht finanzierte Unternehmen auch „erwischen“ kann.

Hinsichtlich der Ertragserwartungen spricht auch die Historie dafür, dass 2023 ein erfolgreiches Jahr für Anleihe-Investoren werden könnte. Auf Jahre mit deutlichen Verlusten bei Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) folgten meist Jahre mit einem positiven Ergebnis. Das verbesserte Konjunkturbild und die Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen Mitte des Jahres 2023 bereiten jedenfalls solide Voraussetzungen für Unternehmensanleihen in diesem Jahr. Doch auch bei Unternehmensanleihen hier gilt: Je höher die Rendite, desto höher auch das Risiko.

Wendezeiten, volatile Zeiten

Es ist für uns keine Frage, dass uns die Risiken aus dem Ukraine-Krieg und die hohen Inflationsraten weltweit noch länger in Atem halten werden. Begriffe wie „Zeitenwende“ und „Zinswende“ deuten einen Umbruch an, an dem sich zunächst alle Wirtschaftsakteure von Politik (Staatshilfen), Notenbanken (Inflationsbekämpfung und Zinsanpassungen), Unternehmen (Lieferketten) bis hin zu den Verbrauchern (Energie- und Nahrungsmittelpreise) gewöhnen und anpassen müssen. Dieser Prozess läuft und sorgt spätestens seit Februar 2022 für erhöhte Volatilität wie hier z. B. an den internationalen Aktienmärkten abzulesen ist:

Tipps und Trends rund um den Kapitalmarkt im OLB Marktfocus

Wir sehen ebenso, dass der Kapitalmarkt nach der Zinswende der Notenbanken wieder Möglichkeiten für Anleger bietet, Erträge im Zinsbereich zu erwirtschaften. Von Festgeld bis Unternehmensanleihen gibt es wieder was an Zinsen. Wie lange haben wir uns das gewünscht und über die Negativzinsen geflucht. „Hurra, hurra, der Zins ist wieder da!“, pflegen wir nun wieder zu sagen.

Hinzu können gute und stetige Dividenden aus Aktien kommen. Die „Dividendensaison“ startet bald. Letztendlich ist es immer ein Zusammenspiel zwischen Risiko und Rendite, die es individuell abzuwägen gilt. Und es gibt intelligente Lösungen, die gar nicht schwierig sind, wie z. B. das sukzessive Anlegen in Investmentsparverträgen über mehrere Monate hinweg. Gerade berichtete das Deutsche Aktieninstitut (DAI), dass junge Leute diese Form des Anlegens für sich entdeckt haben.

Von den Kapitalmarkt-Experten der OLB ist nicht mehr jeder taufrisch – doch im Geiste fühlt sich jeder jung, wenn an die Börse gedacht wird. Denn nichts ist spannender und hält die Geister wach und frisch!

Wichtige Hinweise

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