Versteckte Kosten und die Schuldenfalle
Am 02 Juni 2021 veröffentlicht von der Blog-Redaktion der OLB
Eine teures Handy mit unbegrenzter Flatrate, neue Markenklamotten und das erste eigene Auto – Statussymbole wie diese haben für viele junge Menschen eine große Bedeutung. Der Überblick über die eigenen Finanzen bleibt dabei mitunter auf der Strecke. Wir klären in unserem Blogbeitrag darüber auf, wie Jugendliche durch versteckte Kosten in die Schuldenfalle geraten können – und was sie dagegen unternehmen können.
Von einer Schuldenfalle spricht man, wenn „die Aufwendungen, Ausgaben o. Ä. die Einkünfte (...) beträchtlich übersteigen und somit eine Schuldentilgung unmöglich wird” (Oxford Languages). Durch Zinsen und Mahngebühren können die Schulden dann weiter ansteigen, selbst wenn monatlich Beträge zurückgezahlt werden. Viele Menschen in Deutschland geraten schon in jungen Jahren in diese oft langfristig belastende Situation. Fast jede/r Zehnte unter 30 Jahren hat offene Verbindlichkeiten, Tendenz steigend. Die Frage ist: Warum verschulden sich immer mehr junge Menschen?
Jugendliche in der Schuldenfalle: Der Umgang mit Geld muss gelernt sein
Eine unwirtschaftliche Haushaltsführung – das gaben die meisten jungen Leute laut statistischem Bundesamt als Ursache für ihre Verschuldung an. Oft geben Jugendliche Geld aus, ohne darüber nachzudenken und sich über die finanziellen Auswirkungen im Klaren zu sein. Das hat auch damit zu tun, dass Eltern mitunter keine guten Vorbilder für ein verantwortungsbewusstes Konsumverhalten sind und Schulen ihrer Rolle in der finanziellen Erziehung ebenfalls nicht ausreichend gerecht werden.
Auto, Internet-Abos, Handyvertrag – versteckte Kosten
Geld auszugeben, welches man in Wirklichkeit nicht besitzt – das ist eine riskante Angelegenheit, auf die sich immer mehr Jugendliche einlassen. Auch beim Ratenkauf besteht die Gefahr einer Verschuldung. Kleine Raten werden schnell unterschätzt, können sich aber in der Summe zu erheblichen Beträgen ansammeln, was sich besonders am Beispiel von Smartphones bemerkbar wird.
Zwei Drittel der Schuldner unter 25 Jahren haben Verbindlichkeiten bei Telekommunikationsanbietern. Viele junge Menschen leisten sich teure Flatrates, da sie immer und überall erreichbar und auf sozialen Netzwerken aktiv sein wollen. Im Falle eines Handyvertrages können sich die monatlichen Kosten so schnell anhäufen, insbesondere wenn es sich um ein teures Gerät handelt, bei dem selbstverständlich auch eine Versicherung nicht fehlen darf.
Doch mit einem elektronischen Gerät sind oft noch mehr Kosten verbunden. Netflix, Spotify, DAZN, Amazon Prime – solche Abonnements wirken einzeln attraktiv und bezahlbar. Doch schnell verliert man hier den Überblick und gerät in die Abofalle. Viele Verträge verlängern sich automatisch oder der Preis steigt, während die Dienste teils kaum genutzt werden.
Eine weitere Ursache für zu hohe Schulden ist das eigene Auto. Es ermöglicht Freiheit, Flexibilität und ist in manchen Kreisen ein bedeutsames Statussymbol. Leasing ist dabei ein beliebtes Mittel, um sich schon früh den großen Traum des teuren Neuwagens zu erfüllen. Fakt ist allerdings, dass es auch beim Leasing versteckte Kosten gibt, die der Leasingnehmer oft nicht einkalkuliert. So verlangen Leasinggeber zum Beispiel mitunter hohe Gebühren von 500 bis 1000 Euro allein für die Überführung des Fahrzeugs. Und neben der Leasingrate müssen Kfz-Steuer, Versicherungen, Sprit, Reparaturen und Inspektionen in regelmäßigen Anständen bezahlt werden. Je nachdem, um welches Auto es sich handelt, summieren sich alle Ausgaben schnell zu hohen dreistelligen Beträgen.
Kommen dann noch Mietzahlungen oder intensives Shopping dazu, sind viele junge Menschen endgültig an ihrer finanziellen Belastungsgrenze angelangt. Selbst wenn sie die monatlichen Zahlungen irgendwie bewältigen können, reicht dann bereits ein unvorhergesehenes Ereignis – ein Unfall oder eine wegfallende Einkommensquelle –, um in den Teufelskreis der Schuldenfalle zu geraten.
Haushaltsbuch statt Privatinsolvenz – So verhindern Sie die Schuldenfalle
Die Konsequenzen einer Verschuldung können im schlimmsten Fall existenzbedrohend sein. Wer seine Rechnungen nicht bezahlt, erhält zunächst Mahnungen, die mit weiteren Gebühren verbunden sind. Zahlt man dann immer noch nicht, schalten sich Inkasso-Unternehmen ein, die oft für weitere Kosten durch vor Allem hohe Gebühren sorgen. So wächst der Schuldenberg weiter und es wird immer schwerer diesen abzubauen. Der Weg in die Privatinsolvenz ist für viele Menschen dann nicht mehr weit.
Damit es so weit gar nicht erst kommt, ist es wichtig, dass Sie Ihr Konsumverhalten immer wieder hinterfragen. Werbung zielt oft bewusst darauf ab, die junge, konsumorientierte Zielgruppe als Kundschaft zu gewinnen. Wenn Sie beispielsweise mit einem Haushaltsbuch Ihre Finanzen klar dokumentieren, können Sie ein Gefühl dafür entwickeln, wofür Sie Geld ausgeben – und so unnötige Ausgaben rechtzeitig verhindern.
Wenn möglich bietet es sich an für unvorhersehbare Ausgaben regelmäßig kleine Beträge "zur Seite" zu legen. Ein solches finanzielles Polster schützt gut vor einer plötzlichen Verschuldung.
Doch selbst wenn Sie gewissenhaft haushalten, kann es immer mal vorkommen, dass Sie sich verschulden müssen. Bevor Sie die Kontrolle über die Situation verlieren, ist es ratsam, eine Schuldnerberatung aufzusuchen. Gegebenenfalls kann auch eine Umschuldung helfen, den Überblick über Ihre Verbindlichkeiten zu behalten.
Eine Schuldenfalle ist gefährlich – doch wir wollen Sie keinesfalls davon abhalten, sich Ihre Träume zu verwirklichen und auch mal größere Investitionen zu tätigen. Wichtig ist jedoch ein vorausschauender und realistischer Umgang mit Ihren Finanzen. Denken Sie zum Beispiel darüber nach einen größeren Traum per Kredit zu finanzieren, so ist eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ein gutes Mittel, um abschätzen zu können, ob Sie sich die monatlich zusätzliche finanzielle Belastung auch wirklich leisten können. Gerne helfen wir Ihnen dabei!